Zusammenfassung
Wenn Los Angeles der Ausgangspunkt für eine Diskussion über die Aktualität der Arbeiten von Mike Davis wäre, dann müsste die Bilanz widersprüchlich ausfallen. Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen von „City of Quartz“ wird man zunächst feststellen müssen, dass die Stadt sich in ihrer grundlegenden Entwicklungslogik nicht viel geändert zu haben scheint. Nach wie vor wird ein wenig nachhaltiger Lebensstil praktiziert, der sich als autogerechte radikale Suburbanisierung (Sprawl) räumlich abbildet und sich durch die Landschaft frisst. Diese umweltfeindliche disperse Stadt stellt wie vor 20 Jahren das dar, was wir mit „L.A.“ im Grunde meinen. Auch heute ist Los Angeles als ein Phänomen beschreibbar, das als regionalisierte Weltstadt administrativ, politisch, sozial und planerisch zu gestalten wäre. Die Entwicklungslogik dieses gesellschaftlich produzierten Raumtypus hat sich nicht wesentlich geändert und deshalb ist die Frage erlaubt, ob die von Davis befürchtete weitere soziale und ethnische Polarisierung in der Weise eingetreten ist, wie dies die düstere Beschreibung in „City of Quartz“ nahegelegt hat. Offensichtlich ist dies aber nicht der Fall. Es ist ruhig geworden um und in Los Angeles. Die in der „Ökologie der Angst“ suggerierten Katastrophen sind ausgeblieben, die Stadt ist nicht durch Erdbeben zerstört worden, das Gangsta-Armageddon, für das die 1992er Riots laut Davis nur das Vorspiel sein sollten, ist nicht eingetreten. Die mit viel Verve gestartete „Los Angeles School“ hat keine tiefen Kerben in die Stadtforschung geschlagen, die Programmatik der „postmodernen Geographie“ hat sich diffus über unterschiedliche Forschungsansätze und in diversen Diskursen verteilt.
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Eckardt, F. (2014). Kritische Stadtforschung: Mit oder nach Davis?. In: Zur Aktualität von Mike Davis. Aktuelle und klassische Sozial- und Kulturwissenschaftler|innen. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-531-18766-2_8
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