Zusamenfassung
»Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst?« Die Frage nach dem Menschen aus dem achten Psalm ist heute ebenso aktuell wie vor zweieinhalbtausend Jahren. Aber die Antwort auf diese Frage ist unsicherer als je zuvor. Der Psalmist sah den Menschen in einer metaphysischen Zwischenstellung: wenig niedriger als Gott, Herr über dessen Schöpfung. Als Friedrich Nietzsche am Ende des 19. Jahrhunderts seinen »tollen Menschen« den Tod Gottes verkünden und das Zeitalter des Übermenschen ausrufen ließ, kündigte er auch das Vertrauen in dieses zweifach stabilisierte Dazwischen auf. In der philosophischen Anthropologie firmiert der Mensch seither als Mängelwesen – handlungs- und lernfähig, aber unabgeschlossen, unfertig und schutzlos dem Absolutismus der Wirklichkeit ausgeliefert. Michel Foucault bezeichnete den Menschen gar als »Erfindung, deren junges Datum die Archäologie unseres Denkens ganz offen zeigt« und erwartete sein Verschwinden »wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand« (Foucault 1971, 462).
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Herrmann, L., Horstkotte, S. (2016). Nach dem Menschen. In: Gegenwartsliteratur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05464-7_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05464-7_7
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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