Abstract
Reaktivität ist eine Begleiterscheinung sozialwissenschaftlicher Erhebungsmethoden, welche die Validität empirischer Ergebnisse gefährdet. Sie resultiert daraus, dass soziale Wirklichkeit mit sozialen Methoden erforscht wird. Die konkreten Auswirkungen sind vielfältig: Befragte geben falsche Antworten, verweigern Antworten; beobachtete Personen verhalten sich anders, als wenn sie sich nicht beobachtet fühlen. Zu erkennen, ob ein empirisches Resultat ein methodisches Artefakt ist, das nur durch den Einsatz der Erhebungsmethode zustande gekommen ist und außerhalb dieser Erhebung keine Gültigkeit hat, ist bereits schwierig. Noch komplizierter ist der Umgang mit reaktiven Ergebnissen oder gar deren Prävention. Die Maßnahmen reichen von handwerklichen Korrekturen von Erhebungsinstrumenten bis zu allgemein wie spezifisch methodologisch reflektierten Interpretationen der empirischen Ergebnisse oder analytischen Erklärungen für konkrete reaktive Resultate.
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Scholl, A. (2013). Reaktivität im Forschungsprozess. In: Möhring, W., Schlütz, D. (eds) Handbuch standardisierte Erhebungsverfahren in der Kommunikationswissenschaft. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18776-1_5
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