Zusammenfassung
Grabbe ist todt. Auf dem unansehnlichen Dettmolder Friedhof hat also diese rastlos bewegte Natur endlich Ruhe gefunden, jene Natur, die so oft als ihr eigner Widerspruch, ja als ihre eigne scharfe Verneinung erschien, eine ursprünglich edle, aber nicht selten von den Dünsten krankhafter Gelüste verdunkelte Natur, deren Erscheinung zuweilen einen wahrhaft unheimlichen Eindruck hervorbrachte, deren Wesen kindlich rührend war. Grabbe war eine Shakspeare’sche Figur, etwas von Hamlet; er erinnerte aber dabei an Ludwig Devrient’s Lorenz Kindlein. Aus dieser Devrient-Kindlein’schen Demuth und Krankhaftigkeit schimmerte stets das angeborne Königliche durch, nicht blos als Hoheit, sondern oft auch als Übermuth und meistens als Ironie. Ich sehe dich Grabbe, wie du jetzt auf deinem frischen Hügel sitzest, und den Leib darunter und die Lebendigen darüber belächelst. Du scheidest von denen, die an dein Grab kommen, die Freunde aus dem Geschmeiß aus, das dich wie Brummfliegen genirt, das heute mit erheuchelter Pietät deinen Manen den Hof macht, während es noch gestern dich mit Koth bewarf, weil du stets zwei Tuchbeinkleider über einander trugst und dich um zwei Uhr Mittags in Stiefeln und Oberrock in’s Federbette legtest, neben welchem das volle Rumglas stand.
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Bergmann, A. (1968). Abteilung. In: Bergmann, A. (eds) Grabbe in Berichten seiner Zeitgenossen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99879-8_13
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99879-8_13
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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