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Fichtes Nationalidealismus

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Zusammenfassung

Johann Gottlieb Fichte liefert in seiner Schrift „Der geschloßne Handelsstaat“ von 1800 eine detaillierte Theorie eines streng autoritären und totalitären Staats, der keinerlei Beziehungen zum Ausland mehr nötig hat. Gerade aufgrund seiner Isolation soll er sowohl ungeheuren allgemeinen Wohlstand als auch eine ebenso nationale wie soziale Hochkultur entwickeln. Dass dies solange nicht möglich ist, wie ein Staat noch durch fremdländische Einflüsse von seiner eigentümlichen, nationalen Bestimmung ferngehalten wird, zeigt Fichte in den Vorlesungen zu den „Grundlagen des gegenwärtigen Zeitalters“ und in den „Reden an die deutsche Nation“. Erstere üben vernichtende Kritik an der Rationalität und am Liberalismus und Individualismus der Aufklärung, die schlechterdings nicht zu den Deutschen passen, während zweitere eine Idee der Nation als totalem völkischen Staat aus einem Gefühl begründen, das ausschließlich Deutschen möglich ist. Genau deswegen soll Fichte zufolge das Heil der Menschheit und der Welt allein in der deutschen Kultur und ihrer globalen Verbreitung liegen.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. Wilhelm G. Jacobs, Johann Gottlieb Fichte: Eine Einführung, Frankfurt a. M. 2014.

  2. 2.

    Emmanuel Geibel, Deutschlands Beruf (1861).

  3. 3.

    Vgl. Joachim Hruschka, Kant und der Rechtsstaat, Freiburg i. Br. 2015.

  4. 4.

    Die Philosophie Fichtes und die Bedeutung des deutschen Volksgeistes. Fest-Rede, gehalten bei der am 19. Mai 1862 von der philosophischen Gesellschaft und dem wissenschaftlichen Kunst-Verein in dem Arnim’schen Saale veranstalteten Fichtefeier, in: Ferdinand Lassalle, Gesammelte Reden und Schriften. Vollständige Ausgabe in 12 Bänden (hg. u. eingel. v. E. Bernstein), Berlin 1919, Bd. VI, 111–152.

  5. 5.

    Vgl. Samuel Pufendorf alias Severinus de Monzambano, De statu imperii Germanici, Den Haag 1667 (Dt. Die Verfassung des Deutschen Reiches, hg. u. übs. von H. Denzer, Frankfurt a. M. 1994).

  6. 6.

    Alexander Gottlieb Baumgarten, Metaphysica, Halle 17797, § 669.

  7. 7.

    So lautet der Titel einer populären Fassung der Wissenschaftslehre aus dem Jahre 1801 Sonnenklarer Bericht an das größere Publikum, über das eigentliche Wesen der neuesten Philosophie. Ein Versuch, die Leser zum Verstehen zu zwingen.

  8. 8.

    Vgl. Johann Gottlieb Fichte, Darstellung der Wissenschaftslehre (1801/02) (hg. sowie mit einer Einl. u. Anm. versehen v. R. Lauth unter Mitarb. v. P. K. Schneider), Hamburg 21997, 80.

  9. 9.

    Vorlesungsankündigung, GA I.9, 289.

  10. 10.

    Vgl. etwa WL 01/02, 156.

  11. 11.

    Vgl. immer noch: Emil Lask, Fichtes Idealismus und die Geschichte, Tübingen/Leipzig 1902, 9 f. u. 218 ff.

  12. 12.

    Vgl. WL 01/02. Dass gerade diese auch für die späteren Anläufe maßgebliche Fassung heranzuziehen ist, zeigt Jai-jeong Choi, Fichtes Wissenschaftslehre 1801/02 und das Nationalismusproblem in: J Stolzenberg/O.-P. Rudolph (Hg.), Wissen – Freiheit – Geschichte. Die Philosophie Fichtes im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 2, Leiden/Amsterdam 2012, 451–465.

  13. 13.

    Vgl. den Überblick bei Stefan Reiß, Fichtes Reden an die deutsche Nation oder: Vom Ich zum Wir, Berlin 2006, 84–102.

  14. 14.

    Vgl. etwa WL 01/02, 216 f.

  15. 15.

    Vgl. Reiß, 42–52, und Ives Radrizzani, La «machiavélisation» du politique chez le Fichte tardif, in: ders. (Hg.), Fichte lecteur de Machiavel. Un nouveau Prince contre l‘occupation Napoléonienne, Basel 2006, 68–85, insb. 74 ff., u. Gaetano Rammetta, Vérité et politique dans la pensée de Fichte lecteur de Machiavel, in: ebd., 86–97, insb. 96 f.

  16. 16.

    Immanuel Hermann Fichte, Vorrede des Herausgebers, in: Fichtes Werke (hg. v. I. H. Fichte), Berlin 1971 (ND der Ausg. Berlin 1845/46 u. Bonn 1834/35), Bd. VII, XIII.

  17. 17.

    Prolog zur Vesta, GA II.10, 283–285, hier: 284.

  18. 18.

    Vgl. Carl Schmitt, Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte. Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht, Berlin 1991 [ND der Ausg. Berlin/Leipzig 19414]. Dieser Lehre möchte sich auch Björn Höcke (Nz, 282 f.) anschließen.

  19. 19.

    Vgl. Justus Bender, „Ich kann ja nichts dafür, wenn einige Leute spinnen“. Interview mit Alexander Gauland, in: FAZ v. 09.09.19, 2.

  20. 20.

    Vgl Alexander Aichele, Was heißt „Gattung“? Zu einem unaufgeklärten Begriff in Jürgen Habermas‘ Versuch zur Bioethik, in: M. Kaufmann/L. K. Sosoe (Hg.), Gattungsethik – Schutz für das Menschengeschlecht?, Frankfurt a. M. u. a. 2005, 193–210.

  21. 21.

    Vgl. Isaiah Berlin, Freedom and Its Betrayal. Six Enemies of Human Liberty (ed. h. Hardy), Princeton/Oxford 2002, 50–73, aber auch Wilhelm Schmidt-Biggemann, Die Freiheit, der Wille, das Absolute. Fichte als Aus-denker Rousseaus, in: H. Jaumann (Hg.), Rousseau in Deutschland. Neue Beiträge zur Erforschung seiner Rezeption, Berlin/New York 1995, 197–219.

  22. 22.

    Vgl. etwa WL 01/02, 96 f. u. 224.

  23. 23.

    Vgl. ebd., 112.

  24. 24.

    Ebd., 212 f.

  25. 25.

    S. ebd., 80; vgl. Jürgen Stolzenberg, Absolutes Wissen und Sein. Zu Fichtes Wissenschaftslehre von 1801/02, in: Fichte-Studien 12 (1997), 307–322.

  26. 26.

    Vgl. etwa WL 01/02, 41 ff.

  27. 27.

    Hans-Joachim Schoeps, Preußen. Geschichte eines Staates, Frankfurt a. M./Berlin 1981, 112. Vgl. Thomas Stamm-Kuhlmann, König in Preußens großer Zeit. Friedrich Wilhelm III., der Melancholiker auf dem Thron, Berlin 1992, 252 ff.

  28. 28.

    Vgl. dazu Reiß, 38–64, an dem ich mich, was die historischen bzw. politischen Zusammenhänge betrifft, orientiere.

  29. 29.

    So berichtet Johanne Fichte (vgl. J. G. Fichte im Gespräch. Berichte der Zeitgenossen [hg. v. E. Fuchs in Zusammenarbeit mit R. Lauth u. W. Schieche], Bd. 3: 1801–1806, Stuttgart-Bad Cannstatt 1981, 439 [1741]). Vgl. auch GA, Bd. III.5, 367 (Beyme an Fichte, 20.09.1806) u. 371 (Fichte an Hardenberg, 18.10.1806).

  30. 30.

    Ebd.

  31. 31.

    An Hardenberg (18.10.1806), GA III.5, 371.

  32. 32.

    Vgl. Wiederholte ernstl. Deliberation über meine Lage, GA II.10, 91 f.

  33. 33.

    Walter Hubatsch, Die Stein-Hardenbergschen Reformen, Darmstadt 1977, 136.

  34. 34.

    An Johanne Fichte (31.07./01.08. 1807), GA III.6, 157.

  35. 35.

    An Beyme (29.09.1807), GA III.6, 180.

  36. 36.

    An Beyme (02.01.1808), GA III.6, 213.

  37. 37.

    In Beziehung auf den Namenlosen, GA II.10, 83–85, hier: 84.

  38. 38.

    Zur damals üblichen Verteufelung Napoleons vgl. Michael Jeismann, Das Vaterland der Feinde. Studien zum nationalen Feindbegriff und Selbstverständnis in Deutschland und Frankreich 1792–1918, Stuttgart 1992, 76 ff. Zu Fichtes gleichzeitiger Bewunderung für Napoleon vgl. Reiß, 107 ff.

  39. 39.

    Reiß, 109.

  40. 40.

    Diese Seltsamkeit findet sich auch bei Schleiermacher; vgl. Lask (Fn. 14), 209 f.

  41. 41.

    Bekenntnisse I.7.11.

  42. 42.

    Vgl. dazu Reiß, 181–201 ff.

  43. 43.

    Vgl. Stolzenberg,, 320 ff.

  44. 44.

    WL 01/02, 224.

  45. 45.

    Hermann Lübbe, Politische Philosophie in Deutschland. Studien zu ihrer Geschichte, Basel/Stuttgart 1963, 173.

  46. 46.

    Vgl. etwa Carla De Pascale, Der Primat Deutschlands bei Fichte, in: Fichte-Studien 3 (1991), 68–85, insb. 84 f.

  47. 47.

    Vgl. Lask, 260 ff.

  48. 48.

    Bernard Willms, Idealismus und Nation. Zur Rekonstruktion des politischen Selbstbewußtseins der Deutschen, Paderborn u. a. 1986, 125. Zu Willms ausführlich Kap. IV.2.

  49. 49.

    Immanuel Kant, Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, in: Werkausgabe in 12 Bd. (hg. von W. Weischedel), Frankfurt a. M. 1977, Bd. V, 109–264, hier: 118 (A 13).

  50. 50.

    Reiß, 200.

  51. 51.

    Hans Freyer hält dies in seiner nationalsozialistischen Phase naheliegenderweise für einen „völlig einsichtige[n] Zusammenhang“ (Über Fichtes Machiavelli-Aufsatz (1936), in: Ders., Preußentum und Aufklärung und andere Studien zu Ethik und Politik (hg. u. komm. v. E. Üner), Weinheim 1986, 131–150, insb. 143 ff., hier: 146).

  52. 52.

    Vgl. Alexander Aichele, Singend sterben – mit Fichte nach Langemarck: Authentischer Fichteanismus im Ersten Weltkrieg, in: DVjs 81 (2007), 618–637, insb. 632 ff.

  53. 53.

    So der Fichte sonst durchaus nahestehende Friedrich Meinecke, vgl. Weltbürgertum und Nationalstaat (hg. u. eingel. v. H. Herzfeld), München 1962, 109).

  54. 54.

    Vgl. Alexander Aichele, Ernst Bergmann: Religiöser Nationalsozialismus, in: K. Herrmann (Hg.), Sächsische Lebensbilder: Reformation und Luthertum, Wiesbaden 2020.

  55. 55.

    Ernst Bergmann, Fichte, der Erzieher zum Deutschtum, Leipzig 1915, 318.

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Aichele, A. (2021). Fichtes Nationalidealismus. In: Deutsch denken. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05715-0_2

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