Zusammenfassung
Nach der Lektüre von Walter Scotts The Life of Napoleon Buonaparte (1827) schrieb Goethe an seinen Berliner Freund Karl Friedrich Zelter:
»Das Werk fand ich sehr bequem als Topik zu gebrauchen, indem ich Capitel nach Capitel beachtete, was ich allenfalls Neues empfing, was mir in die Erinnerung hervorgerufen ward, sodann aber nie vergessenes Selbst-Erlebtes hineinlegte an Ort und Stelle, so daß ich jetzo schon nicht mehr weiß, was ich im Buche fand und was ich hineingetragen habe. Genug mir ist der lange, immer bedeutende und mitunter beschwerliche Zeitraum von 1789 an, wo, nach meiner Rückkunft aus Italien, der revolutionäre Alp mich zu drücken anfing, bis jetzt ganz klar, deutlich und zusammenhängend geworden; ich mag auch die Einzelnheiten dieser Epoche jetzt wieder leiden, weil ich sie in einer gewissen Folge sehe.«1
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Anmerkungen
Karl Philipp Moritz: Aussichten zu einer Experimentalseelenlehre (1782). In: Ders.: Werke. Hg. v. Horst Günther. Bd. 3. Frankfurt/M. 1981, S. 85–99, hier: 89.
Karl Philipp Moritz: Über Selbsttäuschung. Eine Parenthese zu dem Tagebuch eines Selbstbeobachters. In: Ders.: Die Schriften in dreißig Bänden. Hg. v. Petra u. Uwe Nettelbeck. Bd. 7. Nördlingen 1986, S. 223–225. — Siehe dazu Raimund Bezold: Popularphilosophie und Erfahrungsseelenkunde im Werk von Karl Philipp Moritz (= Epistemata, Bd. 8). Würzburg 1984, S. 152–166.
Johann Gottfried Herder: Über die neuere deutsche Literatur. Fragmente I, II, 11 [Charakter einiger neuem eigentümlichen Schriftsteller]. In: Ders.: Werke. Hg. v. Wolfgang Pross. Bd. 1: Herder und der Sturm und Drang. 1764–1774. München— Wien 1984, S. 91–142, hier: 133f.
Georg Guntermann: Vom Fremdwerden der Dinge beim Schreiben. Kafkas Tagebücher als literarische Physiognomie des Autors (= Studien zur deutschen Literatur, Bd. 111). Tübingen 1991, S. 19. — Vgl. dazu auch Ralph-Rainer Wuthenow: Europäische Tagebücher. Eigenart — Formen — Entwicklung. Darmstadt 1990, S. 7–13; Gustav René Hocke: Europäische Tagebücher aus vier Jahrhunderten. Motive und Anthologie. 3. Aufl. Wiesbaden—München 1986, S. 72; Peter Boerner: Tagebuch. Stuttgart 1969, S. 44; Rüdiger Görner: Das Tagebuch. Eine Einführung (= Artemis Einführungen, Bd. 26). München-Zürich 1986, S. 13f.
So etwa Günter Niggl: Geschichte der deutschen Autobiographie im 18. Jahrhundert. Theoretische Grundlegung und literarische Entfaltung. Stuttgart 1977, S. 68.
[Johann Kaspar Lavater]: Geheimes Tagebuch. Von einem Beobachter Seiner Selbst. Leipzig 1771. Vorbericht des Herausgebers. S. 5–8, hier: 7. — Der Herausgeber ist Georg Joachim Zollikofer (1730–1788), seit 1758 Pfarrer in Leipzig und Lavater seit 1764 persönlich bekannt. Vgl. dazu die informativ-positivistische Darstellung von Dietrich Gerhardt: Lavaters Wahrheit und Dichtung. In: Euphorion 46 (1952), S. 4–30.
Dazu grundlegend Philippe Lejeune: Der autobiographische Pakt (1973/1975). In: Günter Niggl (Hg.) : Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung (= Wege der Forschung, Bd. 565). Darmstadt 1989, S. 214–257, hier: 241.
Vgl. Ursula Geitner: Die Sprache der Verstellung. Studien zum rhetorischen und anthropologischen Wissen im 17. und 18. Jahrhundert (= Communicatio, Bd. 1). Tübingen 1992, S. 59.
Vgl. Karl Pestalozzi: Das Tagebuch als Mittel der Introspektion. In: Therese Wagner-Simon/Gaetano Benedetti (Hg.): Sich selbst erkennen. Modelle der Introspektion. Göttingen 1982. S. 154–174, hier: 169f.
Christian Fürchtegott Geliert: Moralische Vorlesungen. Nr. 7: Allgemeine Mittel, zur Tugend zu gelangen und sie zu vermehren. In: Ders.: Sämmtliche Schriften. Leipzig 1769. 6. Tl., S. 178.
Siehe Hans Blumenberg: Die Lesbarkeit der Welt. Frankfurt/M. 1981, S. 29ff.
Carl Schmitt: Die Buribunken, ein geschichtsphilosophischer Versuch. In: Summa 1 (1917/18). H. 4 (1918), S. 89–106, hier: 101.
[Johann Kaspar Lavater]: Aussichten in die Ewigkeit, in Briefen an Herrn Joh. George Zimmermann. Bd. 3. Zürich 1773, S. 102. — Wenn es in der Ewigkeit noch »Worte« geben sollte, so müßten diese »getreue unwillkürliche Bilder« (sprich: Repräsentationen des Innern) sein (ebd., 104).
Siehe dazu Hartmut Böhme: Der sprechende Leib. Die Semiotiken des Körpers am Ende des 18. Jahrhunderts und ihre hermetische Tradition. In: Dietmar Kamper/ Christoph Wulf (Hg.): Transfigurationen des Körpers. Spuren der Gewalt in der Geschichte. Frankfurt/M. 1989, S. 144–181; Geitner (Anm. 16), S. 239–270; Richard Gray: Die Geburt des Genies aus dem Geiste der Aufklärung. Semiotik und Aufklärungsideologie in der Physiognomik Johann Kaspar Lavaters. In: Poetica 23 (1991), S. 95–138.
Siehe dazu Jacques Derrida: Grammatologie. Übers. v. Hans-Jörg Rheinberger und Hanns Zischler. Frankfurt/M. 1983; Jean Starobinski: La transparence et l’obstacle. Suivi de Sept essais sur Rousseau. Paris 1971.
Martin Scribler [d.i. Gottlieb Wilhelm Rabener]: De epistolis gratulatoriis […]. In: Belustigungen des Verstandes und des Witzes. Leipzig 1741, S. 203–226, hier: 214, § 7.
Wolfgang G. Müller: Der Brief als Spiegel der Seele. Zur Geschichte eines Topos der Epistolartheorie von der Antike bis zu Samuel Richardson. In: Antike und Abendland 26 (1980), S. 138–157, hier: 150f.
Siehe dazu Friedrich A. Kittler: Aufschreibesysteme 1800/1900. München 1985, S. 11–59.
Siehe Johann Jacob Rambach: Erläuterung über seine eigenen Institutiones Hermeneuticae Sacrae [1723]. In: Gadamer, Hans-Georg/Boehm, Gottfried (Hg.): Seminar: Philosophische Hermeneutik. Frankfurt/M. 1979, S. 62–68. — Siehe dazu Klaus Weimar: Historische Einleitung zur literaturwissenschaftlichen Hermeneutik. Tübingen 1975, S. 59–65.
Siehe Horst Weigelt: Lavater und die Stillen im Lande. Distanz und Nähe. Die Beziehungen Lavaters zu Frömmigkeitsbewegungen im 18. Jahrhundert. Göttingen 1988, S. 104f.
Siehe B. Cohen: Letter and Spirit in Jewish and Roman Law. New York 1953, S. 109–135.
Vgl. dazu Christian Janentzky: J.C. Lavaters Sturm und Drang im Zusammenhang seines religiösen Bewußtseins. München 1916, S. 289ff. Und: Jan-Dirk Müller: Buchstabe, Geist, Subjekt: Zu einer Problemfigur bei Sebastian Franck. In: MLN 106, 3 (1991), S. 648–674.
[Gleim, Johann Wilhem Ludwig/Lange, Samuel Gotthold]: Freundschaftliche Briefe. Berlin 1746. Vorwort, unpag.
Johann Henrich Reitz: Historie Der Wiedergebohrnen [1698–1745]. Bd. 1. 3 Tle. [1698–1701]. Hg. v. Hans-Jürgen Schrader. Tübingen 1982. Vorrede, unpag.
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Goldmann, S. (1994). Topos und Erinnerung. In: Schings, HJ. (eds) Der ganze Mensch: Anthropologie und Literatur im 18. Jahrhundert. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05560-6_31
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