Zusammenfassung
Die romantische Rezeption des Mittelalters im 19. Jahrhundert galt lange und gilt vielfach immer noch als Parallele und als aufschlußreiches Paradigma für die intensivierende Wiederaufnahme und die verstärkte Auseinandersetzung mit der Tradition des höfischen Romans im späten 15. und frühen 16. Jahrhundert. Die Höfe der Mechthild von Rottenburg, Kaiser Maximilians I. und Herzog Albrechts IV. von Bayern-München werden bevorzugt in diesem Zusammenhang erwähnt und beschrieben als Zentren einer eigenen spätmittelalterlichen Ritterromantik. So heißt es bei Nicolai:
In der ritterlichen Epik des ausgehenden Mittelalters tritt abermals eine neue Haltung hervor: man hat sie in der Forschung als eine ›romantische‹ bezeichnet. Die kulturelle Blüte, die soziale und politische Geltung des Ritterstandes der Stauferzeit erscheinen den Dichtern des 15. Jahrhunderts in idealer Verklärung. Die Dichtung jener Epoche, vor allem das höfische Epos, wird zum Zeugnis dafür genommen, daß in ferner Vergangenheit ritterliches Dasein sich in musterbildlicher Reinheit verwirklichte. In einer verehrenden Haltung, in der nicht selten Töne elegischen Rückblicks und restaurativer Sehnsucht vernehmbar werden, sucht man die ethischen Grundwerte und gesellschaftlich-kulturellen Formen dieser höfischen Glanzzeit in eine neue Zeit herüberzuretten. Diese romantisierende Tendenz deutet ebensosehr auf die innere Situation des verfallenden Rittertums wie auf eine bestimmte Richtung des literarischen Geschmacks. [1]
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Wenzel, H. (1986). Alls in ain summ zu pringen. In: Wapnewski, P. (eds) Mittelalter-Rezeption. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05552-1_2
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