Zusammenfassung
Im Film nach 1945, der sich des Faust-Motivs oder -Stoffes annimmt, fallen drei markante Tendenzen ins Auge. Erstens ist eine verstärkte Diffusion der Konturen der Faust-Figur festzustellen. Literarisch vorgeprägte Faust-Figuren, vornehmlich diejenige Goethes, die sicherlich die größte Wirkmacht in der Stofftradition besitzt, wären so in einem stereotypischen Kernbereich zu situieren, während an den Rändern die Kriterien, die bestimmen helfen, wann ein Spielfilm mit seinem Sujet eine Faust-Figur etabliert und sich auf den Faust-Stoff bezieht, unscharf werden. Zweitens lässt sich im Kernbereich des Korpus durchaus eine verstärkte politische Zuspitzung auch in der filmischen Adaptation feststellen, die auf die historischen Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus zurückgeht, wohingegen an den Rändern des Korpus Fausts charakteristisches Streben eher banalisiert wird. Und drittens lässt sich im Kernbereich eine verstärkte Auseinandersetzung des Films mit dem Theater feststellen, was konkret bedeutet, dass sich filmische Adaptationen immer auch – wenn auch nicht exklusiv – mit Goethes Dramatisierung beschäftigen: als Verfilmung von Goethes Faust oder als Verfilmung von Inszenierungen von Goethes Faust.
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Literatur
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Jahraus, O. (2018). Film. In: Rohde, C., Valk, T., Mayer, M. (eds) Faust-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05363-3_54
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