Zusammenfassung
Merkurs Brautwahl zum Trotz stand Philologia die längste Zeit nicht unter dringendem Verdacht, von herausragender Attraktivität zu sein;1 eher als mit Assoziationen sprühender Originalität, überschäumender Kreativität oder erfinderischer Innovativität versah man sie, die penible Haarspalterin, gerne mit Attributen des Verstaubten, Mühseligen oder Verschrobenen. Friedrich Nietzsche, beispielsweise, findet in einigen nachgelassenen Notizen zu einer geplanten Unzeitgemässen Betrachtung, die unter dem Titel »Wir Philologen« als große Abrechnung mit der Philologie projektiert war, nicht unbedingt die freundlichsten Worte für seine Zunft:
»Beim Durchmustern der Geschichte der Philologie fällt auf, wie wenig wirklich begabte Menschen dabei betheiligt gewesen sind. Unter den berühmtesten sind einige, die sich ihren Verstand durch Vielwisserei zerstört haben, und unter den Verständigsten darunter solche, die mit ihrem Verstande nichts anzufangen wussten als Mücken zu seihen. Es ist eine traurige Geschichte, ich glaube, keine Wissenschaft ist so arm an Talenten. Es sind die Lahmen im Geiste, die in der Wortklauberei ihr Steckenpferd gefunden haben.«2
Nach jahrzehntelanger Fundamental-Kritik, die sich neben dem Basler Altphilologen3 durchaus auch auf weitere namhafte und wortgewaltige Verächter der Philologie stützen konnte,4 ist in den letzten Jahren jedoch verblüffenderweise ein neues Interesse an philologischen Fragestellungen ebenso wie an der Philologie als einer basalen geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplin, Methode oder Grundeinstellung selbst zu beobachten.
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Literatur
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Urbanek, N. (2013). Was ist eine musikphilologische Frage?. In: Calella, M., Urbanek, N. (eds) Historische Musikwissenschaft. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05348-0_8
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