Zusammenfassung
In der Analyse ausgewählter Beiträge zum Kritikerstreit um Peter Handke und Botho Strauß, wie er in den achtziger Jahren geführt wurde[1], sollen generalisierende Hypothesen über den Stellenwert und die Art des Argumentierens in literaturkritischen Diskursen gegenwärtiger Zeitungsfeuilletons- und Literaturzeitschriften gewonnen werden. Der Aufsatz will den Kritikerstreit nicht fortsetzen, und es geht ihm auch nicht darum, die literaturkritische Praxis ein weiteres Mal an literaturwissenschaftlichen Ansprüchen zu messen. Er möchte vielmehr verallgemeinerbare Einsichten gewinnen in das faktische Argumentationsverhalten von Literaturkritikern unter institutionellen Rahmenbedingungen, die in der Regel gänzlich anders geartet sind als die, mit denen man in der Rolle des Literaturwissenschaftlers konfrontiert ist.
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Anmerkungen
Renate von Heydebrand: Wertung, literarische. In: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. 2. Aufl., Bd. 4. Hgg. von Klaus Kanzog und Achim Masser. Berlin, New York 1984. S. 828–871.
Günther Grewendorf: Argumentation und Interpretation: Wissenschaftstheoretische Untersuchungen am Beispiel germanistischer Lyrikinterpretationen. Kronberg/Ts. 1976. —
Georg Meggle/Manfred Beetz; Interpretationstheorie und Interpretationspraxis. Kronberg/Ts. 1976. —
Eike von Savigny: Argumentation in der Literaturwissenschaft: Wissenschaftstheoretische Untersuchungen zu Lyrikinterpretationen. München 1976. —
Vgl. die Auseinandersetzung mit dem Projekt in Thomas Anz/Michael Stark: Literaturwissenschaftliches Interpretieren als regelgeleitetes Verhalten. Kritische Anmerkungen zu einem wissenschaftstheoretischen Projekt. In: DVjs 51, 1977, S. 272–299. —
Vgl. jetzt auch die dem argumentationsanalytischen Ansatz meines Beitrags nahestehende Dissertation von Michael Kienecker: Prinzipien literarischer Wertung. Sprachanalytische und historische Untersuchungen. Göttingen 1989. Diese Arbeit rekurriert ebenfalls u.a. auf das genannte Projekt.
In der Beilage »Literatur und Kunst« der Neuen Zürcher Zeitung vom 1. März 1985 die Artikel vor allem von Martin Meyer (»Kritik…und Urteil«, S. 37), Joachim Kaiser (»Warum Musikkritik auf keinen ›Ton‹ verzichten kann«, S. 37), Michael Krüger (»Vom ›kritischen‹ Umgang mit Literatur«, S. 38) und Peter Hamm (»Über das Bedürfnis nach Schönheit«, S. 40). Die Artikel sind bis auf den von Meyer nachgedruckt in Volker Hage (Hg.): Deutsche Literatur 1985. Jahresüberblick. Stuttgart 1986. S. 272–276 (Hamm), S. 277–282 (Kaiser), S. 282–286 (Krüger).
Peter Handke: Über die Dörfer. Dramatisches Gedicht. Frankfurt am Main 1981. S. 100 ff. Zitatcollage nach Hamm (s. Anm. 4).
Marcel Reich-Ranicki: In eigener Sache. Zu einer Beilage der »Neuen Zürcher Zeitung« über Literaturkritik. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. 3. 1985.
Hier zitiert nach dem Nachdruck in Volker Hage (Hg.): Deutsche Literatur 1985. Jahresüberblick. Stuttgart 1986. S. 286–291.
Rezensionen zu Peter Handke: Der Chinese des Schmerzes. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983: Reinhard Baumgart in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. 10. 1983;
Hans-Horst Henschen in: Süddeutsche Zeitung, 22/23. 10. 1983;
Rezensionen zu Botho Strauß: Der junge Mann. Roman. München: Hanser 1984:
Fritz J. Raddatz in: Die Zeit, 24. 8. 1984;
Joachim Kaiser in: Süddeutsche Zeitung, 22. 9. 1984;
hier zitiert nach dem Nachdruck in Volker Hage (Hg.): Deutsche Literatur 1984. Ein Jahresüberblick. Stuttgart 1985. S. 230–238;
Rüdiger Krohn in: Badische Zeitung, 28. 9. 1984;
W. Martin Lüdke in: Frankfurter Rundschau, 6. 10. 1984;
Marcel Reich-Ranicki in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. 12. 1984.
Jörg Drews: Über einen neuerdings in der deutschen Literatur erhobenen vornehmen Ton. In: Merkur 38, 1984, S. 949–954.
Rezensionen zu Botho Strauß: Die Erinnerung an einen, der nur einen Tag zu Gast war. Gedicht. München, Wien: Hanser 1985:
Werner Fuld in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. 7. 1985;
Peter Hamm in: Die Zeit, 21. 6. 1985;
Rolf Michaelis in: Die Zeit, 21. 6. 1985.
Nach der Terminologie von Zdislaw Najder: Values and Evaluations. Oxford 1975. — Vgl. zu dieser Terminologie R. v. Heydebrand (s. Anm. 2), S. 833 ff.
Aussagen dieses Typs korrespondieren mit Forderungen an die Literaturkritik, ihren Objektbereich nicht auf Texte zu beschränken, sondern auch auf institutionelle Bedingungen ihrer Entstehung, Vermittlung und Rezeption. Vgl. auch die Klassifikation von möglichen Faktoren, die zu Wertungsakten provozieren, bei Günther Fetzer/Jörg Schönert: Zur Trivialliteraturforschung 1964–1976. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 2, 1977, S. 1–39; hier S. 15.
Entspricht in dem von Toulmin entworfenen Argumentationsschema der »Schlußregel« (»warrant«). Stephen E. Toulmin: Der Gebrauch von Argumenten. Kronberg/Ts.: Scriptor 1975 (engl. 1958). S. 88 ff. Die Mitarbeiter an dem oben genannten Projekt (s. Anm. 3) sprechen in diesem Fall von Argument-Argumenten (Argumente, die Argumentationsschritte begründen); siehe Savigny: Argumentation, S. 32.
Richard M. Hare: Die Sprache der Moral. Frankfurt 1972. S. 164; vgl. Kienecker: Prinzipien, S. 57 ff.
Vgl. den Vorschlag in Günther Öhlschläger: Linguistische Überlegungen zu einer Theorie der Argumentation. Tübingen 1979, S. 88, die »Schlußregeln« im »Toulmin-Schema« als Präsuppositionen zu beschreiben.
Vgl. den eher beiläufigen Stellenwert der literaturkritischen Argumentation in den Anweisungen zum Verfassen einer Rezension in Gert Ueding: Rhetorik des Schreibens. Eine Einführung. Königstein/Ts. 1985. S. 110 ff.
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Anz, T. (1990). Literaturkritisches Argumentationsverhalten Ansätze zu einer Analyse am Beispiel des Streits um Peter Handke und Botho Strauß. In: Barner, W. (eds) Literaturkritik — Anspruch und Wirklichkeit. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05557-6_32
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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