Zusammenfassung
Das religiöse Bewusstsein zeigt wegen seiner Nähe zur alltagspraktischen Befindlichkeit des Einzelnen ausgeprägte Konstanz der Grundelemente. In seiner Unmittelbarkeit bezieht sich das alltagspraktische Bewusstsein auf seinen Gegenpol, die ruhende Ewigkeit des ganzen Seins, das in anthropomorpher Versinnbildlichung als Geschick erscheint. Die so erzeugte, emotional gesteuerte Pseudo-Objektivität eines komplexen Weltbezugs des Einzelnen bis hinein in seine privateste Einzelheit ist in Wahrheit ein psychischer Erwartungsraum. Dessen Integrität ist höchst verletzbar durch die nicht auf Komplexität, sondern auf je reine Objektivität gerichteten und von psychischer Befindlichkeit absehenden kulturellen Formen, wie sie die Versachlichung des Wirtschafshandelns, Rechtsordnung, Wissenschafen darstellen. Daraus ergibt sich das Schicksal der Religion, fast von allen Schritten der Ausbildung und Umbildung sachspezifischer kultureller Objektivationen betroffen und von diesen gleichsam als von außen her neu beurteilt zu werden.
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Literatur
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Irrlitz, G. (2015). Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft (1793). In: Kant-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05432-6_11
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