Zu den kulturellen Funktionen von Furcht und Angst

Zusammenfassung

Bereits im Alten Testament und den Schriften der griechisch-römischen Antike werden Furcht und Angst als Empfindungen beschrieben, die zum einen durch die Erwartung eines bevorstehenden Übels ausgelöst werden und zum anderen mit spezifischen körperlichen Zuständen und Verhaltensreaktionen einhergehen. Grundlegend für Letztere ist v. a. die Erfahrung einer körperlichen ›Enge‹ und Beklemmung des Herzens, die in zahlreichen europäischen Sprachen ihren semantisch-etymologischen Niederschlag gefunden hat: im griechischen ἄγχος etwa ebenso wie in den lateinischen Wörtern angor und anxietas, im englischen anxiety und französischen angoisse ebenso wie im deutschen Wort ›Angst‹. Vor diesem Hintergrund hat sich eine wirkmächtige (wenn auch keineswegs kontinuierliche) Tradition der Begriffsdifferenzierung entwickelt.