Zusammenfassung
Das deutsche Bildungswesen hat in Vergangenheit und Gegenwart durchaus beachtliche Reformen erlebt. Die Humboldtsche Bildungsreform, die reformpädagogischen Konzepte des 20. Jahrhunderts, die Bildungskritik der 68-er Bewegung oder die selbstkritischen Reaktionen auf die anfänglichen Misserfolge bei PISA sind nur einige der Beiträge, die die Bildungsdiskussion im In- und Ausland befruchteten. Doch so anregend solche Konzepte und einzelne (Schul-)projekte sind, so unbeweglich scheint andererseits das Strukturgefüge des deutschen Bildungssystems. Gerade durch den hohen Grad an Ausdifferenziertheit und Komplexität des systemischen Arrangements zwischen Regionen (Bund, Länder, Kammerbezirke, Regionen, Kommunen), Akteursgruppen (allgemeine und berufliche Bildung, Arbeitgeber, Arbeitnehmer) und Institutionen erfordern Veränderungen ein Maß an Aushandlung und Regulierung, das Reformen nur selten unbeschadet überstehen lässt. Der Deutsche Qualifikationsrahmen scheint ein Beispiel dafür zu sein, wie langjährige Reformanstrengungen an ihrem eigenen Prozess Schaden nehmen. Der Artikel berichtet über Ziele, Reformprozess und Stand der Diskussion über den Europäischen Qualifikationsrahmen.
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Clement, U. (2016). Nationale Qualifikationsrahmen zwischen Aufbruch und Institution. Das Beispiel DQR. In: Altrichter, H., Maag Merki, K. (eds) Handbuch Neue Steuerung im Schulsystem. Educational Governance, vol 7. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18942-0_16
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