Zusammenfassung
Als der isländische Schriftsteller Þórbergur Þórðarson (1888–1974) im Herbst 1941 seine gesammelten Gedichte herausgibt, versieht er das Buch mit dem anspielungsreichen Titel Edda Þórbergs Þórðarsonar (»Þórbergur Þórðarsons Edda«). Während der Zweite Weltkrieg tobt, kurz nachdem die Amerikaner die Briten als Besetzer Islands abgelöst haben, errichtet er mit diesem Titel seinem Vorgänger Snorri Sturluson (ca. 1179–1241), der Zentralfigur der mittelalterlichen isländischen Literatur, ein literarisches Denkmal. In Anlehnung an die Prosa-Edda — ein Text, der allgemein eben Snorri Sturluson zugeschrieben wird — bezeichnet Þórbergur Þórðarson das Vorwort seiner neuen Edda lateinisch als »Prologus«:
Der Kollege Snorri Sturluson verfasste ein Lehrbuch für unsere Dichter. In dieses Buch schrieb er Erzählungen von Göttern, Trollen, Elfen, Zwergen, Menschen und Ereignissen, um bei den Dichtern die Erinnerung an den Ursprung und Charakter der Kenningar [poetische Umschreibungen in der altnordischen Dichtung] und anderer Wörter, die damals in gebundener Sprache gepflegt wurden, zu festigen. Dieses Buch nannte er Edda.1
Mit dem 22. September wird der Prolog zudem auf jenen Tag datiert, an dem laut Überlieferung Snorri exakt siebenhundert Jahre zuvor im Auftrag des norwegischen Königs auf seinem Hof Reykholt in Westisland erschlagen wurde.2
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Glauser, J. (2011). Einleitung. In: Island — Eine Literaturgeschichte. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05311-4_1
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05311-4_1
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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