Zusammenfassung
Das Anliegen, das in diesem Buch verfolgt wird, ergibt sich aus meiner langjährigen Beschäftigung mit der Gattung des Romans in Forschung und Lehre. Sie hat in mir den Eindruck entstehen lassen, dass unser Verständnis dieser Gattung, obwohl sie seit dem 19. Jahrhundert eine fast exklusive Stellung erlangt hat, immer noch eingeschränkt ist. Wir wissen, dass lyrische Texte primär zur Modellierung von Formen der subjektiven Selbstaussprache dienen, wir wissen, dass Dramen die gesellschaftliche Existenz des Menschen durch Dialog und Rollenspiel zur Darstellung bringen. Für den Roman sind solche Aussagen ungleich schwieriger. Das liegt natürlich zunächst daran, dass der Roman weniger durch seine literarische Form definiert ist als die anderen großen Gattungen. Man hat daher immer wieder die besondere Offenheit und Flexibilität des Romans sowohl im Hinblick auf seine formalen Möglichkeiten als auch auf die in ihm gestalteten Inhalte betont. Diese Einschätzung ist sicherlich richtig, doch verstellt sie den Blick darauf, dass sich der Roman im Lauf seiner Entwicklung sehr wohl eine immanente Poetik gegeben hat, indem bestimmte Verfahren in der Weise entwickelt wurden, dass sie zu einer Reihe typischer Formen fiktionaler Weltentwürfe dienen konnten.
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Notizen
Zum Folgenden vgl. Matthias Bauer, Romantheorie, Stuttgart: Metzler, 1997, S. 8–73.
Henry Fielding, »Author’s Preface«, in: Fielding, Joseph Andrews, London: Dent, 1962, S. XVII–XXI, hier: S. XVIII.
Johann Karl Wezel, »Vorrede zu ›Herrmann und Ulrike, ein komischer Roman‹«, in: Dieter Kimpl/Conrad Wiedemann (Hg.), Theorie und Technik des Romans im 17. und 18. Jahrhundert, 2 Bde., Tübingen: Niemeyer, 1970, Bd. 2, S. 23–27.
Friedrich von Blanckenburg, Versuch über den Roman, Faksimiledruck der Originalausgabe von 1774, mit einem Nachwort von Eberhard Lämmert, Stuttgart: Metzler, 1965, S. 17–18.
Mme de Staël, De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales, hg. v. Paul van Tieghem, 2 Bde., Genf: Droz, 1959, Bd. 2, S. 228–230.
Vgl. Charles Taylor, A Secular Age, Cambridge (Mass.): Harvard University Press, 2007, S. 159–211.
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Matzat, W. (2014). Einleitung. In: Perspektiven des Romans: Raum, Zeit, Gesellschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05375-6_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05375-6_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-02538-8
Online ISBN: 978-3-476-05375-6
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