Zusammenfassung
Die vorliegende Studie befaßt sich mit einem Segment der diskursiven Rahmenbedingungen, unter denen es zur Kanonisierung deutscher Klassiker kam. Sie geht davon aus, daß solche Bedingungen sich nicht bruchlos im Selbstverständnis der beteiligten Akteure abbilden und ihnen insoweit auch nicht intentional verfügbar sind. Das macht eine heuristische Unterscheidung zwischen manifesten und latenten Faktoren im Prozeß der Kanonbildung sinnvoll. Es reicht nicht hin, Kanonentscheidungen in der Art von Urteilen aufzufassen, bei denen bestimmten Werken kanonbefähigende Qualitäten aufgrund expliziter oder doch explizierbarer Kriterien zuerkannt werden. Man muß vielmehr das dichte und komplexe Geflecht der Motive untersuchen, die solche Wertzuschreibungen steuern, ohne in ihrem manifesten Text entsprechend vertreten zu sein.
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Notizen
Margareta Klopstock, Hinterlaßne Schriften, Hamburg 1759, VII.
Vgl. Anton P. Carstens (Hrsg.), Zeugnisse treuer Liebe nach dem Tode tugendhafter Frauen. In gebundener deutscher Rede abgestattet von ihren Ehemännern, Hannover 1743.
Vgl. Richard Alewyn, »Klopstocks Leser«, in: Bernhard Fabian (Hrsg.), Festschrift für Rainer Gruenter, Heidelberg 1978, 100–121.
Rolf Engelsing, Der Bürger als Leser. Lesergeschichte in Deutschland 1500–1800, Stuttgart 1974, 192.
Vgl. z. B. Wilhelm Traugott Krug, Philosophie der Ehe. Ein Beytrag zur Philosophie des Lebens für beyde Geschlechter, Leipzig 1800, 170 ff.
Adam Müller, Zwölf Reden über die Beredsamkeit und deren Verfall in Deutschland, Kritische, ästhetische und philosophische Schriften, hrsg. Walter Schroeder, Werner Siebert, 2 Bde., Neuwied, Berlin 1967, I, 293–451, hier: 9. Rede, 415.
Edward Young, Gedanken über die Original-Werke, Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1760, Heidelberg 1977, 57.
Vgl. Max L. Baeumer, »Der Begriff ›klassisch‹ bei Goethe und Schiller«, in: Reinhold Grimm, Jost Hermand (Hrsg.), Die Klassik-Legende, Frankfurt a. M. 1971, 17–49, hier: 19 f.
Vgl. Wolfgang Martens, Die Botschaft der Tugend. Die Aufklärung im Spiegel der deutschen Moralischen Wochenschriften, Stuttgart 1968, 520 ff.
Dominik von König, »Lesesucht und Lesewut«, in: Herbert G. Göpfert (Hrsg.), Buch und Leser. Vorträge des ersten Jahrestreffens des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Geschichte des Buchwesens 1976, Hamburg 1977, 89–124, hier: 105.
Karl Morgenstern, Johannes Müller oder Plan im Leben nebst Plan im Lesen und von den Grenzen weiblicher Bildung. Drey Reden, Leipzig 1808, 7.
Carl August Böttiger, Ueber den Misbrauch der deutschen Lectüre auf Schulen und einigen [sic] Mitteln dagegen, Leipzig 1878, 5.
Joh. M.G. Beseke, »Ueber Lectüre und Selbststudium«, Deutsches Museum 1/4, Leipzig 1786, 360–365, hier: 360.
Erich Schön, »Weibliches Lesen: Romanleserinnen im späten 18. Jahrhundert«, in: Helga Gallas, Magdalene Heuser (Hrsg.), Untersuchungen zum Roman von Frauen um 1800, Tübingen 1990, 20–40, hier: 23.
Der Ausdruck stammt aus dem Hesperus. Vgl. Wulf Köpke, »›Von den Weibern geliebt‹: Jean Paul und seine Leserinnen«, in: Barbara Becker-Cantarino (Hrsg.), Die Frau von der Reformation zur Romantik. Die Situation der Frau vor dem Hintergrund der Literatur- und Sozialgeschichte, Bonn 1980, 217–242, hier: 220. Jean Paul seinerseits hat sich vergöttern lassen. »Ich möchte Sie anbeten, vor Ihnen knien, wie man vor Gott sich beugt«, schreibt seine zukünftige Frau im Juni 1800 an ihn (zit. ebd., 233).
J. A. Bergk, Die Kunst zu denken. Ein Seitenstück zur Kunst, Bücher zu lesen, Leipzig 1802, 174. — In ähnlichem Ton ist eine Schulrede Herders von 1800 gehalten: Herder, Sämmtliche Werke (Anm. 17), XXX, 266–274.
Vgl. Günter Blamberger, Das Geheimnis des Schöpferischen oder: Ingenium est ineffabile? Studien zur Literaturgeschichte der Kreativität zwischen Goethezeit und Moderne, Stuttgart 1991.
Heinrich Bosse, »Der Autor als abwesender Redner«, in: Goetsch (Anm. 8), 277–290; Klaus Weimar, Geschichte der deutschen Literaturwissenschaft bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, München 1989.
Vgl. Renate von Heydebrand, Simone Winko, »Geschlechterdifferenz und literarischer Kanon. Historische Beobachtungen und systematische Überlegungen«, IASL 19/2 (1994), 96–172, hier: 124 f.
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Koschorke, A. (1998). Geschlechterpolitik und Zeichenökonomie. Zur Geschichte der deutschen Klassik vor ihrer Entstehung. In: von Heydebrand, R. (eds) Kanon Macht Kultur. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05564-4_31
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