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Abrechnung folgt

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Werte
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Zusammenfassung

Das abschließende Kapitel des Buchs führt Anwendungen des ökonomischen Wertbegriffs auf den Menschen in unterschiedlichen Kontexten vor: Sklaverei, Entschädigung von Opfern nationalsozialistischer Verbrechen, Versicherungspraktiken, Berechnung des Werts eines statistischen Lebens, In-vitro-Fertilisation und genetische Veränderung des Erbmaterials. Der zweite Teil des Kapitels erörtert die Wandlung von Wertbegriffen im Zuge des technischen – vor allem informationstechnologischen – Fortschritts, wenn z. B. menschliche Handlungen der Kontrolle und Überwachung ausgesetzt sind. Inwieweit sich Menschen und Technik miteinander verbinden, sobald sich die Grenzen zwischen Robotik, Genetik und Informationstechnologie auflösen, ist Thema des letzten Teils. Mit Blick auf die Ideale der Harmonie, des Wohlstands und eines langen, vielleicht ewigen Lebens verlegt der Wertbegriff die Gültigkeit des menschlichen Glücksanspruchs in die Zukunft – unter der Bedingung, dass sich mit der Vorstellung von Werten auch der Mensch vollkommen verändert haben möge.

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Notes

  1. 1.

    O. A.: „Market Price of Slaves“, in: The New York Times, 22. August 1863, http://www.timesmachine.nytimes.com/timesmachine/1863/08/22/80291417.html?action=click&contentCollection=Archives&module=LedeAsset&region=ArchiveBody&pgtype=article&pageNumber=4.

  2. 2.

    Henry Charles Carey: The Slave Trade, Domestic and Foreign. Why It Exists and How It May Be Extinguished, Faksimlie der Ausgabe von 1853, New York: Augustus M. Kelley 1967. Carey stellte erstmals verlässliche Zahlen aus Zeitungsanzeigen und -berichten zusammen, wobei zu bedenken gilt, dass auch hier der Preis meist in Südstaaten-Dollar angesetzt werden muss, wie etwa in einem Bericht aus South Carolina, aus dem Carey zitiert: „Two or three families averaged from $1000 to $1100 for each individual […]“ (115). Abraham Lincoln hatte am 1. Januar 1863 die Emancipation Proclamation unterzeichnet, derzufolge Sklaven zu befreien sind. In der Folge gab die Währung in den Konföderierten Staaten nach und der Preis für Sklaven sank.

  3. 3.

    Vgl. Tab. 5 unter „1860“, „South“ und „Value of Slaves“, Samuel H. Williamson und Louis Cain: „Measuring Slavery in 2016 Dollars“, in: Measuring Worth (2018), http://www.measuringworth.com/slavery.php.

  4. 4.

    Ebd.

  5. 5.

    Ebd.

  6. 6.

    Zur Geschichte der Wall Street vgl. das von der Columbia University gemeinsam mit dem Bankhaus J.P. Morgan Chase ins Leben gerufene Projekt Mapping the African American Past (MAAP), das auch über die frühen und in der einschlägigen Literatur meist unterschlagenen Kapitel der Geschichte des weltgrößten Finanzumschlagplatzes Auskunft gibt: http://www.maap.columbia.edu/place/22.html.

  7. 7.

    Vgl. hierzu z. B. Melvin L. Oliver und Thomas M. Shapiro: Black Wealth/White Wealth. A New Perspective on Racial Inequality, 10. Aufl., New York und London: Routledge 2006, 217–219. Die Autoren haben auf die Vergabe toxischer Subprime Loans lange vor der Finanzkrise hingewiesen, die auf der Bündelung und dem Verkauf solcher Kredite sowie überzogenen Spekulationen an der Wall Street zurückzuführen ist.

  8. 8.

    „African Americans cannot earn themselves out of the racial wealth gap. The huge racial wealth gap is a historical legacy that the past continually visits on current generations. But it is more than an obdurate past. The racial wealth gap also results from significant and continuing government policies and discrimination that result in residential and school segregation“, Thomas M. Shapiro und Jessica L. Kenty Drane: „The Racial Wealth Gap“, in: African Americans in the U.S. Economy, hg. von Cecilia A. Conrad u. a., Lanham u. a.: Rowman & Littlefield 2005, 175–181, hier 179.

  9. 9.

    Sklaverei ist leider auch heute noch üblich, z. B. in modernen Formen des Menschenhandels: Sexsklavinnen, Kindersoldaten, Prostituierte, Haushaltskräfte, Billiglohnarbeiter – in den meisten Fällen sind Frauen betroffen.

  10. 10.

    Bundesministerium der Finanzen: „Entschädigung von NS-Unrecht. Regelungen zur Wiedergutmachung“, November 2012, 5, http://www.ghwk.de/fileadmin/user_upload/pdf-wannsee/downloads/entschaedigung_ns-unrecht.pdf.

  11. 11.

    Ebd., 36.

  12. 12.

    Ebd., 29.

  13. 13.

    Didier Fassin: Humanitarian Reason. A Moral History of the Present, Berkeley: University of California Press, 2011, 7. In einer knappen Studie nähert sich Fassin dem Wert des Lebens von Seiten der Philosophie (Benjamin, Wittgenstein und Foucault), um seine Annahmen soziologisch zu untermauern. Einige der von ihm thematisierten Überlagerungen von ethischen und ökonomischen Lebensbegriffen sind auch in diesem Kapitel Gegenstand der Überlegungen, vgl. Didier Fassin: Leben. Eine kritische Gebrauchsanweisung, Berlin: Suhrkamp 2017.

  14. 14.

    Ebd., 235.

  15. 15.

    Ebd., 235. Rassistische Unterschiede erkennen wir z. B. an der Praxis, Menschen an unseren Grenzen zurückzuweisen – ob sie nun Asylsuchende oder Migranten aus ökonomischen Gründen sind. Berechtigte ethische Einwände bestehen dann, wenn wir danach fragen, ob unser eigenes „europäisches“ oder „deutsches Leben“ mehr wert ist als das eines Menschen aus einem anderen Land. Um Menschen anderer nationaler Zugehörigkeit von uns fernzuhalten, investieren wir in Zäune und Mauern, Asylzentren und korrupte Regime, die Migranten aufzunehmen versprechen. Rechneten wir die Kosten, die der Staat in die Undurchlässigkeit seiner Grenzen investiert, auf die Menge an Einreisewilligen um, ergäbe sich ein bedeutender Betrag, der anfällt, um schutz-, hilfe- und glückssuchende Nicht-Europäer fernzuhalten. Eine solche Rechnung wurde meines Wissens bislang nicht erstellt.

  16. 16.

    Kenneth R. Feinberg: What Is Life Worth? The Unprecedented Effort to Compensate the Victims of 9/11, New York: Public Affairs 2005, 76: „I’d picked the $250,000 number because of precedents in long-established federal law governing death benefit payments to police officers and firefighters, as well as subsidized life insurance payments made to survivors of the military personnel killed in action. Despite the conflicting claims from various family groups, I decided to stick to the one-size-fits-all approach to noneconomic loss in the final regulations.“

  17. 17.

    Ebd., 194 (Appendix).

  18. 18.

    Ebd., 178: „Why not provide all victims of terrorism, as well as those who die in floods, earthquakes, or hit-and-run accidents, similar compensation? They too are innocent victims of the unforeseen. And what about the true hero who dies in an effort to save others? Isn’t public compensation justified in such a case?“

  19. 19.

    Christian Scholz u. a.: Human Capital Management. Raus aus der Unverbindlichkeit!, 3., aktualisierte Aufl., Köln: Luchterhand 2011, 18.

  20. 20.

    Ebd., 20.

  21. 21.

    Ernst Engel: Der Werth des Menschen, 1. Teil, Der Kostenwhert des Menschen, Berlin: Simion 1883, 6.

  22. 22.

    Ebd., 78.

  23. 23.

    Vgl. ebd., 16 (Tabelle).

  24. 24.

    Ebd., 20.

  25. 25.

    Rainer Völker: Bewerten und Entscheiden. Grundlagen des wertorientierten und nachhaltigen Managements, Stuttgart: Kohlhammer 2013, 230.

  26. 26.

    W. Kip Viscusi: „Pricing Lives: International Guideposts for Safety“, in: Economic Record 94 (2018), Special Issue, 1–10, hier 1 und 2.

  27. 27.

    „The VSL has become the most important parameter driving the attractiveness of government regulations generally as it plays the central role in the evaluation of health, safety, and environmental regulations“, W. Kip Viscusi: Pricing Lives. Guideposts for a Safer Society, Princeton: Princeton University Press 2018, 9.

  28. 28.

    Ebd., x.

  29. 29.

    „In […] many recent studies, the estimated VSL is often in the $9 Mio. to $11 Mio. range. For concreteness, I will use a VSL estimate of $10 Mio. as the reference figure in much of my discussion“, ebd., 28.

  30. 30.

    Nicht nur von Cass R. Sunstein wurde vorgebracht, dass VSL-Studien rassistische Vorurteile eher verstärken als widerlegen, wenn sie nach klassen-, rassen- und geschlechtsspezifischen Kriterien verfahren, statt sich individuellen Merkmalen zu widmen, vgl. Cass R. Sunstein: „Valuing Life: A Plea for Disaggregation“, in: Duke Journal of Law 54 (2004), 385–445.

  31. 31.

    Hannes Spengler: „Kompensatorische Lohndifferenziale und der Wert eines statistischen Lebens in Deutschland“, in: Zeitschrift für Arbeitsmarktforschung 3 (2004), 269–305, hier 303, http://www.doku.iab.de/zaf/2004/2004_3_zaf_spengler.pdf.

  32. 32.

    In Deutschland gründete Ernst-Wilhelm Arnoldi 1827 die erste deutsche Lebensversicherung, die Gothaer Lebensversicherungsbank. Zur Geschichte der Lebensversicherung vgl. Heinrich Braun: Geschichte der Lebensversicherung und der Lebensversicherungstechnik, 2. Aufl., Berlin: Duncker & Humblot 1963 [erstmals 1925]. Der Forschungsstand zu diesem Thema ist dürftig; auch zu anderen Versicherungsarten gibt es bislang nur eine geringe Zahl an historischen Studien.

  33. 33.

    Andrea Leitner u. a.: „Menschliche Körper und der Wert des menschlichen Lebens. Eine monetäre Bewertung mittels der Schmerzensgeldentscheidungen“, in: Von Körpermärkten, hg. von Andreas Exenberger und Josef Nussbaumer, Innsbruck: Innsbruck University Press 2008, 79–97, hier 81. Eine ähnliche Summe hatte schon Spengler errechnet, jedoch nach anderem Modell (siehe oben, FN 31).

  34. 34.

    Michael J. Sandel: The Case Against Perfection, Cambridge, Massachusetts, und London: The Belknap Press of Harvard University Press 2007, 2 f. Sandel hebt hervor, dass für geklonte Hunde bereits 100.000 US$ gezahlt wurden, ebd., 5.

  35. 35.

    Michael Le Page: „Gene Editing Saves Girl Dying From Leukaemia in World First“, in: New Scientist, 5. November 2015, http://www.newscientist.com/article/dn28454-gene-editing-saves-life-of-girl-dying-from-leukaemia-in-world-first/.

  36. 36.

    Die Sequenzierung des Erbmaterials hat sich in den vergangenen Jahren so sehr verbilligt, dass Firmen wie 23andMe und Ancestry Gentests für Privatpersonen für 100 bis 200 US$ anbieten, je nach Umfang und Art der erwünschten Informationen. Die Erzeugung von Organen aus Stammzellen – lange Zeit mit einem ethischen Bannstrahl versehen – steht heute nicht mehr unter dem Verdacht, gesellschaftliche Werte zugunsten ökonomischer Gewinne und wissenschaftlicher Hybris zu untergraben, sondern wird als medizinisches Werkzeug akzeptiert. Transplantate aus körpereigenen Zellen und selbst von Tierorganen werden mithilfe von gentherapeutischen Eingriffen derart an das menschliche Immunsystem angepasst werden können, dass lange Wartelisten für Spenderherzen, -nieren oder -rückenmark in naher Zukunft der Vergangenheit angehören werden. Die Gesetze sind zurzeit in verschiedenen Ländern unterschiedlich restriktiv, doch steht zu erwarten, dass ethische Tabus gebrochen werden, sobald andernorts die Veränderung genetischen Materials zur Verbesserung des Menschen gestattet sein wird.

  37. 37.

    Ingmar Persson und Julian Savulescu: Unfit for the Future. The Need for Human Enhancement, Oxford: Oxford University Press 2012, 2. „It is desirable that only beings who are morally enlightened, and adequately informed about the relevant facts, should be entrusted with such formidable technological powers as we now possess.“

  38. 38.

    Nick Bostrom und Julian Savulescu: „Introduction“, in: Human Enhancement, hg. von Nick Bostrom und Julian Savulescu, Oxford und New York: Oxford University Press 2009, 20 f.

  39. 39.

    Anders Sandberg und Julian Savulescu: „The Social and Economic Impacts of Cognitive Enhancement“, in: Enhancing Human Capacities, hg. von Julian Savulescu u. a.: Malden, Massachusetts, und Oxford: Wiley-Blackwell 2011, 92–112, hier 98.

  40. 40.

    So jedenfalls lautet Robert Sparrows Vorbehalt: „Human Enhancement for Whom“, in: The Ethics of Human Enhancement. Understanding the Debate, Oxford: Oxford University Press 2016, 127–142, hier 139. Nachdrücklich verweist Allen Buchanan darauf, dass auch bei gleichem Zugang zu neuen Technologien von individuellen und „komplexen“ Akteuren (Gruppen, Unternehmen, Staaten) deren rechtlicher Status höchst unterschiedlich sein würde und das Konzept der Menschenrechte als hinfällig zu erachten wäre, vgl. Beyond Humanity. The Ethics of Biomedical Enhancement, Oxford: Oxford University Press 2013, 236. Enthusiasten der Gentechnik argumentieren dagegen, die Kosten in der Reproduktionsmedizin würden derart drastisch sinken, dass sich Krankenkassen eines Tages dazu bereit erklären müssten, Eingriffe ins Erbgut kostenlos anzubieten. So sieht Henry T. Greely die Verbreitung der „Embryo-Auswahl“ nach künstlicher Befruchtung auf dem Weg zum zukünftigen Standard. In einem Interview äußert sich Greely zu den Kosten: „I think it should bring down health care costs, and, in fact, one of the advantages to it is that it would be so beneficial for public health care costs that I think it would be provided for free. If it costs say, $10.000 to start a baby this way, 100 babies is a million dollars. If you avoid the birth of one baby with a serious genetic disease, you’ve saved $3 [million to] $5 million“, vgl. Aurora McCrae-Crerar: „Will Genetic Advances Make Sex Obsolete?“, Interview mit Henry T. Greely für National Public Radio, 16. Juni 2016, http://www.npr.org/sections/health-shots/2016/06/16/482189322/will-baby-making-move-from-the-bedroom-to-the-lab. Hintergrund ist die Veröffentlichung von Greelys Buch The End of Sex and the Future of Human Reproduction, Cambridge, Massachusetts, und London: Harvard University Press 2016.

  41. 41.

    Vgl. Richard Murray und Charles Hernstein: The Bell Curve. Intelligence and Class Structure in American Life, New York: Free Press 1994. Zur „Bio-Diversity“-Bewegung vgl. Ari Feldman: „Human Biodiversity. The Human Pseudoscientific Racism of the Alt-Right“, in: Forward, 5. August 2016, http://www.forward.com/opinion/national/346533/human-biodiversity-the-pseudoscientific-racism-of-the-alt-right/. Zu Stefan Molyneux vgl. Southern Poverty Law Center: „Stefan Molyneux“, http://www.splcenter.org/fighting-hate/extremist-files/individual/stefan-molyneux.

  42. 42.

    „Radical cognitive enhancement is likely to create beings with a moral status superior to persons. The existence of these morally needy post-persons will lead significant, uncompensated harm to be inflicted on human mere persons“, Nicholas Agar: Truly Human Enhancement. A Philosophical Defense of Limits, Cambridge, Massachusetts, und London: MIT Press 2014, 196. Michael Bess kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen, Our Grandchildren Redesigned. Life in the Bioengineered Society of the Near Future, Boston: Beacon Press 2015, XV.

  43. 43.

    Aus medizinischer Sicht vgl. die ausgewogene Diskussion über „Moral Enhancement“ bei Gregory E. Pence: How to Build a Better Human. An Ethical Blueprint, Lanham u. a.: Rowman & Littlefield 2012, 161–173.

  44. 44.

    Einem weiteren Einwand wird hingegen kaum mehr Beachtung geschenkt werden: dass zwar die freie Entfaltungsmöglichkeit in einer liberalen Gesellschaft als hoher Wert erachtet wird, zugleich aber Kindern, die manipuliertes genetisches Erbgut aufweisen, dieses Recht weitgehend abgesprochen wird: „Die interaktive Struktur von Bildungsprozessen, in denen das Kind stets die Rolle einer zweiten Person einnimmt, macht die charakterformierenden Erwartungen der Eltern grundsätzlich ‚anfechtbar‘. Weil auch eine psychisch fesselnde ‚Delegation‘ der Kinder nur im Medium der Gründe zustande kommen kann, behalten die Heranwachsenden grundsätzlich eine Chance, zu antworten und sich davon retroaktiv zu befreien. […] Eben diese Chance besteht nicht im Falle einer genetischen Fixierung, die die Eltern nach eigenen Präferenzen vorgenommen haben. Eine genetische Intervention eröffnet nicht den kommunikativen Spielraum, das geplante Kind als eine zweite Person anzusprechen und in einen Verständigungsprozess einzubeziehen“, Jürgen Habermas: Die Zukunft der menschlichen Natur. Auf dem Weg zu einer liberalen Eugenik? Erweiterte Ausgabe, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2005, 107.

  45. 45.

    Bei Tests wurde Glyphosat im Urin von 93 % der amerikanischen Bevölkerung festgestellt. Details und verschiedene Studien liefern unter anderem Michelle Perro und Vincanne Adams: What’s Making Our Children Sick. How Industrial Food is Causing an Epidemic of Chronic Illness and What Parents (and Doctors) Can Do About It, White River Junction: Chelsea Green Publishing 2017, 137–156. Seit einigen Jahren sind Forschungsergebnisse in steigender Zahl in Fachjournalen einzusehen, die den Nachweis gesundheitsschädlicher Wirkungen von Glyphosat zeigen, vgl. z. B. eine Reihe von Arbeiten, die Anthony Samsell und Stephanie Seneff vorgestellt haben, darunter „Glyphosate, Pathways to Modern Deseases II: Celiac Sprue and Gluten Intolerance“, in: Interdisciplinary Toxicology 6.4 (2013), http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3945755/; sowie „Glyphosate, Pathways to Modern Diseases III: Manganese, Neurological Diseases, and Associated Pathologies“, in: Surgical Neurology International 6.45 (2015), http://www.surgicalneurologyint.com/surgicalint-articles/glyphosate-pathways-to-modern-diseases-iii-manganese-neurological-diseases-and-associated-pathologies/.

  46. 46.

    World Health Organization: „WHO/FAO Evaluate Safety of Malathion, Diazinon and Glyphosate“, 31. Mai 2016, http://www.who.int/malaria/news/2016/malathion/en/. In einem ersten Prozess hat ein Gericht in Kalifornien dem Kläger Dewayne (Lee) Johnson im August 2018 aufgrund erlittener Gesundheitsschäden 289 Mio. US$ Schadenersatz zugesprochen. In einer zweiten Verhandlung im Oktober des gleichen Jahres bestätigte das Gericht die Entscheidung, reduzierte die Summe aber erheblich auf immerhin noch 78 Mio. US$. Im Jahr 2020 hat sich Bayer dann bereit erklärt, US$ 11 Mrd. an 100.000 Klagende auszuzahlen und hat im Jahr 2021 weitere US$ 4,5 Mrd. für anhängige Fälle veranschlagt. Im gleichen Jahr kündigte Bayer an, es werde Roundup ab 2023 in den USA nicht mehr vertreiben, vgl. Carey Gilliam: „Monsanto Roundup and Dicamba Trial Tracker“, Blog auf U.S. Right to Know, 18. November 2021, https://usrtk.org/monsanto-roundup-trial-tracker-index/.

  47. 47.

    Vgl. Oliver Voss u. a.: „Diese Start-ups stehen vor dem großen Durchbruch“, in: Handelsblatt, 16. Januar 2016, http://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/virtuelle-realitaet-energie-gentechnik-diese-start-ups-stehen-vor-dem-grossen-durchbruch/12797462.html?ticket=ST-3416976-lhvcdJaex70HWoVWe7dt-ap5.

  48. 48.

    Ludwig Burger und Patricia Weiss: „Palantir to Offer Cancer Analytics under JV Deal with Germany’s Merck“, in: Reuters, 19. November 2018, http://www.reuters.com/article/us-palantir-merck-kgaa-jv/palantir-to-offer-cancer-analytics-under-jv-deal-with-germanys-merck-idUSKCN1NO1KH.

  49. 49.

    In den USA bietet die Versicherungsfirma John Hancock, ein Ableger des kanadischen Konzerns Manulife Financial ein ähnliches Vertragsmodell an, vgl. Tara Siegel Bernard: „Giving Out Private Data for Discount in Insurance“, in: The New York Times, 8. April 2015 http://www.nytimes.com/2015/04/08/your-money/giving-out-private-data-for-discount-in-insurance.html?_r=0.

  50. 50.

    Vgl. Philipp Krohn: „Versicherer belohnen fließende Fahrweise“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Oktober 2015, http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/versichern-und-schuetzen/nachrichten/versicherer-belohnen-eine-fliessende-fahrweise-13834615.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0.

  51. 51.

    Der Unterschied zwischen Daten und Informationen besteht darin, dass man unter Daten die im binären Code repräsentierten Bits und Bytes versteht, die für sich genommen neutralen Charakter haben, während erst ihre Bündelung zu einem Datensatz – der Absicht des Sammelnden entsprechend – den begehrten Rohstoff in ein wertvolles Gut verwandelt, das wir „Information“ nennen können. Große Internetkonzerne häufen unterschiedslos Daten an, um sie zu Informationen gebündelt und geordnet an Interessenten zu versteigern.

  52. 52.

    Schon eine von Wolfie Christl erstellte Studie von 2014 nennt eine Reihe von Praktiken, die wir für skandalös halten dürfen, auch wenn sie legal sind, vgl. Kommerzielle Digitale Überwachung im Alltag. Erfassung, Verknüpfung und Verwertung persönlicher Daten im Zeitalter von Big Data: Internationale Trends, Risiken und Herausforderungen anhand ausgewählter Problemfelder und Beispiele, November 2014, http://www.crackedlabs.org/studie-kommerzielle-ueberwachung/info. Inzwischen sind nicht nur die Techniken raffinierter geworden, auch die Internet-Unternehmen werden zunehmend von Gesetzgebern in die Verantwortung genommen und allmählich in ihrem Datenhunger durch staatliche Regulierung eingeschränkt.

  53. 53.

    Vgl. Thomas Rid: Rise of the Machines. A Cybernetic History, New York und London: Norton 2016, 346.

  54. 54.

    Vgl. Ed Finn: What Algorithms Want. Imagination in the Age of Computing, Cambridge, Massachusetts, und London: MIT Press 2017, 41: „All of this – the representational power and logical consistency of symbolic language; the role of language as a bridge between human and computational structures of knowledge – all of it gets swept under the rug of the algorithm, the largely unexamined construct we use to instantiate ideas as processes at the intersection of computation and culture.“

  55. 55.

    Vgl. Michael Lewis: Flash Boys. A Wall Street Revolt, New York: Norton 2014.

  56. 56.

    Virginia Eubanks: Automating Inequality. How High-Tech Tools Profile, Police, and Punish the Poor, New York: St. Martin’s Press 2018, 38 und 183. Zahlreiche Beispiele für diskriminierende Wertvorstellungen, die in Algorithmen eingehen und über Bildungswege, Einkommen und sozialen Aufstieg entscheiden, liefert z. B. auch O’Neil: Weapons of Math Destruction.

  57. 57.

    Wenn auch die seit 25. Mai 2018 geltende Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) verlangt, dass Privatpersonen ihr Einverständnis zur Weitergabe von Daten an Dritte ausdrücklich geben müssen, so ist die schiere Zahl in juristischem Fachjargon formulierten Nutzungsbedingungen weder zu verstehen noch zu beurteilen und führt in der Praxis dazu, dass die meisten von uns auf eine genaue Prüfung verzichten, um weiterhin Zugang zu einer Vielzahl von Internet-Angeboten zu haben.

  58. 58.

    Charlotte Haunhorst: „Was bin ich wert?“, Interview mit Jennifer Lyn Morone, in: jetzt.de [Magazin der Süddeutschen Zeitung], 31. Januar 2015, o. S. Die Webseite Morones gibt Auskunft über das „Produkt“: http://www.jenniferlynmorone.com/.

  59. 59.

    „Rapidly, we approach the final phase of the extensions of man – the technological simulation of consciousness, when the creative process of knowing will be collectively and corporately extended to the whole of human society, much as we have already extended our senses and our nerves by the various media“, McLuhan: Understanding Media, 3 f.

  60. 60.

    „Der als Rationalisierung maskierte Kult der Zahlen hat weitreichende Folgen: Er verändert auch die Art und Weise, wie das Wertvolle oder Erstrebenswerte konstruiert und verstanden wird“, Mau: Das metrische Wir, 14.

  61. 61.

    Vgl. Jean Baudrillard: Simulacres et Simulation, Paris: Édition Galilée 1981.

  62. 62.

    Zur Idee vermittelter Unmittelbarkeit, vgl. Zeller: Ästhetik des Authentischen.

  63. 63.

    Mau: Das metrische Wir, 261.

  64. 64.

    „Online friendship – a concept that muddies the neat boundary between public and private, work and leisure – encapsulates the promise and threat of networks: the promise of an intimacy that, however banal, transcends physical location and enables self-made bonds to ease the loneliness of neoliberalism; the threat of a security based on poorly gated ‚neighborhoods‘“, Wendy Hui Kong Chun: Updating to Remain the Same. Habitual New Media, Cambridge, Massachusetts, und London: MIT Press 2016, 101.

  65. 65.

    Simanowski: Facebook-Gesellschaft, 22. Vgl. hierzu auch José von Dijck: The Culture of Connectivity. A Critical History of Social Media, Oxford und New York: Oxford University Press 2012, 45–67.

  66. 66.

    Howard Berkes: „Amid Data Controversy, NSA Builds Its Biggest Data Farm“, in: National Public Radio, 10. Juni 2013, http://www.npr.org/2013/06/10/190160772/amid-data-controversy-nsa-builds-its-biggest-data-farm. Heute dürfte die Zahl noch übertroffen werden, doch die Angaben schwanken beträchtlich und lassen sich nicht mit Sicherheit angeben.

  67. 67.

    Ähnlich äußert sich Chun: Updating to Remain the Same, 13: „What is most surprising and alarming about the Snowden revelations is the fact that they counted as revelations.“

  68. 68.

    Lanier: Who Owns the Future?, 9, hat einen Ausweg aus der Umverteilung von Einkommen zum Vorteil von Technologiekonzernen vorgeschlagen: „A new kind of middle class, and a more genuine, growing information economy, could come about if we could break out of the ‚free information‘ idea and into a universal micropayment system. We might even be able to strengthen individual liberty and self-determination even when the machines get very good.“ Sein Vorschlag geht dahin, Menschen durch Mikrozahlungen in Höhe eines Bruchteils eines Cents pro Dateneinheit an den Gewinnen von auf Daten spezialisierten Unternehmen zu beteiligen.

  69. 69.

    Siva Vaidhyanathan: The Googlization of Everything (And Why We Should Worry), updated version, Berkeley und Los Angeles: University of California Press 2012, 84: „Google is a system of almost universal surveillance, yet it operates so quietly that at times it’s hard to discern.“

  70. 70.

    Mau: Das metrische Wir, 263.

  71. 71.

    Vgl. App Store, Suche unter „Peeple“. Siehe auch Elle Hunt: „Peeple Review People: The User-Review App You Didn’t Dare to Ask For“, in: The Guardian, 1. Oktober 2015, http://www.theguardian.com/technology/2015/oct/01/peeple-review-people-the-user-review-app-you-didnt-dare-ask-for.

  72. 72.

    In Deutschland hat die Schutzgemeinschaft für Allgemeine Kreditsicherung (Schufa) ein Monopol auf die Finanzdaten aller Kontoinhaber, in den USA teilen sich mehrere, miteinander im Wettbewerb stehende Firmen dieses Privileg.

  73. 73.

    Eine unter der Leitung von Genia Kostka durchgeführte, repräsentative Online-Umfrage vor Einführung des Social Rankings hat ergeben, dass nicht weniger als 80 % der Befragten dem neuen Kontrollsystem positiv gegenüberstehen, vgl. Freie Universität Berlin: „Mehr als zwei Drittel der Chinesen bewerten Sozialkreditsysteme in ihrem Land positiv“, Pressemitteilung 198 (2018), 23. Juli 2018, http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2018/fup_18_198-studie-sozialkreditsystem-china/index.html.

  74. 74.

    Jeremy Bentham: Panopticon, or, The Inspection-House (1787), in: The Panopticon Writings, hg. von Miran Božovič, London und New York: Verso 1995, 28–95.

  75. 75.

    Der Technische Direktor von Eyecool, Shen Xinyng, ist ein Datenspezialist, der zuvor für Google gearbeitet hat.

  76. 76.

    Martin Chorzempa, Fellow am Peterson Institute for International Economics, spricht von „algorithmic governance“ als einem „potentially new way for the government to manage the economy and society“, zit. nach Paul Mozur: „Inside China’s Dystopian Dreams: A.I., Shame and Lots of Cameras“, in: The New York Times, 8. Juli 2018, http://www.nytimes.com/2018/07/08/business/china-surveillance-technology.html.

  77. 77.

    Wir kennen dieses Phänomen aus der Deutschen Demokratischen Republik, wo das Ministerium für Staatssicherheit auf ein Netz von nicht weniger als 189.000 Informellen Mitarbeitern (oder: IMs) zur Überwachung der Bevölkerung zurückgreifen konnte.

  78. 78.

    Sherry Turkle: Alone Together. Why We Expect More from Technology and Less from Each Other, New York: Basic Books 2012, 143 f.: „Well, if I compare having a robot with an immigrant in my house, the kind of person who is available to take care of an elderly person, the robot would be much better. Sort of like flying Virgin Atlantic and having your own movie. You could have the robot be however you wanted it. It wouldn’t be rude or illiterate or steal from you. It would be safe and specialized. And personalized. […] But maybe I’m getting it backwards. I’m not sure I would want a robot taking care of me when I’m old. Actually, I’m not sure I would rather not be alive than be maintained by a robot. The human touch is so important.“

  79. 79.

    John von Neumann: Theory of Self-Reproducing Automata, hg. von Arthur W. Burks, Urbana und London: University of Illinois Press 1966.

  80. 80.

    John von Neumann: The Computer and the Brain, New Haven: Yale University Press 1958.

  81. 81.

    Hans Moravec, einer der Pioniere der Robotik, sprach von „robot bushes“, deren Körper einen Meter lang seien, vier Gliedmaßen von je einem halben Meter hätten, die sich wiederum in je zwei weitere Teile von einem Viertelmeter Länge aufteilten, diese wieder in zwei weitere, bis, der Theorie nach, eine Trillion Mikrofinger die Enden bevölkerten und durch mechanische oder sogar abtrennbare Teile den Roboter in eine Supermaschine verwandle, die alles könne, vgl. Mind Children, 102–108.

  82. 82.

    Bostrom: Superintelligence, 48: „Humanity has gained enormously in collective intelligence over the course of history and prehistory. The gains come from many sources, including innovations in communications technology, such as writing and printing, and above all the introduction of language itself; increases in the size of the world population and the density of habitation; various improvements in organizational techniques and epistemic norms; and a gradual accumulation of institutional capital. In general terms, a system’s collective intelligence is limited by the ability of its member minds, the overheads in communicating relevant information between them, and the various distortions and inefficiencies that pervade human organizations.“ Das „kollektive Wissen“, das sich Menschen über einen langen Zeitraum erarbeitet haben, könnte sich eine Superintelligenz in kürzester Zeit aneignen und weiterentwickeln.

  83. 83.

    Ebd., 100.

  84. 84.

    Pedro Domingos: The Master Algorithm. How the Quest for the Ultimate Learning Machine Will Remake Our World, New York: Basic Books 2018, 268.

  85. 85.

    „Die ‚entscheidende‘ Fähigkeit von Computern hat ersichtlich nichts mit Software zu tun“, meinte Kittler, „sie hängt einzig allein vom Grad ab, in dem eine jeweilige Hardware dergleichen wie ein Schreibsystem beherbergen kann“, Friedrich Kittler: „Es gibt keine Software“, in: Die Wahrheit der technischen Welt. Essays zur Genealogie der Gegenwart, hg. und mit einem Nachwort von Hans Ulrich Gumbrecht, 2. Aufl., Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2014, 285–299, hier 296.

  86. 86.

    Vgl. Adrian Lobe: „Prosa als Programm“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Februar 2017, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/roboterjournalismus-prosa-als-programm-14873449.

  87. 87.

    Hundert Drehbücher haben genügt, um einer Künstlichen Intelligenz namens „Benjamin“ beizubringen, Texte „zu zerlegen, zu analysieren und daraus eine eigene Geschichte zu entwickeln“, die auf dem Science-Fiction-Filmfestival 2016 in London vorgestellt wurde. Der daraus entstandene Film Sunspring beruht auf evolutionärer Programmierung und erhielt große Beachtung, wie Ann-Katrin Gehrmann berichtet: „Computer schreiben jetzt auch Drehbücher“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Juni 2016, http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/koerperloser-science-fiction-drehbuchautor-14288565.html.

  88. 88.

    Siehe oben, Kap. 7.

  89. 89.

    Yuval Noah Harrari: Homo Deus. A Brief History of Tomorrow, New York: HarperCollins 2017, 400. Francis Fukuyama hat schon vor einiger Zeit auf die rechtlichen Defizite zur Kontrolle der Mensch-Maschine-Verschmelzung hingewiesen und ahnte, wie rasch die Wirklichkeit alle juristischen Anstrengungen zur Kontrolle technischer Entwicklungen unterlaufen würde, vgl. Our Posthuman Future. Consequences of the Biotechnology Revolution, New York: Farrar, Straus and Giroux 2002.

  90. 90.

    Vgl. Alex Garland (Drehbuch und Regie): Ex Machina, mit Alicia Vikander, Domhnall Gleeson und Oscar Isaac, Universal Pictures International 2014. Der von Alan Touring schon 1950 skizzierte Test soll erweisen, ab welchem Zeitpunkt ein Proband nicht mehr unterscheiden kann, ob sein Gegenüber ein Mensch oder eine Maschine ist.

  91. 91.

    „Every economically rational employer would prefer androids, since compared to the status quo they provide equal capability at lower cost. So they would very quickly replace most, if not all, human workers“, Erik Brynjolfsson and Andrew McAfee: The Second Machine Age. Work, Progress, and Prosperity in a Time of Brilliant Technologies, New York: Norton 2014, 180.

  92. 92.

    Gill A. Pratt: „Is a Cambrian Explosion Coming for Robotics?“, in: Journal of Economic Perspectives 29.3 (2015), 51–60, hier 57 und 59.

  93. 93.

    So ist nach der Aufgabenbeschreibung des in Großbritannien eröffneten Centre for Data Ethics and Innovation Consultation nicht klar, ob es darum geht, der Bevölkerung Künstliche Intelligenz nahezubringen, oder ob auch Vorschläge zu seiner Steuerung und Kontrolle von ihm zu erwarten sind, ob also geschäftliche oder öffentliche Interessen vertreten werden, vgl. Department for Digital, Media, Culture & Sport: Centre for Data Ethics and Innovation Consultation, United Kingdom, 20. November 2018, http://www.gov.uk/government/consultations/consultation-on-the-centre-for-data-ethics-and-innovation/centre-for-data-ethics-and-innovation-consultation.

  94. 94.

    Vgl. Europäische Union: „Human Brain Project“, http://www.humanbrainproject.eu/en/. Ähnlich ambitioniert, jedoch in einem allgemeinen, nicht allein auf den Nachbau des menschlichen Gehirns beschränkten Rahmen, äußert sich der weltweit agierende Dachverband der Elektroingenieure, das Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE), in seinem Code of Ethics, vgl. https://www.ieee.org/about/corporate/governance/p7-8.html.

  95. 95.

    „Ethics and Society carries out research to identify and address the conceptual, social, ethical, legal and cultural implications and challenges raised by HBP research. We focus on foresight, neuroethics, philosophy, public engagement, and researcher awareness. Ethics and Society also translates ethics research into practice by implementing ethics management and compliance programs for the HBP, and collaborates with an independent Ethics Advisory Board (EAB), as well as produces Opinions on the most immediately relevant ethical issues within the HBP“, vgl. die Webseite „Ethics & Society“ des Human Brain Project, http://www.humanbrainproject.eu/en/social-ethical-reflective/.

  96. 96.

    Simon Parkin: „Teaching Robots Right From Wrong“, in: 1843. The Economist Magazine of Ideas, Lifestyle, and Culture, Juni/Juli 2017, 64–69, hier 66: „Experts agree that Rosa’s approach is sensible. ‚Trying to pre-program every situation an ethical machine may encounter is not trivial‘, explains Gary Marcus, a cognitive scientist at NYU and CEO and founder of Geometric Intelligence. ‚How, for example, do you program in a notion of fairness or harm?‘ Neither, he points out, does this hard-coding approach account for shifts in beliefs and attitudes. ‚Imagine if the US founders had frozen their values, as allowing slavery, fewer rights for women, and so forth? Ultimately, we want a machine able to learn for itself.‘“

  97. 97.

    Vgl. auch Pinar Yanardag u. a.: „Norman AI“, http://www.norman-ai.mit.edu/. Eine Beschreibung gibt Brijan Stephen: „MIT Fed an AI From Reddit And Now It Only Thinks About Murder“, in: The Verge, 7. Juni 2018, http://www.theverge.com/2018/6/7/17437454/mit-ai-psychopathic-reddit-data-algorithmic-bias. Ein anderes Beispiel ist die Einführung eines intelligenten Chatbots durch Microsoft, Tencent und Weibo. Nach einer für gelungen erachteten Testphase in China stellte Microsoft den Bot in den USA im Jahr 2016 der Öffentlichkeit vor. Schon nach 45 min änderte sich der Ton in den Tweets, denn die Sprach- und Denkmuster einer auf Provokation abzielenden und von skeptisch bis zynisch reichenden Menschenmasse kannte Tay.ai, so der Name der Künstlichen Intelligenz, bislang nicht. Da Einfühlsamkeit und Nachahmungswille zum Programm zählten, waren bald Flüche und rassistische Hetze, homophobe und frauenfeindliche Einträge zu lesen, vgl. die kritische Darstellung bei Amy Webb: The Big Nine. How the Tech Titans and Their Thinking Machines Could Warp Humanity, New York: PublicAffairs 2019, 120–123.

  98. 98.

    Spiekermanns Einwand, durch „Kapitalmarktlogik“ komme es in Unternehmen zu einer „Übergewichtung des Werts finanziellen Gewinns“, ist zwar richtig (Digitale Ethik, 192), ihr Vorschlag zur Mäßigung und Zurückhaltung (ebd., 278) dürfte in einem auf Gewinn ausgelegten Umfeld indes kaum Gehör finden.

  99. 99.

    Zit. nach Adrian Lobe: „Die Gesellschaft wird zum Computer“, in: Die Zeit Online, 19. Juli 2017, http://www.zeit.de/2017/30/smartphone-gesellschaft-iphone.

  100. 100.

    So die Juristin Yvonne Hofstetter auf einer Konferenz zum Europäischen Datenschutztag in Berlin, zit nach Lobe: „Die Gesellschaft wird zum Computer“, ebd.

  101. 101.

    Webb: The Big Nine, hat den in Börsenberichten und anderen Selbstoffenbarungen formulierten Wertbekundungen der größten neun Technologiekonzerne Aufmerksamkeit geschenkt und festgestellt, dass sich die Prinzipien gleichen und sich von anderen Unternehmen kaum unterscheiden: hohe Produktivität der Angestellten (Lernfähigkeit), die Herstellung von Produkten, die aus dem Leben der Konsumenten nicht mehr wegzudenken sind (Einzigartigkeit), und die Erhöhung von Gewinnmargen (Profitabilität). Was hingegen gänzlich fehle, sei die Verpflichtung, die von den Unternehmen hergestellten Künstlichen Intelligenzen in den Dienst der Menschheit zu stellen (101).

  102. 102.

    Future of Life Institute: Asilomar AI Principles, http://www.futureoflife.org/ai-principles/.

  103. 103.

    Zurzeit sind Künstliche Intelligenzen aufgrund ihrer Konzentration auf individuelle Probleme noch überraschend unbeholfen und vor allem in unübersichtlichen Situationen meist überfordert, daher die Probleme bei der Entwicklung selbstfahrender Automobile. Elektronischen Gehirnen über Deep Learning Selbstständigkeit angedeihen zu lassen, ist das Ziel vieler KI-Initiativen.

  104. 104.

    Bostrom, 116: „If we now reflect that human beings consist of useful resources (such as conveniently located atoms) and that we depend for our survival and flourishing on many more local resources, we can see that the outcome could easily be one in which humanity quickly becomes extinct.“ Gefahren, die für die Menschheit von Künstlicher Intelligenz ausgehen, sieht die EU-Kommission zurecht in erster Linie in den Anwendungsgebieten und daher in den Menschen, die sich der neuen Techniken zur Kontrolle anderer bedienen. Ein Verordnungskatalog sieht vor, Künstliche Intelligenz auf „sensiblen Feldern“ zu regulieren: „Untersagt werden soll etwa die Nutzung von KI, um das Verhalten, die Meinung oder Entscheidungen von Menschen oder Gruppen direkt zu ihrem Nachteil oder Schaden zu beeinflussen oder um Schwachstellen aufzudecken, die dafür genutzt werden können. Zudem soll die willkürliche und wahllose Überwachung von Menschen und die Nutzung von KI zum ‚Social Scoring‘ verboten sein“, Hendrik Kafsack: „EU-Kommission will KI in manchen Feldern verbieten“, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. April 2021, https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/digitec/eu-kommission-will-kuenstliche-intelligenz-in-manchen-feldern-verbieten-17292106.html.

  105. 105.

    „The Cyborg“, schreibt Haraway, „does not dream of community on the model of the organic family, this time without the oedipal project. The cyborg would not recognize the Garden of Eden; it is not made of mud and cannot dream of returning to dust“, „The Cyborg Manifesto“, 151 (vgl. hierzu auch Kap. 1).

  106. 106.

    In The Singularity is Near prognostiziert Ray Kurzweil einen Wendepunkt in der Geschichte des Planeten, sobald nämlich Maschinen über unser Schicksal bestimmen würden. Bewusstsein und Gefühl sind für ihn lediglich Begriffe der Informationsübertragung, sekundäre Tugenden, die sich zwangsläufig aus der medialen Komplexität der zukünftigen Mensch-Maschine ergeben, vgl. The Singularity Is Near, 205–298. Schon vor nahezu drei Jahrzehnten hat Kurzweil das „Zeitalter der intelligenten Maschine“ ausgerufen, vgl. Ray Kurzweil: The Age of Intelligent Machine, Cambridge, Massachusetts: MIT Press 1990. Kurzweil ist kein Phantast, so sonderbar die von ihm beschriebenen Annahmen über unsere Zukunft auch sein mögen, sondern ein vielfach ausgezeichneter Ingenieur, Unternehmer, Erfinder, Buchautor und Regierungsberater, der seit 2012 in Diensten von Google steht.

  107. 107.

    Miguel Pais-Vieira u. a.: „A Brain-to-Brain Interface for Real-Time Sharing of Sensorimotor Information“, siehe oben, Kap. 1.

  108. 108.

    DNA-Speicher sind extrem lange haltbar – nach ersten Schätzungen mehr als 2000 Jahre bei einer Temperatur von 10 Grad Celsius und Millionen von Jahren bei -18 Grad Celsius, vgl. Jacob Aron: „Glassed-in DNA Makes the Ultimate Time Capsule“, in: New Scientist, 11. Februar 2015, http://www.newscientist.com/article/mg22530084-300-glassed-in-dna-makes-the-ultimate-time-capsule/. Schätzungen zufolge könnte die gesamte Datenmenge des Planeten einschließlich seiner Lebewesen auf der Ladefläche eines Kleinlasters Platz finden, wenn sie in Genen gespeichert würde. Mit Erfolg haben Wissenschaftler zudem Informationen in lebende Organismen eingepflanzt, vgl. Douglas Heaven: „Video Stored in Live Bacterial Genome Using CRISPR Gene Editing“, in: New Scientist, 12. Juli 2017, http://www.newscientist.com/article/2140576-video-stored-in-live-bacterial-genome-using-crispr-gene-editing/.

  109. 109.

    Der Begriff „Transhumanismus“ geht auf den Biologen Julian Huxley zurück, der ihn 1957 als Ausdruck der Selbstbestimmung des Menschen bezeichnete: „The human species can, if it wishes, transcend itself – not just sporadically, an individual here in one way, an individual there in another way, but in its entirety, as humanity. We need a name for this new belief. Perhaps transhumanism will serve: man remaining man, but transcending himself, by realizing new possibilities of and for his human nature“, Julian Huxley: „Transhumanism“, in: New Bottles for New Wine, London: Chatto and Windus 1957, 13–17, hier 17.

  110. 110.

    Schlegel: Gespräch über die Poesie, in: Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd. 2, 312.

  111. 111.

    August Wilhelm Schlegel: Die Kunstlehre, in: Kritische Schriften und Briefe II, hg. von Edgar Lohner, Stuttgart: Kohlhammer 1963, 303.

  112. 112.

    Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: Historisch-Kritische Ausgabe, im Auftrag der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaftten hg. von Wilhelm G. Jacobs u. a., bislang 19 Bde., Stuttgart: Frommann-Holzboog 1976–2022, Bd. 9/1, System des transscendentalen Idealismus (1800), hg. von Harald Korten und Paul Ziche, Stuttgart: Frommann-Holzboog 2005, 329.

  113. 113.

    Manfred Frank: Der kommende Gott. Vorlesungen über die Neue Mythologie, I. Teil, 4. Aufl., Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1984, 210.

  114. 114.

    In Anlehnung an die Ausgangsthese von Bauman: Liquid Modernity.

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Zeller, C. (2022). Abrechnung folgt. In: Werte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05876-8_9

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