Georg Weerths Londonbild im Kontext seiner industriellen Städtephysiognomien

Zusammenfassung

Georg Weerth, der »erste und bedeutendste Dichter des deutschen Proletariats« (Engels), reiste Ende September 1843 zum ersten Mal nach England. [1] Auslöser der Reise war eine berufliche Krise, die ihn nicht nur zum Stellenwechsel als kaufmännischer Angestellter zwang, sondern auch die Möglichkeit enthielt, zwischen einem bürgerlichen Beruf und dem Stand des ›freien‹ Schriftstellers wählen zu können. An beiden Metiers schon von Jugend an in gleichem Maße interessiert — er selbst balanciert sie später mit der Formel »Kaufmann und homme de lettres à la fois« [2] aus -, entschied sich Weerth nach einem zweiwöchigen Aufenthalt in London für die Tätigkeit als Kontorist in einer Textilfabrik Bradfords. Die beschäftigungslose Zeit bis Mitte Dezember 1843 nutzte er für Feuilletonbeiträge in der »Kölnischen Zeitung«, vor allem für eine erste Prosaserie unter dem Titel »Von Köln nach London«. [3] Während seiner beruflichen Tätigkeit in England (sie dauerte von Mitte Dezember 1843 bis Mitte April 1846) hat Weerth, neben Gedichten, zwei weitere größere Serien über seine Englandeindrücke im Feuilleton der »Kölnischen Zeitung« publiziert, die »Englischen Reisen« und seine »Scherzhaften Reisen«, ein Bericht über den Süden Englands. [4] Für die ersten Veröffentlichungen nicht ohne Nutzen war seine Freundschaft zu Hermann Püttmann, dem Feuilletonchef der »Kölnischen Zeitung«. Obwohl es aus dieser Lebensphase, neben diesen als Zyklus angelegten Erfahrungs- und Stimmungsberichten, auch Gedichte, Sozialreportagen, politische Korrespondenzen und Kommentare Weerths über englische Verhältnisse in anderen Periodika gibt, deren Ziel in der genauen und ideologisch bestimmten Beschreibung der politisch-sozialen Entwicklungen lag, verdient seine Zeitungsprosa aus noch darzulegenden Gründen besonderes Interesse.