Zusammenfassung
›Topographie‹ meint das Beschreiben von Orten, aber auch das Be-Schreiben in oder mit Orten. Orte sind sowohl Gegenstand als auch Medium topographischen Schreibens und Beschreibens. Die Kartographie ist die in der Geschichte der Medien abendländischer Wissenskultur am weitesten spezialisierte und am höchsten ausdifferenzierte topographische Schreibweise. Doch ist für die enorme Produktivität des Begriffs der ›Karte‹ (nicht erst) seit dem sogenannten ›topographical turn‹ in den Kulturwissenschaften gerade das Spiel der Bezüge zwischen den verschiedenen Sinnen des »Ortes« — als geographischer, rhetorischer, mnemotechnischer Ort — entscheidend. Die Beiträge dieser Sektion buchstabieren in unterschiedlicher Weise und mit Bezug auf ganz verschiedene historische Epochen (vom Mittelalter bis zur Gegenwart) die verschiedenen Modi dieser Bezüge aus. Das breite Bedeutungsspektrum des Begriffs ›Topographie‹ — als räumliche Metaphorik, als Verräumlichung narrativer Verfahren, als topisch organisierte Schrift, als diagrammatische Anordnung von Daten oder als kartographische Aufzeichnung und Interpretation von Räumen und Geschichte(n) — wird dabei aus der Perspektive der kartographischen Repräsentation im Spannungsfeld zwischen Ordnung und Ortung thematisiert.
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Anmerkungen
Nach Goodman sind Karten Diagramme eines hybriden Typs, bei dem sich analoge und digitale Daten vermischen. Vgl. Goodman, Nelson: Sprachen der Kunst. Entwurf einer Symboltheorie. Übers. v. Bernd Philippi. Frankfurt a.M. 1995, S. 163.
Vgl. Krausse, Joachim: »Informatie in één oogopslag. Over de geschiedenis van diagrammen/Information at a glance. On the history of the diagram«. In: OASE. Tijdschrift voor architectuur, Nr. 48 (1998), S. 19.
Vgl. Krüger, Herbert: »Das Heilige Jahr 1500 und Erhard Etzlaubs Romweg-Karte«. In: Erdkunde 4 (1950), H. 3/4, S. 137–141.
Vgl. Lane, Frederic C.: »The Economic Meaning of the Invention of the Compass«. In: The American Historical Review 68 (1963), No. 3, S. 605–617.
Vgl. Granzow, Uwe: Quadrant, Kompass und Chronometer. Technische Implikationen des euro-asiatischen Seehandels von 1500 bis 1800. Stuttgart 1986.
Vgl. Woodward, David: »Medieval Mappaemundi«. In: Harley, John B./Woodward, David (Hg.): The History of Cartography. Vol. I: Cartography in Prehistoric, Ancient and Medieval Europe and the Mediterranean. Chicago/London 1987, S. 286–370.
Vgl. Snyder, John P.: Flattening the Earth. Two Thousand Years of Map Projections. Chicago/London 1993, S. 43–48.
Vgl. Boelhower, William: »Inventing America: A Model of Cartographic Semiosis«. In: Word and Image. A Journal of verbal/visual Enquiry 4 (1988), No. 2, S. 475–497, hier: S. 479. Boelhower schließt an Henri Lefebvres Triade von sozialen Praktiken, Repräsentation des Raumes und Repräsentationsraum an.
Vgl. Lefebvre, Henri: La production de l’espace. Paris 1974.
Dies scheint hingegen der für Karl Schlögel primäre Aspekt kartographischer Repräsentation zu sein. Vgl. Schlögel, Karl: Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik. München/Wien 2003, S. 86.
Vgl. die für diesen Ansatz exemplarische Studie von Schäffner, Wolfgang: »Schauplatz der Topographie. Zur Repräsentation von Landschaft und Körper in den Niederlanden (1550–1650)«. In: Müller, Jan-Dirk (Hg.): ›Aufführung‹ und ›Schrift‹ im Mittelalter und Früher Neuzeit (= Germanistische Symposien, Berichtsbände XVII). Stuttgart/Weimar 1996, S. 596–618.
Vgl. Certeau, Michel de: Kunst des Handelns. Übers. v. Ronald Voullié. Berlin 1988.
Vgl. Cassirer, Ernst: Philosophie der symbolischen Formen. Zweiter Teil: Das mythische Denken. Darmstadt 61973, S. 105.
Weigel, Sigrid: »Zum ›topographical turn‹. Kartographie, Topographie und Raumkonzepte in den Kulturwissenschaften«. In: Kultur Poetik. Zeitschrift für kulturgeschichtliche Literaturwissenschaft 2 (2002), S. 151–165, hier: S. 165.
Vgl. Carroll, Lewis: Die Jagd nach dem Schnark/The Hunting of the Snark. Frankfurt a.M. 1982. — Eine Karte wie die des Bellman existiert übrigens tatsächlich: es handelt sich um das Blatt NE-29-XXIV des Institut Géographique National (IGN), das einen Teil der Islamischen Republik Mauretanien zeigt (Fond topographique au 1:200.000 — Type régions désertiques). Es ist die »weißeste« Karte des IGN: ein Rahmen um einen leeren Raum. Vgl. Cartes et figures de la terre. Exposition réalisée par le Centre de Création Industrielle … au Centre George Pompidou [Ausstellungskatalog]. Paris 1980, S. 221.
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Siegert, B. (2005). Einleitung. In: Böhme, H. (eds) Topographien der Literatur. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05571-2_1
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