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Diskursanalyse

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Methodologie, Methoden, Forschungsdesign

Zusammenfassung

Der von Foucault ausgesprochene Wunsch nach methodischer Flexibilität und größtmöglicher Gegenstandsnähe der Diskursanalyse ist gleichzeitig eine Stärke wie auch eine Schwäche. Unter dem Schlagwort der Diskursanalyse wird dementsprechend ein kunterbunter Strauß von theoretischen Zugängen und methodischen Herangehensweisen zusammengefasst, dem weder ein kanonisch festgefügter Diskursbegriff noch ein kanonisiertes Instrumentarium für die Forschung zugrunde liegt. Der inflationäre Gebrauch des Diskursbegriffes und die extensive Auslegung der Forderung, die Diskursanalyse als einen Werkzeugkasten zu verwenden, führen zu einem schwer durchschaubaren Wildwuchs theoretischer und methodischer Ansätze.

Ich wünschte mir, dass meine Bücher eine Art tool-box wären, in der die anderen nach einem Werkzeug kramen können, mit dem sie auf ihrem eigenen Gebiet etwas anfangen können. (Foucault 2002, S. 651)Schließlich glaube ich, dass ich, statt allmählich die so schwimmende Bedeutung des Wortes ‚Diskurs‘ verengt zu haben, seine Bedeutung vervielfacht habe: einmal allgemeines Gebiet aller Aussagen, dann individualisierte Gruppe von Aussagen, schließlich regulierte Praxis, die von einer bestimmten Zahl von Aussagen berichtet. (Foucault 2003a, S. 116)

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Notes

  1. 1.

    Diese Art und Weise der Sinngenerierung, die ein wesentliches Merkmal des Strukturalismus darstellt, lässt sich folgendermaßen veranschaulichen: Der Begriff Baum erhält seine Bedeutung erst durch die Abgrenzung von anderen Begriffen wie beispielsweise Strauch, Blume oder Wiese.

  2. 2.

    Die ordnende Wirkung von Regeln und Praktiken lässt sich folgendermaßen verdeutlichen: Durch den akademischen Diskurs werden die Rollen zwischen Dozenten und Studierenden differenziert (wer?) und die Universität als Ort der inhaltlichen Diskussion bestimmt (wo?) sowie die Standards des wissenschaftlichen Arbeitens formuliert (wie?) und die legitimen Forschungsgegenstände festgelegt (was?). Die einschränkende Wirkung von Regeln und Praktiken untersucht Foucault mithilfe eines als Genealogie bekannten Vorgehens (vgl. Foucault 2003b), das auf ein Charakteristikum des Poststrukturalismus verweist: Im Unterschied zum Strukturalismus werden nicht nur die Mechanismen der Sinngenerierung, sondern – oftmals in kritischer und emanzipatorischer Absicht – die Machteffekte von Diskursen näher betrachtet.

  3. 3.

    Die Funktion der Bedeutungszuschreibung kann folgendermaßen illustriert werden: Ein Gebilde, das aus einer flachen Platte mit vier Stützen besteht, lässt sich als Tisch identifizieren. Je nachdem aber, in welchem Kontext sich ein Tisch befindet, unterscheidet sich dessen Bedeutung: In einem Bürogebäude handelt es sich meist um einen Schreibtisch, in einer Kirche wahrscheinlich um einen Altar.

  4. 4.

    Bei der Interpretation von Daten und der Herstellung einer Außenperspektive sind mehrere Verfahrensweisen hilfreich. 1. Dekonstruktion: Durch die Zerstückelung und Dekontextualisierung des Datenmaterials wird der ursprüngliche Kontext ausgeblendet und so neue Deutungen möglich. 2. Komparative Differenzierung: Bei der Rekonstruktion der zerstückelten und dekontextualisierten Bestandteile sollte gezielt nach alternativen Deutungen gesucht werden, um das Alltagsverständnis zu hinterfragen. 3. Kontextuelle Sinnkonstituierung: Die Rekonstruktion des Kontextes kann sinnvollerweise erst nach der Dekonstruktion und der komparativen Differenzierung auf der Basis vieler Deutungsalternativen geleistet werden. 4. Extensive Sinnauslegung: Aufgrund der zeitintensiven Interpretationsarbeit, sollte der Forschungsprozess soweit wie möglich von Zeit- und Handlungsdruck entlastet sein. 5. Ergebnisprüfung: Die (vorläufigen) Ergebnisse müssen kontinuierlich – auch anhand neuer Daten – überprüft, die Auslegungsverfahren variiert sowie die Daten, die Verfahren und die Ergebnisse kritisch reflektiert werden (vgl. Froschauer und Lueger 2009, S. 129–137).

  5. 5.

    Mit der Dokumentation des Forschungsprozesses ist vor allem die transparente Darstellung und Erläuterung des Vorgehens, der theoretischen Grundlagen und der methodischen Instrumente gemeint. Die argumentative Absicherung der Interpretation zielt insbesondere auf die Plausibilisierung und Begründung der Ergebnisse. Die regelgeleitete Vorgehensweise bezieht sich wiederum darauf, dass die verschiedenen Erhebungs- und Auswertungsverfahren vor der Analyse festgelegt und nachher im Ergebnisbericht nachvollziehbar belegt werden. Die Nähe zum Gegenstand meint vor allem die Angemessenheit des Datenmaterials und der Auswertungstechniken, um ein Phänomen korrekt erfassen zu können. Die kommunikative Validierung zielt darauf, dass die (Zwischen-)Ergebnisse mehrfach einer Kritik durch Außenstehende unterzogen werden sollen, um beispielsweise einseitige Interpretationsansätze aufzudecken. Darüber bietet die Triangulation weitere Möglichkeiten, die Ergebnisse durch andere Daten, Theorien oder Methoden auf ihre Belastbarkeit hin zu überprüfen (vgl. Mayring 2002, S. 140–148).

  6. 6.

    Das offene Kodieren und die Entwicklung vorläufiger, gegenstandsbezogener Hypothesen kann durch Leitfragen und Verfahrensweisen, die den Interpretationsprozess anleiten, systematisiert werden. So bieten beispielsweise die oben bereits angedeuteten Vorschläge von Froschauer und Lueger (2009, S. 129–137) oder auch die Kodierfamilien von Glaser (1978, S. 74–82) wichtige Hilfestellungen für die hermeneutische Arbeit. Wichtige Impulse für das offene Kodieren können darüber hinaus auch von „theoriegenerierende[n] Fragen“ (Böhm 2009, S. 477) ausgehen, die nach dem Gegenstandsbereich (was?), den involvierten Akteuren (wer?), den Facetten eines Phänomens (wie?), der zeitlich-räumlichen Dimension eines Sachverhaltes (wann und wo?), den Begründungsmustern (warum?), den Absichten und Zwecken (wozu?) sowie den Mitteln, Taktiken und Strategien (womit?) fragen (vgl. Böhm 2009, S. 477–478).

  7. 7.

    Climate Engineering (manchmal auch Geoengineering genannt) bezeichnet technologiegestützte, großskalige Maßnahmen, die zur Bekämpfung des Klimawandels in das Erdsystem eingreifen sollen (vgl. The Royal Society 2009).

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Hildebrandt, A., Jäckle, S., Wolf, F., Heindl, A. (2015). Diskursanalyse. In: Methodologie, Methoden, Forschungsdesign. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18993-2_11

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-531-18993-2_11

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