Zusammenfassung
Während die Prekarisierung der Arbeit ein prominentes Thema der Arbeitsforschung ist, bleibt die Frage nach den Arbeitsbedingungen und ihren gesundheitskritischen Folgen weitgehend ausgespart. Damit ist eine zentrale Bedeutungs- und Handlungsebene der Gestaltung von Arbeits- und Lebensbedingungen, der Arbeits- und Gesundheitsschutz, unterbelichtet. Dementgegen dokumentieren alle Daten der Gesundheitsberichterstattung, dass mit dem Strukturwandel von Wirtschaft und Arbeit in Verbindung mit den demografischen Veränderungen der Erwerbsbevölkerung das Belastungsgeschehen in der Arbeitswelt vielfältiger, komplexer und in seinen Auswirkungen differenzierter geworden ist. Obwohl die „klassischen“ körperlichen Belastungen keineswegs verschwunden sind, wächst die Bedeutung von psychomentalen und psychosozialen Belastungen, die vorwiegend aus Arbeitsorganisation, Arbeitsinhalt, Zeitanforderungen und sozialen Anforderungen resultieren. Psychische Erkrankungen gehören heute zu den häufigsten Krankheitsarten im Hinblick auf die Arbeitsunfähigkeit (vgl. Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2006a) und zu den häufigsten Ursachen der Frühberentung (Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2006b). Weit öfter als Männer sind Frauen von psychischen Störungen bzw. deren Diagnosen betroffen.
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Stolz-Willig, B. (2012). Prekarisierung und Frauenarbeit – (k)ein Thema im Arbeits- und Gesundheitsschutz?. In: Bispinck, R., Bosch, G., Hofemann, K., Naegele, G. (eds) Sozialpolitik und Sozialstaat. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-19024-2_22
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