Zusammenfassung
Im August 1857 — gerade 14 Tage nach dem Tod Emilie Zumsteegs — war in der »Schwäbischen Chronik«, der damals maßgeblichen Stuttgarter Tageszeitung, über die Komponistin zu lesen:
Aber auch ihr Kompositionstalent hat kraftvolle Probe geliefert, und wenn wir uns des Ulrichslieds aus Hauffs Lichtenstein: „Vom Thurme, wo ich oft gesehen“, erinnern, jener Komposition, deren Kraft und Adel das Ansehen der Klassicität bei uns erlangt hat, oder der tiefempfundenen Lieder „Gut Nacht, fahr wohl“, „Sehnsucht der Liebe“, „Mitternacht“‘, „Heimath“, oder der seelenvollen Melodien zu Lenaus Schilfliedern etc., Leistungen, die ebensosehr durch die Originalität der Empfindungen, als durch die Gewandtheit des Satzes die Meisterin beurkunden, so müssen wir bedauern, daß die Komponistin diesem Talente keine ausgebreiteten Entwicklung gewähren zu sollen glaubte.1
Warenalso die Klavierlieder EmilieZumsteegs zu ihrenLebzeiten bekanntund geschätzt, so sind sie wohl bald nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts ist keines der Lieder wieder gedruckt worden.2
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Notizen
Zu E. Zumsteegs Leben und Werk, besonders zum Liedschaffen, vgl. Martina Rebmann, »…das Lied, das du mir jüngst gesungen«. Studien zum Sololied in Württemberg in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Quellen — Funktion — Analyse, Frankfurt am Main [u. a.] 2002, S. 117 bis 180. Zur Überlieferung der Lieder vgl. besonders S. 139ff.
Allgemeine Musikalische Zeitung (künftig: AMZ), Nr. 27 vom Juli 1821, Sp. 479f.
Vgl. dazu das ausführliche Werkverzeichnis Emilie Zumsteegs: Martina Rebmann, »Wie Deine Kunst, so edel war Dein Leben«. Ein Werkverzeichnis der Stuttgarter Komponistin Emilie Zumsteeg«, in: Musik in Baden-Württemberg, Bd. 2, Stuttgart 1995, S. 51–74.
[Wilhelm Tobias] Mehl, Worte am Grabe der Emilie Zumsteeg. Geboren den 9. Dezember 1796. Gestorben den 1. August 1857 / Gesprochen von Herrn Stadtdekan Mehl am 3. August 1857, Stuttgart (Metzler) o. J. [wahrscheinlich 1857], S. 7.
August Bopp (Hrsg.), Ein Liederbuch aus Schwaben, 1. Aufl., Tübingen 1918, 2. Aufl., Tübingen 1921.
Zu den Liedern dieser Komponisten ist bereits geforscht worden. Zu Silcher, Kauffmann und Hetsch vgl. Martina Rebmann, »…das Lied …« (wie Anm. 2), dort jeweils ausführliche Kapitel; allgemein zu Otto Scherzer vgl. Helmut Aichele, Otto Scherzer, Phil. Diss. masch. Tübingen 1951 und Gabriela Rothmund-Gaul, Zwischen Taktstock und Hörsaal. Das Amt des Universitätsmusikdirektors in Tübingen 1817–1952, Stuttgart, Weimar 1998 (Quellen und Studien zur Musik in Baden-Württemberg, Bd. 3), S. 73ff.; zu Gustav Pressel vgl. Kurt Haering, Gustav Presset. Komponist und Musikschriftsteller. 1827–1890, in: Schwäbische Lebensbilder, Bd. 4, Stuttgart 1948, S. 223–232.
Hermann Rosenwald, Das deutsche Lied zwischen Schubert und Schumann, Phil. Diss. Heidelberg 1929.
Ebd., S. 63. — Zum Liedschaffen dieser Personen vgl. zu Kreutzer Anneliese Landau, Das einstimmige Kunstlied Conradin Kreutzers und seine Stellung zum zeitgenössischen Lied in Schwaben, Phil. Diss. Halle/S. 1930; zu Lindpaintner: Reiner Nägele, Peter Joseph von Lindpaintner, sein Leben, sein Werk. Ein Beitrag zur Typologie des Kapellmeisters im 19. Jahrhundert, Tutzing 1993 (Tübinger Beiträge zur Musikwissenschaft, Bd. 14) sowie das Kapitel zu Lindpaintners Liedschaffen in Martina Rebmann, »…das Lied…« (wie Anm. 2), S. 271–311. Zu Kalliwodas Liedern steht eine Untersuchung noch aus; aus der umfangreichen Literatur zu Josephine Lang sei in Auswahl genannt: Roberta Carol Werner, The songs of Josephine Caroline Lang. The expression ofa life, Ann Arbor (Michigan) 1992 (zugl. University of Minnesota, Diss); Albrecht Dürr und Walther Dürr, Josephine Caroline Lang (1815–1880). »Meine Lieder sind mein Tagebuch« und Musikanalytische Beobachtungen, in: Annäherung an sieben Komponistinnen, Bd. 10, hrsg. von Clara Mayer, Kassel, 1999, S. 125–158. Siehe auch den Beitrag von Harald Krebs im vorliegenden Jahrbuch.
Hans Joachim Moser, Das deutsche Lied seit Mozart, Berlin [u. a.] 1937, 2 Bde., hier stets Bd. 1, S. 152ff.
Ernst Bücken, Das deutsche Lied, Hamburg 1938.
Ebd., S. 95. — Johann Christoph Kienlen (1783–1829) absolvierte u. a. Kompositionsstudien bei Luigi Cherubini in Paris und wirkte um 1810 für kurze Zeit als Pianist in Stuttgart. Friedrich Glück (1793–1840) komponierte das Lied »In einem kühlen Grunde« nach einem Text von Joseph von Eichendorff, das zum Volkslied wurde.
Vgl. Friedrich Baser, Musikheimat Baden-Württemberg. Tausend Jahre Musikentwicklung, Freiburg 1963, S. 235.
Zur Biographie des Dichters: Adalbert Elschenbroich, Artikel »Matthisson, Friedrich v.«, in: Neue deutsche Biographie, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 1953ff., hier Bd. 16 (1990), S. 414–416; Hosäus, [?], Artikel »Matthisson, Friedrich von«, in: Allgemeine deutsche Biographie, hrsg. durch die Historische Commission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 1875ff., hier Bd. 20 (1884), S. 675 bis 681; Heinrich Döring, Friedrich von Matthisson’s Leben nach den zuverlässigen Quellen bearbeiter, Zürich 1833.
Vgl. das Verzeichnis der Lieder Johann Rudolf Zumsteegs in: Gunter Maier, Die Ueder Johann Rudolf Zumsteegs und ihr Verhältnis zu Schubert, Göppingen 1971 (Göppinger akademische Beiträge, Bd. 28), S.223ff.
Der Abend / Ein Gedicht von Fr. von Matthisson / In Musik gesetzt und / Sr. Excellenz dem Herrn Grafen H. L von Wintzingeroda / hochachtungsvoll gewidmet / von / Emilie Zumsteeg / Bonn und Cöln bey N. Simrock (Platten-Nummer 1520). Neuausgabe in: Emilie Zumsteeg, Lieder und Duette, hrsg. von Martina Rebmann, Stuttgart (Carus) 1998, Verlagsnummer 40.780, S. 12–14.
Johann Georg Sulzer, Allgemeine Theorie der schönen Künste, 4 Bände, Bd. 1, Teil 2, Biel 1777, S. 178.
Die »Charakteristik der Töne« findet sich in Christian Friedrich Daniel Schubart, Ideen zu einer Ästhetik der Tonkunst, hrsg. von Ludwig Schubart, Wien 1806, S. 377–382 (künftig zitiert als Schubart, Ideen). — Untersucht wurde die Tonartenverwendung bei Johann Rudolf Zumsteeg von Walther Dürr, Das deutsche Sololied im 19. Jahrhundert, Wilhelmshaven 1984, S. 191ff., vgl. auch ders., Sprache und Musik. Geschichte, Gattungen, Analysemodelle, Kassel [u. a.] 1994 (Bärenreiter-Studienbücher Musik, Bd. 7), S. 218f.
Vgl. Ludwig Landshoff, Johann Rudolph Zumsteeg (1760–1802). Ein Beitrag zur Geschichte des Liedes und der Ballade, Berlin [1902], S. 38 und S. 66.
Der von Gustav Schwab und seinem Schwiegersohn Karl Klüpfel herausgegebene Wegweiser durch die Litteratur der Deutschen (Stuttgart 1846) empfahl Schubarts »Ideen« folgendermaßen: Originelle Gedanken über Musik; obgleich einer früheren Zeit angehörig, doch nicht veraltet (S. 36). Im Vorwort schlug Schwab dieses Buch insbesondere auch für den Leseplan eine[r] Dame, Frau oder Jungfrau vor (S. XI).
Vgl. Karl Pfaff, Geschichte der Stadt Stuttgart, nach Archival-Urkunden und anderen bewährten Quellen, Teil 2: Geschichte der Stadt vom Jahre 1651 bis zum Jahre 1845, Stuttgart 1846, S. 527f.; vgl. auch Rudolf Krauß, Schwäbische Literaturgeschichte, 2 Bde., Freiburg 1899, hier Teü 1, S. 339.
Pfaff (wie Anm. 44), S. 527. Vgl. auch Bernhard Zeller, »Der Freiheit eine Gasse«. Schwäbische Dichter um 1840, in: Württemberg um 1840. Beiträge zum 150jährigen Bestehen des Württem-bergischen Geschiehts- und Altertumsvereins, Stuttgart 1994 (Lebendige Vergangenheit, Zeugnisse und Erinnerungen, Schriftenreihe des Württembergischen Geschichts- und Altertumsvereins, Bd. 18), S. 9–23; hier S. 9f.
Eine zusammenfassende Darstellung der schwäbischen Dichtung dieser Zeit findet sich bei Gerhard Storz, Schwäbische Romantik, Stuttgart 1967 (dort auch weitere Literatur); als erstes hat diesen Kreis Rudolf Krauß in seiner Schwäbischen Litteraturgeschichte untersucht (wie Anm. 44, dort vor allem viele Details zum Leben und zur Entstehung des lyrischen Werkes der Dichter.
Nikolaus Lenau, Gedichte, Stuttgart/Tübingen (Cotta) 1832; das »Schilflied« S. 66.
Ders., Werke und Briefe, Bd. 6, Briefe 1838–1847, Teil 1: Text, hrsg. von Norbert Oellers [u. a.], Wien [u. a.] 1990, 6. Juni 1838, Brief an Sophie von Löwenthal, S. 23. — Auch in der zeitgenössischen Musikkritik wurden Emilie Zumsteegs Lieder op. 6, worunter sich die beiden »Schilflieder« befinden, positiv besprochen und aufs Angelegentlichste empfohlen, vgl. AMZ, Jg. 44, Nr. 47 vom 23. November 1842, Sp. 935.
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Rebmann, M. (2002). »Ihr Kompositionstalent hat kraftvolle Probe geliefert«. In: Günther, G., Nägele, R. (eds) Das Lied im Deutschen Südwesten im 18. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-98865-2_7
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