Das Grunderlebnis in Dichtung und Leben Heinrich von Kleists

Zusammenfassung

In Kleists Novelle »Der Findling« wird ein eigenartiger Vorfall berichtet. Nicolo, der Findling, kehrt spät in der Nacht in der Maske eines genuesischen Ritters, die er zufällig gewählt hatte, nach Hause zurück; Elvire, seine Pflegemutter, die Gattin des alten Antonio Piachi, dem plötzlich eine Unpäßlichkeit zugestoßen war, war in den Speisesaal gegangen, um eine Flasche mit Essig zu holen. »Eben hatte sie einen Schrank, der in dem Winkel stand, geöffnet, und suchte, auf der Kante eines Stuhles stehend, unter den Gläsern und Caravinen umher: als Nicolo die Tür sacht öffnete, und mit einem Licht, das er sich auf dem Flur angesteckt hatte, mit Federhut, Mantel und Degen, durch den Saal ging. Harmlos, ohne Elviren zu sehen, trat er an die Tür, die in sein Schlafgemach führte, und bemerkte eben mit Bestürzung, daß sie verschlossen war: als Elvire hinter ihm, mit Flaschen und Gläsern, die sie in der Hand hielt, wie durch einen unsichtbaren Blitz getroffen, bei seinem Anblick von dem Schemel, auf welchem sie stand, auf das Getäfel des Bodens niederfiel« (III, S. 363f.). Aus Angst vor dem Alten läßt Nicolo Elviren in ihrer Ohnmacht Hegen; als Antonio sie dann findet, konnte sie »starr vor Entsetzen, wie ihre Zunge war, nicht sprechen«, »zitterte an allen Gliedern« und lag »mehrere Tagelang an einem heftigen Fieber darnieder«.