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In Buchstabenkörpern die Chiffren der Welt lesen. Zur Inszenierung von Wörtern durch figurale oder verdinglichte Buchstaben

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›Aufführung‹ und ›Schrift‹ in Mittelalter und Früher Neuzeit

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

  • 312 Accesses

Zusammenfassung

Von der Ägyptomanie des späten 15. und 16. Jahrhunderts bis zur Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen durch Champollion im Jahre 1822 bezeichnete man mit ›Hieroglyphik‹ in unregelmäßig weiter Differenzierung eine Schrift aus Bildelementen, deren Sinn in neuerer Zeit verlorengegangen oder von Anfang an als Priesterweisheit esoterisch verschlüsselt gewesen sei.1 Was im Buchdruck von Hora- pollon bis zu Giovanni Pierio Valeriano an Hieroglyphik zugänglich war, enthielt auch nichtägyptische ikonologisch-signifikative Elemente neuerer Jahrhunderte, verschmolz insgesamt zu einer Vorstellung von kostbarer, in Bildern verschlüsselter alter heiliger Weisheit, deren Sinn vielleicht doch erschlossen werden könne. Wohl am systematischsten, wenn auch unter christlich-exegetischen Auspizien, hat es der Polyhistor Athanasius Kircher um die Mitte des 17. Jahrhunderts unternommen, dem Geheimnis von Hieroglyphen näherzukommen.2

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Notizen

  1. Siehe Karl Giehlow, »Die Hieroglyphenkunde des Humanismus in der Allegorie der Renaissance, besonders der Ehrenpforte Kaisers Maximilian I.«, Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses 32 (1915), S. 1–232

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Harms, W. (1996). In Buchstabenkörpern die Chiffren der Welt lesen. Zur Inszenierung von Wörtern durch figurale oder verdinglichte Buchstaben. In: Müller, JD. (eds) ›Aufführung‹ und ›Schrift‹ in Mittelalter und Früher Neuzeit. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05562-0_29

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