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Retuschiertes Mittelalter

Zur Rezeption und Reproduktion der »Manessischen« Liederhandschrift im 18. und frühen 19. Jahrhundert

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Mittelalter-Rezeption

Part of the book series: Germanistische Symposien Berichtsbände ((GERMSYMP))

  • 183 Accesses

Zusammenfassung

Die Große Heidelberger (»Manessische«) Liederhandschrift Cpg. 848, die heute im allgemeinen Bewußtsein als die Bilderhandschrift des deutschen Mittelalters schlechthin gilt, blieb in ihrem Kunstwert bis weit ins 19. Jahrhundert verkannt. [1] Der Bildschmuck, der für die heutige Mediävistik den Rang des Kodex in bald ebendem Maße bestimmt wie die Qualität seiner Textwiedergabe, rückte zunächst nur unter peripheren Aspekten in den Blick, und es bedurfte mehr als anderthalb Jahrhunderte (seit der ersten grundlegenden publizistischen Auswertung der Handschrift um die Mitte des 18. Jahrhunderts), bis die »Manesse«-Illustrationen über die engen Grenzen der Fachwelt hinaus zum visuellen Gemeinbesitz werden konnten. Die vorliegende Studie versucht, die Etappen dieser Entwicklung zu skizzieren und den Weg der Rezeption und Reproduktion der »Manesse«-Bilder von Johann Jakob Bodmer bis Friedrich Heinrich von der Hagen, vom ersten Einzelfaksimile bis zur ersten umfassenden Bilddokumentation, von der ersten abwertenden Kritik bis zur ersten positiven Würdigung nachzuzeichnen.

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Anmerkungen

  1. Vgl. Karl Clausberg, Die Manessische Liederhandschrift, Köln (1978), S. 31–53;

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  2. Günter Heß, Bildersaal des Mittelalters. Zur Typologie illustrierter Literaturgeschichte im 19. Jahrhundert, in: Christoph Cormeau (Hg.), Deutsche Literatur im Mittelalter. Kontakte und Perspektiven. Hugo Kuhn zum Gedenken, Stuttgart (1979), S. 501–546;

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  3. Ewald M. Vetter, Die Bilder, in: Walter Koschorreck und Wilfried Werner (Hgg.), Codex Manesse. Die Große Heidelberger Liederhandschrift. Kommentar zum Faksimile des Codex Palatinus Germanicus 848 der Universitätsbibliothek Heidelberg, (Kassel 1981), S. 41–100, hier v. a. S. 43 f.

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  4. Vgl. Joh[annes] Crueger, Briefe von Schöpflin und anderen Straßburger Gelehrten an Bodmer und Breitinger, in: Straßburger Studien. Zs. für Geschichte, Sprache und Litteratur des Elsasses 2 (1884), S. 440–498, hier S. 451.

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  7. Vgl. [Johann Jakob Bodmer], Neue Critische Briefe über gantz verschiedene Sachen, von verschiedenen Verfassern, Zürich 1749, S. 498:

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  8. »Mahlerey von prächtigern Farben als Kunst«; [Johann Jakob Bodmer und Johann Jakob Breitinger], Sammlung von Minnesingern aus dem schwaebischen Zeitpuncte CXL Dichter enthaltend; durch Ruedger Manessen, weiland des Rathes der Uralten Zyrich. Aus der Handschrift der Koeniglich-Franzoesischen Bibliothek, 2 Bde., Zürich 1758/59, Bd.1, S.XIV: »Die Zeichnung ist zwar nach der geringen Kunst desselben Weltalters schlecht genung, aber das Colorit ist yberaus hoch und lebhaft.«; Bd. 2, S. VI: »Figuren […] mit hohen Farben, wiewol roher Kunst«.

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  9. Vgl. Jan-Dirk Müller, J. J. Bodmers Poetik und die Wiederentdeckung mittelhochdeutscher Epen, in: Euphorion 71 (1977), S. 336–352, hier v. a. S. 336–340.

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  10. Ludwig Tieck, Die Geschichte von den Heymons Kindern, in zwanzig altfränkischen Bildern, in: L.T., Schriften, Bd. 13, Berlin 1829 (Neudruck: Berlin 1966), S.3f.

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  11. Zur positiven Einschätzung der »Volksbuch«-Illustrationen vgl. auch Joseph Görres, Die teutschen Volksbücher, in: J. G., Gesammelte Schriften, hg. von Wilhelm Schellberg, Bd. 3, Köln 1926, S. 181;

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  12. Joseph von Eichendorff, Ahnung und Gegenwart, in: J.v.E., Werke (Textredaktion: Jost Perfahl), Bd. 2, München 1970, S.51.

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  13. Minnelieder aus dem Schwäbischen Zeitalter, neu bearbeitet und herausgegeben von Ludewig Tieck, Berlin 1803 (Neudruck: Hildesheim 1966). Zu den Vignetten vgl. Jörg Traeger, Philipp Otto Runge und sein Werk. Monographie und kritischer Katalog, München (1975), S. 340–343 (Nr. 259–264).

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  14. Edwin H. Zeydel, Percy Matenko, Robert Herndon Fife (Hgg.), Letters of Ludwig Tieck. Hitherto Unpublished. 1792–1853, New York/London 1937, S. 124 (Tieck an Hagen, 29.4.1818).

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  15. Vgl. Eduard Firmerich-Richartz, Sulpiz und Melchior Boisserée als Kunstsammler. Ein Beitrag zur Geschichte der Romantik, Jena 1916, S. 27 f.

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  16. Ludwig Tieck und die Brüder Schlegel: Briefe. Auf der Grundlage der von Henry Lüdeke besorgten Edition neu herausgegeben und kommentiert von Edgar Lohner, München (1972), S. 136 (F. Schlegel an Tieck, 15.9. 1803).

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  17. August Wilhelm Schlegel, Sämmtliche Werke, hg. von Eduard Böcking, Bd. 12, Leipzig 1847, S.226 (Rez. Büsching/Hagen, Buch der Liebe, Bd. 1, Berlin 1809).

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  18. Franz Hegi, Das Costume des Mittelalters, Zürich (Selbstverlag) 1807, Abb. See. XIV.a.

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  19. Abb. zu J[ohann Jakob] Horner, Johanns Hadloub, ein Minnesinger von Zürich, in: Alpenrosen, ein Schweizer Almanach auf das Jahr 1813, S. 252–263.

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  20. [Georg Friedrich Benecke], Rez. Museum I, in: GGA 1810, S. 1105–1117, hier S. 1108.

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  21. Vgl. Eckhard Grunewald, Vom Liedersaal zu den Minnesingern. Joseph von Laßbergs Briefe an Friedrich Heinrich von der Hagen, in: Euphorion 75 (1981), S. 342–359, hier S. 344.

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  24. Vgl. H. Blümner, Aus Briefen an J. J. Homer (1773–1831), in: Zürcher Taschenbuch auf das Jahr 1891, N. F. 14, S. 1–26, hier S. 19 f.;

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  25. Albert Leitzmann (Hg.), Briefe des Freiherrn Joseph von Laßberg an Jakob Grimm, in: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften, Jg. 1931, Phil.-hist. Klasse, S. 1026–1105, hier S. 1038.

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  26. Vgl. Blümner (wie Anm. 36), S. 20; Rudolf Baier (Hg.), Briefe aus der Frühzeit der deutschen Philologie an Georg Friedrich Benecke, Leipzig 1901, S. 56.

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  27. Vgl. Friedrich Heinrich von der Hagen (Hg.), Minnesinger. Deutsche Liederdichter des zwölften, dreizehnten und vierzehnten Jahrhunderts, aus allen bekannten Handschriften und früheren Drucken gesammelt und berichtigt […], 4 Bde., Leipzig 1838 (Neudruck: Aalen 1963), Bd. 1, S.XV.

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  28. [Edgar Taylor], Lays of the Minnesingers or German Troubadours of the Twelfth and Thirteenth Centuries: Illustrated by Specimens of the Cotemporary Lyric Poetry of Provence and Other Parts of Europe: With Historical and Critical Notices, and Engravings from the Ms. of the Minnesingers in the King’s Library at Paris, and from Other Sources, London 1825.

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  29. Friedrich Heinrich von der Hagen (Hg.): Bildersaal Altdeutscher Dichter. Bildnisse, Wappen und Darstellungen aus dem Leben und den Liedern der Deutschen Dichter des XII. bis XIV. Jahrhunderts […], Berlin 1856; Ergänzungs-Atlas: Berlin 1861 (Neudruck: Aalen 1962).

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  30. Franz Xaver Kraus (Hg.), Die Miniaturen der Manessischen Liederhandschrift. Im Auftrage des Großherzoglich Badischen Ministeriums der Justiz, des Kultus und Unterrichts nach dem Original der Pariser Nationalbibliothek in unveränderlichem Lichtdruck herausgegeben, 2 Bde., Straßburg 1887.

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  31. Dieser Gefahr suchte Bernard Carl Mathieu (Minnesänger aus der Zeit der Hohen-staufen. Im vierzehnten Jahrhundert gesammelt von Rüdger Maness von Maneck. Facsimile der Pariser Handschrift, Paris 1850) entgegenzusteuern, indem er statt der Federlithographien tonig abgestufte Reproduktionen verwandte, die den Darstellungen jedoch (gegenüber den Vorlagen) eine weich(lich)e Plastizität verliehen; vgl. die Textabb.3, 4 und 20 bei Clausberg (wie Anm. 1). Mathieus Werk, zu dem Hagen nachträglich ein Vorwort lieferte (S. III-XV: Geschichte der Manessischen Minnesinger-Sammlung), wurde nach der ersten Lieferung (mit zehn Faksimiles) abgebrochen und erreichte keine Breitenwirkung.

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  32. Franz Kugler, Handbuch der Geschichte der Malerei in Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Frankreich und England, Berlin 1837 (= F. K., Handbuch der Geschichte der Malerei von Constantin dem Grossen bis auf die neuere Zeit, Bd. 2), S. 28.

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  33. Vgl. Franz Kugler, Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte, Bd. 1, Stuttgart 1853, S.1.

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  34. Vgl. auch Franz Kugler, Handbuch der Kunstgeschichte, Stuttgart 1842, S. 594: »[…] hier [in den ›Manesse‹-Bildern] zeigen sich, was die Erfindung betrifft, mancherlei geistreiche Motive, doch sind die Darstellungen an sich zumeist noch starr und wenig belebt.« In der von Wilhelm Lübke bearbeiteten 5. Auflage des Handbuchs (Stuttgart 1872) heißt es: »Die letzteren [Illustrationen], der Zeit um 1300 angehörig, künstlerisch zwar ebenfalls von untergeordnetem Belang, sind doch durch die Fülle naiv sinniger Motive, welche darin zur Erscheinung kommen, sehr beachtenswerth« (Bd. 2, S. 101).

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  35. G[ustav] F[riedrich] Waagen, Kunstwerke und Künstler in Paris, Berlin 1839 (= G.F. W., Kunstwerke und Künstler in England und Paris, Bd. 3), S.309; positiv hervorgehoben wird von Waagen nur die »bisweilen sehr treffend und lebendig« gestaltete »Geberdensprache« (ebd.).

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Grunewald, E. (1986). Retuschiertes Mittelalter. In: Wapnewski, P. (eds) Mittelalter-Rezeption. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05552-1_25

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