Zusammenfassung
Schon in Claríns La Regenta wurde die Spanienkritik vorherrschend. In der generación del 98, zu der auch Ramón del Valle-Inclán (1866–1936) gehört, wird sie obsessiv, in den Esperpentos sogar ausgesprochen bösartig. In Luces de Bohemia, einem noch immer faszinierenden, aber auch widerborstigen Text, erscheint Spanien als Zerrbild, in dem alles deformiert und entwertet ist, was dem herrschenden Bürgertum als unerschütterlich und beispielgebend galt: die staatlichen und kirchlichen Institutionen, deren Würdenträger, die Ordnungshüter, die sozialen Verhältnisse, die geistige Elite. Hoffnung auf Besserung gibt es nicht, weil die spanische Misere nicht als etwas Vorübergehendes gedacht wird, sondern als etwas wesenhaft zur Nation Gehöriges. Verzweiflung beherrscht die fiktive Handlung; demoralisierend wirkt aber auch die Sinngebung durch einen Autor, der nicht so sehr ›engagiert‹ als vielmehr nur noch angewidert ist. Nichts kommt dem Nihilismus näher als die Esperpentos von Valle-Inclán.
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Literaturhinweise
Ausgabe: Ramón del Valle-Inclán, Luces de Bohemia, ed. Alonso Zamora Vicente, Madrid 301995
Übersetzung: Ramón del Valle-Inclán: Wunderworte und Glanz der Bohème, übers. von Fritz Vogelgsang, Stuttgart 1983
Weitere Literatur
Spanische Literaturgeschichte, S. 329–338, speziell: S. 335–338
Wilfried Floeck: Spanisches Theater im 20. Jahrhundert, Tübingen 1990
Volker Roloff: »›Luces de Bohemia‹ als Stationendrama«, in: Harald Wentzlaff-Eggebert (Hg.): Ramón del Valle-Inclán (1866–1936), Akten des Bamberger Kolloquiums vom 6.-8. November 1986, Tübingen 1988, S. 125–139
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Neuschäfer, HJ. (2011). Valle-Incláns Luces de Bohemia (1921/24) Spanien als Esperpento. In: Klassische Texte der spanischen Literatur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05277-3_19
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05277-3_19
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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