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Erwachsenenbildung(sprofession) als Akteur-Netzwerk – eine Theorieskizze

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Engagement für die Erwachsenenbildung

Zusammenfassung

Professionen sind Strukturen, die im Rahmen einer funktional differenzierten Gesellschaft die Aufgabe der Zuordnung zwischen gesellschaftlicher Funktion und personeller Zuständigkeit leisten. Die Struktur selbst leistet diese Zuordnung – zunächst abstrakt, indem sie zwischen Professionellen und Nicht-Professionellen unterscheidet, aber auch konkret, indem sie die Zuweisung des Status ‚professionell‘ selbst überwacht. Sie erschafft und erhält sich also, indem sie ihre Außengrenze prozessiert (vgl. Luhmann 1984: 242ff). Professionen entstehen dort, wo individuelle und gesellschaftliche Probleme (Krankheit, Unrecht, Unwissen) zu entsprechenden gesellschaftlichen Relevanzstrukturen (Gesundheit, Gerechtigkeit, Bildung) führen, die ihrerseits in eine professionalisierte Aufgabenstruktur überführt werden können (Heilen, Richten, Lehren), welcher eine akademische Wissensstruktur (Medizin, Jura, Pädagogik) entspricht (vgl. Nittel und Seltrecht 2008: 125).

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Notes

  1. 1.

    Wie beispielsweise in der Profession Medizin: Ob jemand krank ist, entscheidet bekanntlich in diesem Bezugsrahmen nicht man selbst und auch nicht andere wie etwa der Arbeitgeber oder die Apothekerin, sondern der Arzt, und zwar vor dem Hintergrund von Kriterien, die maßgeblich von Ärzten formuliert worden sind.

  2. 2.

    Auch in der Theorie sozialer Systeme spielen Systeme bei der Entstehung anderer Systeme eine Rolle. Mehrere psychische Systeme sind notwendig, damit ein soziales System entstehen kann. Anders als in der ANT besteht letzteres dann aber nicht aus diesen psychischen Systemen, sie sind nur ein (relevanter) Teil der Umwelt für das soziale System (vgl. Luhmann 1984: 346).

  3. 3.

    Nicht zufällig bezieht sich Luhmann an dieser Stelle auf Stephan Fuchs, der im Rahmen seiner eigenen Arbeit Bezüge zur soziologischen Systemtheorie und verschiedenen Netzwerktheorien miteinander verbindet (vgl. Fuchs 2001: 63ff).

  4. 4.

    Es gehört zum Wesen einer Untersuchung im Sinne der ANT, nicht von einer bestehenden Liste von Akteuren auszugehen, sondern diese im Rahmen der Untersuchung, beginnend bei einigen typischen Akteuren, weiter zu entfalten (vgl. Latour 2010: 211ff). An dieser Stelle kann dieser Prozess nur angedeutet werden.

  5. 5.

    Eine genauere Analyse in der Tradition der ANT würde hier weiter die Beziehung von drei Akteuren (der PAS, des Heftes aus den Blättern zur Berufskunde und des Autors) unterscheiden und von dort aus Wege zu weiteren Akteuren, zum Beispiel der Bundesanstalt für Arbeit als Herausgeber der Hefte, erschließen.

  6. 6.

    Es wäre ein Missverständnis, anzunehmen, dass eine Publikation ausschließlich in der strategischen Absicht geschrieben wird, irgendeine Art von ‚Deutungshoheit‘, beispielsweise zum Inhalt der Profession, zu etablieren. Ebenso wenig kann man allerdings davon ausgehen, dass auf dem Weg zu einer wissenschaftlichen Publikation ausschließlich die individuelle wissenschaftliche Überzeugung eine Rolle spielt (vgl. Fleck 1980/1935).

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Pätzold, H. (2013). Erwachsenenbildung(sprofession) als Akteur-Netzwerk – eine Theorieskizze. In: Käpplinger, B., Robak, S., Schmidt-Lauff, S. (eds) Engagement für die Erwachsenenbildung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19116-4_13

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