Zusammenfassung
In einem neuen, von Fr. Neumann verfaßten Abriß der altdeutschen Literaturgeschichte 397) ist der »Spielmannsepik« ein Platz ganz am Rande bzw. im Untergrund der allgemeinen Entwicklung zugewiesen: sollte es ein frühes Lied von Salman gegeben haben, dann ist es »im ‘unterliterarischen’ oder ‘halbliterarischen’ Bereich umgelaufen« (S. 88). Ähnlich verhält es sich mit Osw und Or, »obwohl auch diesmal das so Entstandene erst in Verswerken niederster Stufe unter den literarischen Bedingungen des 15. Jahrhunderts auftaucht«. (S. 89) Der Gesichtspunkt ästhetischer Wertung wird konsequent auch auf den Ro angewandt: »bei roh gezimmertem Aufbau« ist der »Gesamtstil unausgeglichen«, weil das Werk »der Grenze des ‘Unterliterarischen’ nahe bleibt« (S. 85). Die »literarische Höhenwelt«, die Osw und Or »wegen ihres zwitterhaften Charakters« nicht haben erreichen können, erklimmt der Ro-Dichter nur mit Hilfe eines »etwas gewaltsamen« Anschlusses »an die Karls-Historie« (S. 89. Vgl. oben S. 46 und 96). Der an anderer Stelle (S. 106ff.) behandelte Er ist nicht so sehr zeitpolitisch motiviert, als »mit überzeitlichen Vorstellungen vom Leben verbunden« (S. 107). Diese von bewußter Pragmatik diktierten Äußerungen stellen noch einmal einige Grundprobleme so klar vor Augen, daß es sich lohnt, in den folgenden Ergänzungen und Nachträgen drei entsprechende Themenkreise nochmals gesondert hervorzuheben: spätmittelalterliche Überlieferung und Lebensform, mündlich-unterliterarische Erzähltradition und — in Bezug auf diese beiden — das Verhältnis der »Spielmannsepen« zur »literarischen« Epik des 12. und 13. Jahrhunderts.
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Notizen
Vgl. o. Anm. 30 (weitere Rezz.: J. Carles, Etudes Germaniques 21 [1966], S. 286f.;
F. H. Bäuml — D. J. Ward, Zur mündlichen Überlieferung des Nibelungenliedes, DVjschr 41 (1967), S. 351–390.
A. B. Lords Hauptwerk steht jetzt auch in deutscher Übersetzung zur Verfügung: Der Sänger erzählt. München 1965.
Insbesondere die Erzählerbemerkungen sind auf mündlichen Vortrag berechnet und haben auch in unbestreitbar schriftlicher Literatur eine bewußt gliedernde Funktion. Das wird reichlich dokumentiert durch H. Koch, Studien zur epischen Struktur des Lancelot-Prosaromans. Diss. Köln 1965.
Interessante Belege für lesen und vorlesen bei W. Ziesemer — K. Helm, Die Literatur des deutschen Ritterordens, Gießen 1951, S. 29.
L. D. Benson, The Literary Character of Anglo-Saxon Formulaic Poetry, PMLA 81 (1966), S. 334–341.
Vgl. o. S. 70. Die Hauptpunkte der Diss. G. Schmidts (o. Anm. 324) sind zusammengefaßt in dessen Aufsatz: Die Darstellung des Herrschers im Nibelungenlied, Wissenschaftl. Zs. d. Karl-Marx-Universität Leipzig 4 (1954/55), Gesellschafts- und sprachwissenschaftl. Reihe, S. 485–499 (s. bes. S. 497f.). Zur Lokalisierung von H (o. S. 27) ist die Ansicht H. Bachs nachzutragen, die Sprache dieser Hs. sei »im wesentlichen die des Südens des Kölner Kulturkreises« (Die Werke des Verfassers der Schlacht bei Göllheim, Bonn 1930, S. 174). Zwei neue kleine Beiträge zum Ro von Ch. Gellinek: Berchter von Meran, ZfdPh 86 (1967), S. 388–390; Marriage by Consent in Literary Sources of Medieval Germany, Studia Gratiana 12 (1967), S. 555–580, S. 570ff.
Abgedruckt bei H. V. Sauerland, Trierer Geschichtsquellen des 11. Jahrhunderts, Trier 1889, S. 175–212.
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Curschmann, M. (1968). Anhang: Ergänzungen und Nachträge bis 1967. In: »Spielmannsepik«. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-99498-1_6
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