Zusammenfassung
Eine Theorie des Allegorischen in der englischen Renaissance muß von mehreren Prämissen ausgehen, nämlich: 1. daß Allegorie ein historisches Phänomen darstellt und als solches dem Wandel unterliegt; 2. daß Allegorie kein einheitliches, sondern ein vieldimensionales Konzept mit unterschiedlichen historischen Wurzeln bildet; 3. daß Allegorie in Wechselwirkung zu der Produktion und Analyse von Texten steht; und 4. daß Allegorie nicht nur als eine texttheoretische, sondern auch als eine soziokulturelle Kategorie zu werten ist. Aus einer solchen Aufzählung geht hervor, daß der Gegenstand recht komplex ist. Seine Behandlung stößt daher auf verschiedene Schwierigkeiten. Diese beginnen schon mit der Beschaffung und Sichtung des Quellenmaterials. Hier gilt es zu berücksichtigen, daß für eine historische Rekonstruktion der englischen Renaissanceallegorie nicht nur rhetorische und poetologische Zeugnisse, sondern auch solche der Philosophie, Pädagogik und Theologie heranzuziehen sind. Will man weiterhin historische Abhängigkeiten und Wechselwirkungen herausarbeiten, so muß man die Übernahme tradierter Allegorievorstellungen im Auge behalten. Endlich besteht eine wesentliche Aufgabe darin, die ermittelten Theoriekonzepte zur Literatur und Kultur des 16./17. Jahrhunderts in Beziehung zu setzen. Auf diese Weise erscheint die Allegorie nicht als eine isolierte texttheoretische Kategorie, sondern als eine prägende gesellschaftliche Erscheinungsform dieser Zeit. Derartiges aufzuweisen, bildet eines der Ziele der nachfolgenden Untersuchungen.
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Anmerkungen
Vgl. Heinrich F. Plett: Die Rhetorik der Figuren: Zur Systematik, Pragmatik und Ästhetik der Elocutio, in: Heinrich F. Plett (Hg.): Rhetorik: Kritische Positionen zum Stand der Forschung (Kritische Information 50), München 1977, S. 125–165, hier S. 127–141.
Vgl. Peacham [s. Anm. 2], S. 26–27; Puttenham [s. Anm. 5], S. 187–188; Smith [s. Anm. 5], S. 62–63; Henry Peacham: The Garden of Eloquence, London 1577, sig. D.ij.r (Nachdr.: Menston 1971). Antike Quelle: Quintilian: Institutio Oratoria VIII, vi, 47.
Zu englischen Beispielen vgl. Walter J. Ong: Memory as Art, in: Walter J. Ong (Hg.): Rhetoric, romance, and technology, Ithaca/London 1971, S. 104–112; Richard Howard Abrams: Memory and making in the poetics of Renaissance England, Ph. D. diss., State University of New York at Buffalo 1971; Susan Schibanoff: Prudence and artificial memory in Chaucer’s ›Troilus‹, ELH 42 (1975), S. 507–517.
Vgl. Freeman, Kap. VIII: John Bunyan: The end of the tradition (S. 204–228), und David J. Alpaugh: Emblem and interpretation in ›The Pilgrim’s Progress‹, ELH 33 (1966), S. 299–314
McClennen, S. 18. — Zur Problematik vgl. S. Warhaft: The anomaly of Bacon’s allegorizing, Publications of the Michigan Academy of Science, Arts and Letters, 43 (1957), 327–333.
Vgl. August Buck: Italienische Dichtungslehren vom Mittelalter bis zum Ausgang der Renaissance (Beih. z. ZfrPh 94), Tübingen 1952, S. 67–87.
Zu einigen dichtungsapologetischen Topoi vgl. Heinrich F. Plett: Rhetorik der Affekte: Englische Wirkungsästhetik im Zeitalter der Renaissance, Studien z. Englischen Philol. NF 18 (1975), S. 122–129.
Sir Philip Sidney: An Apology for Poetry or The Defence of Poesy, hg. Geoffrey Shepherd, London 1965, S. 101. Zur Interpretation der Sidney-Stelle s. Herbert Mainusch: Dichtung als Nachahmung: Ein Beitrag zum Verständnis der Renaissancepoetik, GRM 41 (1960), S. 122–138, hier S. 131–132.
Ebd., S. 299–300. Die Beziehungen von Puttenhams Poetik zum höfischen Verhaltenskode werden zutreffend dargestellt von Daniel Javitch: Poetry and court conduct: Puttenham’s ›Arte of English Poesie‹ in the light of Castiglione’s ›Cortegiano‹, MLN 87 (1972), S. 865–882, und Poetry and courtliness in Renaissance England, Princeton, N.J., 1978.
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Plett, H.F. (1979). Konzepte des Allegorischen in der englischen Renaissance. In: Haug, W. (eds) Formen und Funktionen der Allegorie. Germanistische Symposien Berichtsbände. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05550-7_18
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