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Paul Ernst »Gesellschaftliche Voraussetzungen«

Aus: »Berliner Tageblatt« 1905 [genauere Angaben nicht zu ermitteln]; hier abgedruckt nach: »Der Weg zur Form«. München: Georg Müller, 3. Aufl. 1928, S. 202 bis 205; 217–218; 222–225

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Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910

Zusammenfassung

Es ist ohne weiteres klar, daß jemand, der über die künstlerische Bewegung seiner Zeit schreiben will, immer einige Schwierigkeiten wird überwinden müssen; heute scheinen diese Schwierigkeiten besonders groß, denn wohl noch nie ging das geistige Leben so nach vielen Seiten auseinander, folgten sich so schnell die verschiedenartigsten Richtungen in der Gunst der Schaffenden, Beurteilenden und Genießenden. Aber gerade unsere Zeit scheint ein sehr großes Bedürfnis zu haben, ihre geistigen Bewegungen selbst zu untersuchen und abzuschätzen.

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Notizen

  1. Die Unsinnigkeit dieser historischen Spekulationen kommt zustande durch die Verquickung eines abstrakt normativen Formbegriffes mit einem ebenso abstrakten Entwicklungsprinzip. So geraten die Romantiker Achim von Arnim (1781–1831), Clemens Brentano (1778–1842) und Zacharias Werner (1768–1832), fern von den wirklichen gesellschaftlichen Voraussetzungen ihrer literarischen Produktion, in die Rolle von Nichtwollenden oder Nichtkönnenden ; die Klassiker, wie schon die deutschen Maler Hans Holbein der Jüngere (1497–1543) und Matthias Grünewald (um 1465–1528), in die von Suchern und Vorbereitern; Kleist und Grillparzer scheitern an Verhältnissen, die im Grunde ihr eigenes Wesen sind. Die wahre Funktion solcher Geschichtsklitterung – sie verweist nicht von ungefähr auf die historischen Abrisse der katholischen Literaturbewegung und der Heimatkunst – besteht im Geltendmachen neuklassischer Ansprüche auf überragende geschichtliche Legitimität; genau besehen im Anspruch, daß die Neuklassik alle bis dahin verfehlten Entwicklungslinien der deutschen Dichtung realisieren könne.

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  2. Karl Gutzkow (1811–1875) und Heinrich Laube (1806–1884), Schriftsteller des „Jungen Deutschland“, wurden wegen ihrer politisch kritischen Tendenzen früh zu Haßobjekten der deutschen ästhetischen Innerlichkeit. Daß Ernst ihnen hier mittelbar auch Begabung und Wissen abspricht und sie zu politisch-sozialen Schwätzern stempelt, gehört schon zu den Formen literarischer Diskriminierung, die – wie der literarische Antisemitismus eines Adolf Bartels – direkt auf die nationalsozialistische Literaturpolitik vorausweisen.

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Erich Ruprecht Dieter Bänsch

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Ruprecht, E., Bänsch, D. (1970). Paul Ernst »Gesellschaftliche Voraussetzungen«. In: Ruprecht, E., Bänsch, D. (eds) Literarische Manifeste der Jahrhundertwende 1890–1910. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_100

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-99502-5_100

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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  • Online ISBN: 978-3-476-99502-5

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