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Die Wissenschaftslehre

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Johann Gottlieb Fichte: Leben und Werk
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Zusammenfassung

Die Philosophien formen die beiden kulturellen Extreme, die alltäglichen Lebenserfahrungen und die Wissenschaften einer Epoche, zu Leitworten um fürs rationale Selbstverständnis der Bürger und für vereinte, vom unmittelbaren Erfahrungswissen ausgelöste, es überschreitende Reformtätigkeit. Sie versetzen das Individuum außerhalb seiner selbst in eine gemeinsame ideelle Welt, von der die lebensnahen Begriffe Ich, Du, Alle umschlossen werden.

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Notes

  1. 1.

    Ein interessantes Beispiel die „Schriften der Teutschen Gesellschaft zu Jena aus den schönen Wissenschaften auf das Jahr 1753“, hg v. C. G. Müller, Jena 1754. Etwas innungsgemäß werden Werke des Witzes angekündigt, die den „Namen eines Meister-Stücks verdienen“, und „einen stark Denkenden unterhalten.“ Der elitäre Anspruch meint aber eine zu bildende Öffentlichkeit, die auf Literatur und historische Wissenschaften, nicht auf Kriege und Dienstbarkeit gerichtet ist. Mehrere Reden vor den Mitgliedern der Gesellschaft werden gedruckt, gleichsam die Repräsentation einer Gruppenöffentlichkeit als Vorbild-Zeichen fürs Ganze. Eine „Rede von dem Glücke, welches bey anbrechendem Frieden den Wissenschaften aufgehet“, eine lange Rhapsodie „Der Flor des Glaubens aus dem Flor der Künste“. Das Abhalten von Reden, dann gedruckt für sich erweiternde Öffentlichkeit, zusammenwirkende Zirkel dafür, es waren die aufklärerischen Vorbereitungen bürgerlicher Öffentlichkeit, die Fichtes Reden und der rhetorische Duktus aller seiner Schriften aufnahmen, und die überhaupt den Stil dieses philosophischen Denkens prägten.

  2. 2.

    7, S. 281 f.

  3. 3.

    Fichte’s Nachgelassene Werke, 1, S. 33.

  4. 4.

    D. G. Herzog, Versuch einer allgemeinen Geschichte der Kultur der deutschen Nation, Erfurt 1795.

  5. 5.

    Nachgel. W. 1, S. 33.

  6. 6.

    Fichte: Bericht über den Begriff der Wissenschaftslehre und die bisherigen Schicksale derselben, 8, 363. Das erst von Fichtes Sohn aus dem Nachlass veröffentlichte Manuskript gibt gutes Verständnis für Fichtes Selbstverständnis seiner Theorie und deren eigentlichen Vorzug gegenüber seinen beiden unmittelbaren Nachfolgern Schelling-Hegel.

  7. 7.

    Fichte’s Nachgelassene Werke, 1, S. 33.

  8. 8.

    S. Maimon, Versuch über die Transzendentalphilosophie, Berlin 1790; Ders., Versuch einer neuen Logik oder Theorie des Denkens, Berlin 1794.

  9. 9.

    Kant, Kritik der reinen Vernunft, § 24; Kant’s Ges. Schriften, 1. Abt, Werke, III, S. 119 f.

  10. 10.

    Zur frühen Kant-Diskussion unter den vielen Schriften: Raffaele Ciafardone, Die Philosophie der deutschen Aufklärung, Stuttgart 1990; N. Hinske, E. Lange, H. Schröpfer, Der Aufbruch in den Kantianismus. Der Frühkantianismus an der Universität Jena von 1785–1800 und seine Vorgeschichte, Stuttgart/Bad Cannstaatt 1995.

  11. 11.

    Erwiderung auf die Einwände Bayles, in: G. W. Leibniz, Philosophische Werke, (hg. Buchenau/Cassirer) Hauptschriften zur Grundlegung der Philosophie, 2. Bd., Leipzig 1924, S. 387 f.

  12. 12.

    Leibniz, Die „Monadologie“, ebd., S. 437 f.

  13. 13.

    „Wir wissen vielmehr, dass der Verstand des Menschen und sein Wille stets während miteinander vereiniget sein … ja es sei sogar unförmlich, wenn man sage, der Wille sei dem Verstande zuwider und beherrsche ihn …“. (zit. n. R. Ciafardone, Die Philosophie der deutschen Aufklärung, Stuttgart 1990, 52).

  14. 14.

    Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion, Zweyter Theil, Braunschweig 1776, 5.

  15. 15.

    Fichte, GA, op. zit., S. 520.

  16. 16.

    Das Thema schön in H. v. Kleists Aufsatz „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“. H. v. Kleists Werke, Bibliogr. Institut o. J., 4, S. 74 ff.

  17. 17.

    Sein, Nichts, Werden waren die elementaren Seinsbestimmungen in Hegels „Logik“. Hegel gründete auf diese elementaren Setzungen seine ontologisch verstandene Logik, die den transzendentalen Handlungsbegriff aus dem Verband der Begründungselemente systematischer Philosophie ausschied. Die geistigen Setzungen repräsentierten bei Hegel ontische Wesenheiten, um die alle begrifflichen Setzungen kreisen.

  18. 18.

    Wissenschaftslehre 1813, GA, 2, 15, S. 144.

  19. 19.

    Ebd., S. 147 f., 150. In der Literatur der aufklärerischen Theologie und Religionsphilosophie waren populäre Fassungen des auffordernden, ins göttliche Wesen aufnehmenden Geist-Begriffes verbreitet. Der geisttheologische Ursprung des Bildbegriffs der Wissenschaftslehre war der zeitgenössischen Diskussion nahe, deren verbreitete populäre Fassung zahlreiche Schriften zeigten, wie etwa: Joly, Claude: „Der Seelen-eyfferige Buss-Prediger / oder Lehr- und Geistreiche Predigen / worin aus Goettlicher Schrifft / Heiligen Vaettern / kernigen Vernunffts-Gruenden / kraefftig … enthalten / was immer den Suender von seinem eigen Suenden-Schlaff aufwecken …kann…“, Augsburg 1726. Schriften solcher Art gehörten zu Fichtes Schulpfortaer Schulzeit.

  20. 20.

    Ebd., S. 168.

  21. 21.

    Nachgel. WW. 2, S. 89.

  22. 22.

    Grimm, Deutsches Wörterbuch, Artikel „Ich“.

  23. 23.

    M. G. Lichtwer, Das Recht der Vernunft, Wien 1772, 47.

  24. 24.

    WW I, S. 414.

  25. 25.

    Hinter der anonym erschienenen, gespielten romantischen Welt-Überwindung verbarg sich der Autor E. A. Friedrich Klingemann (1777–1831). Hier zit. Ed. Bücherwinkel München o. J., S. 65, 97.

  26. 26.

    WW, II, S. 97.

  27. 27.

    Der Naturwissenschaftler Steffens berichtete, wie Fichte in vertrautem Kreise einmal ausgesprochen habe, wie ihm die Idee seiner Philosophie gekommen sei. „Lange hatte ihm vorgeschwebt, wie ja die Wahrheit in der Einheit des Gedankens und des Gegenstandes läge … Da überraschte ihn plötzlich der Gedanke, dass die That, mit welcher das Selbstbewusstsein sich selbst ergreift und festhält, doch offenbar ein Erkennen sei. Das Ich erkennt sich als erzeugt durch sich selber, das denkende und das gedachte Ich, Erkennen und Gegenstand des Erkennens, sind eins, und von diesem Punkte der Einheit, nicht von einer zerstreuenden Betrachtung, die Zeit und Raum und Kategorien sich geben lässt, geht alles Erkennen aus.“ (Fichte im Gespräch 1, S. 63 f.).

  28. 28.

    G. E. Schulze, Aenesidemus oder über die Fundamente der von dem Herrn Professor Reinhold in Jena gelieferten Elementarphilosophie. Nebst einer Verteidigung des Skeptizismus gegen die Anmassungen der Vernunftkritik, 1792.

  29. 29.

    Ich hatte 1968 selbst solche, in Einigem zu kurz greifende Interpretation vorgetragen: Buhr/Irrlitz, Der Anspruch der Vernunft I, Berlin 1968.

  30. 30.

    I, S. 70.

  31. 31.

    GA, II,15, S. 212.

  32. 32.

    Briefe, II, S. 85.

  33. 33.

    Ebd., S. 87.

  34. 34.

    Zuerst an Jacobi, 22.04.1799, Briefwechsel 2, S. 88 ff.

  35. 35.

    1, S. 416.

  36. 36.

    1, S. 412 f.

  37. 37.

    Hegel, Phänomenologie des Geistes, Hegel’s Werke, 2. Bd., Berlin 1841, S. 576 f.

  38. 38.

    Dazu: H.-P. Krüger, Das Politische und Politik in Hegels Wirken zu seiner Zeit, in: A. Arndt/T. Rosefeldt (Hg.). Schleiermacher/Hegel. 250. Geburtstag Schleiermachers / 200 Jahre Hegel in Berlin, Berlin 2020, S. 65–86.

  39. 39.

    GA, II, 15, S. 140.

  40. 40.

    Die Thematik kehrte in der Philosophie des 20. Jh. wieder in Cassirers Kritik des materialistischen Realismus Nicolai Hartmanns.

  41. 41.

    Fichte formuliert das in seinem späten Vorlesungskonzept zur transzendentalen Logik von 1812 kompliziert: „In der Form des Seyns ist es drum nicht bloßes Bild, nicht von sich selbst, denn dann wäre es gleich dem Bilde als Bilde, u. es wäre kein Gegensatz: sondern es ist Bild des Bildes …“. (Nachgel. WW 1, 142) Der Bildbegriff spielte natürlich in allen sensualistischen Wahrnehmungstheorien eine Rolle. Hier überbrückte er die Verlegenheitsfrage, was denn eigentlich das empfindende Subjekt (eigentlich der Organismus) vom außen stehenden Objekt oder Ding übernehme.

  42. 42.

    Hegel: Differenz des Fichteschen und Schellingschen Systems der Philosophie (1801), Glauben und Wissen oder die Reflexionsphilosophie der Subjektivität (1802/1797); Schelling: Abhandlungen zur Erläuterung des Idealismus der Wissenschaftslehre (1796/7), Ideen zur Philosophie der Natur (1792. 21803), Von der Weltseele, … nebst einer Abhandlung über das Verhältnis des Realen und Idealen in der Natur (1798, 21806), Schriften, die große Aufmerksamkeit gewannen und Fichte veranlassten, sein konsequent intellektualistisches Konzept gegen die idealistisch-pantheistische Wendung Schellings zu verteidigen, die dieser als die eigentliche Konsequenz der von Fichte angestoßenen Bewegung darstellte.

  43. 43.

    Wissenschaften heben bei Prinzipien an, „über welche hinaus in der Natur nichts anderes mehr ausfindig gemacht werden kann, das noch einen Teil dieser Wissenschaft ausmachte.“ (Leonardo, Traktat über die Malerei, § 1).

  44. 44.

    Er formulierte bei seiner Begründung systematischer Philosophie schöne Analogien des Problems: dass man wohl eine gut gegründete wissenschaftliche These vorlegen könne, ohne zu wissen, ob sie sich praktisch ausführen lasse. Archimedes habe die Maschine berechnen können, mit welcher der Erdball sich aus seiner Stelle zu bewegen lasse, obgleich er wusste, dass er keinen Platz außerhalb dessen für die Anziehungskraft finden würde, von welchem aus er sie wirken lassen könne. (WW I, S. 46).

  45. 45.

    Das Ausmaß des Pessimismus unter den sozialkritischen Menschenfreunden bei Pestalozzi: „Siehe Dich um, und weine über Dein Geschlecht.“ „Die große Mehrheit der Menschen sowohl in ihrer Masse als in ihrer repräsentativen und concentrirten … ist eben wie große Mehrheit der Erzeugnisse in allen Reichen der Natur gemein und schlecht; das Vollkommene und Edle ist auch unter den Menschen selten und steht gar oft wie ein Licht unter dem Scheffel da.“ (H. Pestalozzi, An die Unschuld, den Ernst und den Edelmuth meines Zeitalters und meines Vaterlandes, Iferten 1815, S. 10).

  46. 46.

    I, S. 140.

  47. 47.

    I, S. 137.

  48. 48.

    Zuletzt eingehend: H.-P. Krüger, Homo absconditus. Helmuth Plessners philosophische Anthropologie im Vergleich, Berlin/Boston 2019.

  49. 49.

    I, S. 434.

  50. 50.

    Ebd.

  51. 51.

    I, S. 444.

  52. 52.

    1, S. 461.

  53. 53.

    I, S. 470.

  54. 54.

    Neben den direkten Kant-Interpretationen aufschlussreich für die zeitgenössische Diskussion: K. L. Reinhold, Beiträge zur Berichtigung bisheriger Missverständnisse der Philosophen, 1789.

  55. 55.

    Dazu M. Bondinellis Einleitung zu Band 2/1 von dessen Ausgabe der Gesammelten Schriften K. L. Reinholds.

  56. 56.

    J. Rachold, Die Illuminaten. Quellen und Texte zur Aufklärungsideologie des Illuminatenordens; Ders., Die aufklärerische Vernunft im Spannungsfeld zwischen rational-metaphysischer und politisch-sozialer Deutung; Schüttler, K. L Reinhold und die Illuminaten.

  57. 57.

    S. Maimon, Versuch über die Transcendentalphilosophie (1790). Salomon Maimon verfasste auch ein kritisches Gutachten über die Kantische Philosophie.

  58. 58.

    I, S. 511.

  59. 59.

    I, S. 513.

  60. 60.

    I, S. 514 f.

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Irrlitz, G. (2022). Die Wissenschaftslehre. In: Johann Gottlieb Fichte: Leben und Werk. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05859-1_4

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  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

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