Zusammenfassung
Nach den naturphilosophischen und metaphysischen Arbeiten der 50er Jahre füllt die zweite, zunehmend metaphysikkritische Gruppe von Schriften die 60er Jahre aus. Sie schließt mit der Inauguraldissertation Über Form und Prinzipien der sensiblen und der intelligiblen Welt (1770), die Kant beim Antritt seiner Metaphysik-Professur verteidigte. Die Schriftengruppe beschreibt eine höchst widersprüchliche Problemsituation der Philosophie, trägt aber keine Lösungen vor. Doch Kant behandelt Elemente der Lösung, die er dann in seiner Umbildung der Metaphysik zusammenführt. Der Leitgedanke der ersten, vorwiegend naturphilosophischen Schriftengruppe Kants lautete Vermittlung; derjenige der zweiten Arbeitsperiode und Werkgruppe heißt Trennung. Die Vermittlung zwischen den großen, einander entgegenstehenden Konzepten der Leibnizschen ontologischen Metaphysik und Newtons experimentell-induktionistischer Wissenschaftstheorie erwies sich als weit schwieriger als Kant mit den Arbeiten der 50er Jahre angenommen hatte.
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Literatur
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Irrlitz, G. (2010). Die metaphysikkritischen Schriften der 60er Jahre. In: Kant-Handbuch. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05268-1_3
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