Zusammenfassung
In seiner Idylle Der veste Vorsaz (1756) lässt Salomon Geßner einen reflektierend innehaltenden Wanderer ausrufen: „Himmel, welch schauerndes Entzüken!“ (>Geßner 1988, 58). Der junge Mann steht oben an einer Felswand und ist umgeben von „Dunkelheit“, „Dornen“ und „dicht verwebte[n] Sträucher[n]“ (ebd.). Er schaut hinab ins Tal, das Rauschen eines in die Tiefe stürzenden Baches bildet die Begleitmusik. Vermoderte Eichenstämme, Efeu und dunkle Tannen lassen die Gegend als „melancholische[n] Wald“ erkennen, der so recht zu dem Befinden des Wanderers passt. Er hat genug von der Liebe und den Mädchen; er will Amor entfliehen und in dieser unwirtlichen Gegend künftig ein Einsiedlerleben führen. Dann jedoch fällt sein Blick auf die Spur eines kleinen Frauenfußes im Sand. Indem sich seine Imaginationsfähigkeit wiederherstellt, schwindet zugleich sein Wunsch nach Weltentsagung; die Vorstellung künftiger Liebesfreuden gibt ihn sofort dem geselligen Leben wieder. Unverzüglich verlässt er die zwar erhabenen, aber unwirtlichen Höhen und begibt sich hinab in die liebliche Ebene. Hier ist der wahre locus amoenus, der eigentlich arkadische Ort der Hirten.
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Dorgerloh, A. (2022). Idylle in der Kunst des 18. Jahrhunderts und ihre Vorläufer. In: Gerstner, J., Heller, J.C., Schmitt, C. (eds) Handbuch Idylle. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05865-2_17
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