Zusammenfassung
Zunächst ein rechtfertigendes Wort zur nachträglichen Umbenennung des ersten Tagesthemas. Abweichend vom Ausschreibungstext (vgl. S. Xf) heißt es nun nicht »Provinzialität. Mentalitätsgeschichtliche Voraussetzungen deutscher Rom-, Paris- und Londonreisen«, was, zugegebenermaßen, ziemlich suggestiv geraten war, sondern sehr viel offener und unverfänglicher: »Das Eigene und das Fremde. Zur geschichtlichen und hermeneutischen Problematik des Gegenstands.« Den Anlaß zu dieser Korrektur gaben weniger die späten selbstkritischen Einsichten des Kurators als vielmehr die eingegangenen Exposés und Beiträge selbst, die die Hypothese einer deutschen Kulturprovinzialität, wie sie der erste Ausschreibungstext beinhaltete (und mit der, notabene, nicht einfach »Provinzialismus« gemeint war), entweder fraglos akzeptiert oder nicht sonderlich beachtet oder aber (Beitrag Günther) bestritten, in so gut wie keinem Fall aber grundsätzlich und ausschließlich thematisiert haben. Anstattdessen wurden hermeneutische, ethnographische, ästhetische und geschichtliche Fragestellungen zum Großstadterlebnis und zum interkulturellen Transfer in einem eher allgemeinen Sinn bevorzugt. Dies mag Zufall sein, doch dürfte auch noch ein Schatten jener Skepsis und Unlust über dem Thema liegen, mit denen die deutschen Germanisten seit 1945 generell auf Fragen nationaler, auch kulturnationaler Identität reagierten. Was gefragt war nach den Triumphen des Chauvinismus, war die Rückerinnerung an das gesamteuropäische Erbteil der deutschen Literatur und nicht an ihre problematischen Inversionen.
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Auswahlbibliographie
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Giulio Carlo Argan: Das Europa der Hauptstädte. 1600–1700. Aus dem Italienischen von Karl Georg Hemmerich, Genf 1964.
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Wiedemann, C. (1988). Einführendes Referat. In: Wiedemann, C. (eds) Rom-Paris-London. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05555-2_2
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