Zusammenfassung
Die Governance-Forschung hat seit der Jahrtausendwende disziplinübergreifend einen bemerkenswerten Auftrieb erhalten. Eine Vielzahl empirischer wie theoretischer Publikationen ist sowohl zum Ablauf von Steuerungs- und Regelungsprozessen als auch zur Rolle von Akteuren und Akteurkonstellationen entstanden (als Übersicht siehe bspw. Blumenthal 2005). Der Begriff „Governance“ selbst wird darin flexibel gehandhabt. Er dient sowohl als Sammelbegriff für jegliche Regelungsprozesse und -strukturen, als normatives Konzept der gelingenden (Staats-) Führung als auch als spezifische Perspektive auf einen Forschungsgegenstand. Mit Governance als Forschungsperspektive sind jedoch keineswegs kennzeichnende methodische Zugänge verbunden. Stattdessen steht sie, als Reaktion auf die Kritik an der Steuerungstheorie der 1980er und 1990er Jahre, für eine Erweiterung des Analyseblicks. Die Governance-Perspektive zielt auf eine Komplexitätssteigerung durch den Einbezug zunächst peripher scheinender Mitspieler/- innen und unterschiedlicher Modi der Handlungskoordination (Altrichter, Brüsemeister und Wissinger 2007). Somit wird zum einen der beschränkende Fokus auf staatliche Aktivitäten sowie auf hierarchische Koordinationsformen gelockert. Zum anderen wird die Bindung relevanter Entscheidungen an die per Gesetz befugte Instanz aufgegeben. Im Fokus der Governance-Analyse stehen vielmehr grundsätzliche Regelungsstrukturen einschließlich der jeweils relevanten Regelungskontexte.
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Bosche, A., Lehmann, L. (2014). Governance und die Suche nach Regelungsmechanismen. In: Maag Merki, K., Langer, R., Altrichter, H. (eds) Educational Governance als Forschungsperspektive. Educational Governance, vol 17. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19148-5_9
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