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Ideologische Aspekte der Mittelalter-Rezeption zu Beginn des 19. Jahrhunderts. [1]

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Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

Zusammenfassung

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts läßt sich in Deutschland ein Erwachen des Nationalgefühls feststellen, das sich besonders während und nach dem Siebenjährigen Krieg auszubilden begann. In Dichtung, Philosophie und Historiographie machte sich eine patriotische Strömung bemerkbar, die das Bewußtsein der geistigen Zusammengehörigkeit und damit auch die Hinneigung zu einer gemeinsamen Vergangenheit förderte. Man fand sie zunächst — wie Klopstock und die Hainbündler — im Germanentum, denn das Mittelalter war eine »finstere« und »barbarische« Zeit. Es bedurfte Herders genialen historischen Sinns, um ihm einen eigenständigen, legitimen Platz in der Geschichte der Menschheit zuzuweisen. Gleichzeitig erhalten bei ihm die ehemals antiquarischen Bemühungen der Philologen und Juristen eine andere Dimension: Das überlieferte Kulturgut wird eben dieser Geschichte nutzbar gemacht. Sagen und Märchen, Lieder und Erzählungen sind für den Geschichtsschreiber Quellen, aus denen er Kenntnisse schöpft über den Charakter seines Volkes. Nachdem Lessing auch noch die nationale Bedingtheit der Literatur aufgezeigt hatte, konnte Herder einen Schritt weitergehen und in der Nationalität die Lebenskraft einer jeden großen Dichtung sehen. Somit mußte es eine vorrangige Aufgabe sein, die Reste einer vergangenen Kultur zu sammeln und sie breiten Kreisen zugänglich zu machen.

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Anmerkungen

  1. Wilhelm Grimm: Über die Entstehung der altdeutschen Poesie und ihr Verhältnis zu der nordischen. In: W. Grimm: Kleinere Schriften. Hrsg. von Gustav Hinrichs. Bd. 1, Berlin 1881. S. 119.

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  2. Joseph Görres: An Clemens Brentano. In: J. Görres: Die teutschen Volksbücher. Nähere Würdigung der schönen Historien-, Wetter- und Arzneybüchlein, welche theils innerer Werth, theils Zufall, Jahrhunderte hindurch bis auf unsere Zeit erhalten hat. Von … Professor der Physik an der Secondärschule zu Coblenz, Heidelberg 1807. S.XIII.

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  3. Friedrich Schlegel: Geschichte der alten und neuen Literatur. Hrsg. und eingel. von Hans Eichner. Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd.6, 1. Abt., München, Paderborn, Wien 1961. S. 15–16.

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  4. Friedrich Schlegel: Rezension der ›Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur‹ von Adam H. Müller, Dresden 1807. In: F. Schlegel: Charakteristiken und Kritiken II (1802–1829). Hrsg. und eingel. von Hans Eichner. Kritische Friedrich-Schlegel-Ausgabe, Bd.3, München, Paderborn, Wien 1975. S. 156–157.

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  5. Adam H. Müller: Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft und Literatur. Zweite, vermehrte und verbesserte Auflage, Dresden 1807. S. 4.

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  6. Johann Gottlieb Fichte: Reden an die deutsche Nation. Mit einer Einleitung von Reinhard Lauth, Hamburg 1978. S. 21–24.

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  7. Es ist nichts anderes als eine absichtliche Verfälschung meiner Aussage, die im gleichen Wortlaut in der Einleitung zur ›Mittelalterrezeption‹ (Anm. 1. S. 12) auftritt, wenn diese von R. Krohn [Die Wirklichkeit der Legende. Widersprüchliches zur sogenannten Mittelalter-›Begeisterung‹ der Romantik. In: Mittelalter-Rezeption II Gesammelte Vorträge des 2. Salzburger Symposions ›Die Rezeption des Mittelalters in Literatur, Bildender Kunst und Musik des 19. und 20. Jahrhunderts‹. Hrsg. von Jürgen Kühnel, Hans Dieter Mück, Ursula Müller, Ulrich Müller. (Göppinger Arbeiten zur Germanistik hrsg. von Ulrich Müller, Franz Hundsnurscher und Cornelius Sommer — zit. als GAG — Bd. 358, Kümmerle Verlag) Göppingen 1982. S. 6–7.] verabsolutiert und auf die gesamte Rezeptionsbewegung bezogen wird. So wie hier ist auch dort unter der »großen Rezeptionsbewegung« die Romantik gemeint, was aus dem Kontext eindeutig hervorgeht. In bezug auf die früheren Epochen enthalte ich mich einer Wertung.

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  8. H. Günther: Ungedruckte Briefe Ludwig Tiecks. In: Euphorion XXL 1914. S. 232.

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  9. Vgl. Gisela Brinker-Gabler: Poetisch-wissenschaftliche Mittelalter-Rezeption. Ludwig Tiecks Erneuerung altdeutscher Literatur, Göppingen 1980 (GAG, Bd. 309).

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  11. Hermann Freiherr von Friesen: Ludwig Tieck. Erinnerungen eines alten Freundes aus den Jahren 1825–1842, Bd. 2, Wien 1871, S. 208.

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  13. A.W.Schlegel: Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst. Dritter Teil 1803–1804: Geschichte der romantischen Literatur. (Deutsche Literaturdenkmale des 18. und 19. Jahrhunderts. In Neudrucken hrsg. von Bernhard Seuffert, Bd. 19). Heilbronn 1884, S. 120.

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  14. Friedrich Heinrich von der Hagen: Die Nibelungen: ihre Bedeutung für die Gegenwart und für immer, Breslau 1819. S. 196.

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  15. A. W. Schlegel: Aus einer noch ungedruckten historischen Untersuchung über das Lied der Nibelungen. In: Deutsches Museum, hrsg. von Friedrich Schlegel I, 1812. S.32.

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  16. Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder gesammelt von L. Achim von Arnim und Clemens Brentano. Vollständige Ausgabe nach dem Text der Erstausgabe von 1806/1808. Mit einem Nachwort versehen von Willi A.Koch, Wien [1962], S.871, 877.

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  17. Achim von Arnim: An das geehrte Publikum. In: Trost Einsamkeit, alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte, Heidelberg 1808, S. 12.

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  18. Ernst Behler: Gesellschaftskritische Motive in der romantischen Zuwendung zum Mittelalter. In: James F. Poag, Gerhild Scholz Williams [Hrsg.]: Das Weiterleben des Mittelalters in der deutschen Literatur, Königstein/Ts. 1983, S. 51. — In diesem Sinne spricht der Verfasser auch in bezug auf A. W. Schlegel von einer »gesellschaftskritischen Konstruktion des Mittelalters als Gegenbild zum eigenen Zeitalter« (Ebd., S.55).

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  19. J. Görres: Altdeutsche Volks- und Meisterlieder aus den Handschriften der Heidelberger Bibliothek, Leipzig 1817, S. LXII.

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  20. Die Brüder Grimm. Ewiges Deutschland. Ihr Werk im Grundriß. Hrsg. von Will Erich Erich Peukert, Leipzig [1935], S.23.

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  21. Die romantische Poesie liefert hierfür mannigfache Beweise, u. a. auch solcher Dichter, die an einer wissenschaftlichen Aneignung des Mittelalters nicht beteiligt waren. Markante Beispiele hierfür bieten z. B. die Dramen Z. Werners. Vgl. hierzu: Gerard Kozietek: Das dramatische Werk Zacharias Werners, Wroclaw 1967

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  22. vor allem die Kapitel ›Nationale Töne‹ sowie ›Polnischer Mythos und deutsche Geschichte‹ Neuerdings auch: Ders.: Friedrich Ludwig Zacharias Werner. In: Deutsche Dichter der Romantik. Ihr Leben und Werk. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter hrsg. von Benno von Wiese, Berlin 1983, S. 485–504.

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  23. Ludwig Wachler: Vorlesungen über die Geschichte der teutschen Nationalliteratur. T. 1. Frankfurt am Main 1818, S. III.

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Kozielek, G. (1986). Ideologische Aspekte der Mittelalter-Rezeption zu Beginn des 19. Jahrhunderts. [1]. In: Wapnewski, P. (eds) Mittelalter-Rezeption. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05552-1_8

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05552-1_8

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