Zusammenfassung
»Die Meistersinger werden nicht nur von allen Deutschen als das deutscheste Kunstwerk unserer Opernbühnen empfunden, sondern darüber hinaus nimmt noch jede Bewegung, die Deutschland durchpulst, das Werk für sich ganz besonders als gerade ihren Ausdruck, als Bestätigung ihrer Grundsätze, ihrer Wünsche und Forderungen in Anspruch. Dabei ist es ganz gleichgültig, ob diese Bewegung von rechts oder von links oder aus der Mitte kommt. Und dieses Anrufen der Meistersinger als Eideshelfer bei allen deutschen Dingen, bei großen Taten so gut wie bei kleinen Dummheiten, ist nicht etwa immer eine unlautere Absicht, sondern Überzeugung. Jeder findet wirklich sich und seine Pläne in den Meistersingern bestätigt. Es handelt sich ja bei ihnen um das Ausbrechen einer neuen Zeit, um den Sieg des vorwärtsstürmenden Jugendgeistes über veralteten Formelkram, den Sieg des Fortschrittlichen über das unfruchtbar am Alten Klebende. Wenn man nun nicht in den allerdings unausrottbaren Fehler verfällt, jeden Gegner für einen schlechten Menschen anzusehen, jede von der eigenen Absicht abweichende für etwas Verbrecherisches, oder doch für etwas den niedrigsten Beweggründen Entsprungenes, so muß man jeder vorwärts dringenden Kraft in Deutschland das Recht zugestehen, sich auf die Meistersinger zu berufen.«1
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Literatur
Die Zitate aus Otto Strobel (Hg.), Bayreuther Festspielführer 1933, S. 3 f.; vgl. auch Frederic Spotts, Bayreuth, S. 195 ff.
Vgl. Wilhelm Heinrich Wackenroder, Herzensergießungen eines kunstliebenden Klosterbruders, Berlin 1797, in: Werke und Briefe. esamtausgabe in einem Band, Heidelberg 1967, S. 57.
Peter Cornelius, Die Meistersinger von Richard Wagner, in: derselbe, Literarische Werke, Bd.III, Aufsätze über Musik und Kunst, Leipzig 1904, S. 172 f. Alle weiteren Zitate S. 180.
Dieter Borchmeyer/Jörg Salaquarda (Hg.), Nietzsche und Wagner. Stationen einer epochalen Begegnung, Frankfurt/M./Leipzig 1994, Bd. 1, S. 590.
Vossische Zeitung, zitiert nach Ludwig Marcuse, Das denkwürdige Leben des Richard Wagner, Zürich 1963, S. 220.
Adolf Rapp, Wagner als Führer zu deutscher Art, in: Bayreuther Festspielführer 1924, hg. von Karl Grunsky, S. 160. Die Zitate auf S. 161 und 163; Pfi tzners Gedicht S. 7.
Joseph Goebbels, Richard Wagner und das Kunstempfi nden unserer Zeit; in: Attila Csampai/Dietmar Holland (Hg.), Die Meistersinger von Nürnberg, Reinbek bei Hamburg 1987, S. 194. Die folgenden Zitate auf S. 196; 194.
Curt von Westernhagen, Richard Wagners Kampf gegen seelische Fremdherrschaft, München 1935, S. 100. Diese Schrift wurde zum Gedenken an den »Tag von Potsdam« verfasst.
Alfred Einstein, Meistersinger, in: Bernd W. Wesseling (Hg.), Bayreuth im Dritten Reich. Richard Wagners politische Erben, Weinheim und Basel 1983, S. 196.
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Bermbach, U. (2011). Verachtet mir die Meister, entehrt mir ihre Kunst!. In: Richard Wagner in Deutschland. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05295-7_8
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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