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Heines Musikberichte im Kontext der zeitgenössischen französischen und deutschen Musikkritik

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Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen
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Zusammenfassung

Heines Musikberichte gehören zweifellos zu den meistgelesenen Äußerungen zur Musik überhaupt. Ebenso wie berühmte, häufig reproduzierte Portraits von Musikern — man denke etwa an Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach oder Wolfgang Amadeus Mozart — das ›Bild‹ des jeweiligen Künstlers unwiderruflich geprägt haben, so sind auch Heines pointierte Bemerkungen über zeitgenössische Musiker gewissermaßen ›Portraits‹, die keiner mehr völlig vergessen kann, der sie einmal gelesen hat. Diese Plastizität hat sicherlich die Verbreitung dieser Berichte befördert und damit zugleich ihre enorme Wirkung. Noch zu ihren Lebzeiten wurden selbst berühmte Künstler wie Giacomo Meyerbeer oder Franz Liszt von zahllosen Menschen mit den Zeilen in Verbindung gebracht, die Heine über sie geschrieben hatte. Nach ihrem Tod dürfte es sogar die überwiegende Mehrheit gewesen sein, die diese Komponisten — neben ihrer Musik — nur noch aus Heines Werken kannte.1 Dies lenkte frühzeitig auch die Wut derer auf Heine, die den Verspotteten und mitunter auch Diffamierten nahestanden oder diese verehrten. Zwar ließen sich Heines Worte nicht ungeschehen machen, aber es gab Strategien, die wie ein ›Gegengift‹ die Wirkung jener Worte wenigstens abschwächen konnten. Die erfolgreichsten waren wohl der Vorwurf der Käuflichkeit (der sich gut mit antisemitischen Vorurteilen verbinden ließ) und der des Dilettantismus im modernen, negativen Sinne: dass Heine keine wirkliche Ahnung von Musik gehabt habe. Was den Vorwurf der Käuflichkeit betraf, so hat schon Michael Mann nachgewiesen, dass die Vorwürfe wesentlich auf der Verwechslung der »Lutetia«-Fassung von 1854 mit der ursprünglichen Journal-Fassung beruhten.2

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Anmerkungen

  1. Den besten Überblick vermitteln die Bände: Heinrich Heine: Zeitungsberichte über Musik und Malerei. Hrsg. v. Michael Mann. Frankfurt a.M. 1964, sowie Heinrich Heine und die Musik. Hrsg. v. Gerhard Müller. Leipzig 1987.

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  2. Michael Mann: Heinrich Heines Musikkritiken. Hamburg 1971, insbesondere S. 107–110 u. S. 113.

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  3. Zu Liszt vgl. auch: Rainer Kleinertz: »Wie sehr ich auch Liszt liebe, so wirkt doch seine Musik nicht angenehm auf mein Gemüt« — Freundschaft und Entfremdung zwischen Heine und Liszt. In: HJb. 37 (1998), S. 107–139, ders.:

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  4. Heinrich Heine on Liszt. In: Christopher H. Gibbs u. Dana Gooley (Hrsg.): Franz Liszt and His World. Princeton/Oxford 2006, S. 441–465.

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  5. Zu Heines Urteil über Felix Mendelssohn-Bartholdy und Gioacchino Rossini vgl. Rainer Kleinertz: Rossini und Felix Mendelssohn: Zu den Voraussetzungen von Heines Mendelssohn-Kritik. In: Helen Geyer/Michael Berg/Matthias Tischer: »Denn in jenen Tönen lebt es« — Wolfgang Marggraf zum 65. Geburtstag. Weimar 1999, S. 113–127.

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  6. Charles Perrault: Parallèle des anciens et des modernes en ce qui regarde les arts et les sciences. Paris 1688. Vgl. hierzu: Hans Robert Jauß: Literaturgeschichte als Provokation. Frankfurt a.M. 1970. Zu Raguenet vgl. Wilhelm Seidel: Französische Musiktheorie im 16. und 17. Jahrhundert. In: Frieder Zaminer (Hrsg.): Entstehung nationaler Traditionen. Frankreich, England. Darmstadt 1986 [= Geschichte der Musiktheorie 9], S. 1–140, ders.: Der Streit um die italienische und die französische Oper um 1700. In: Sabine Ehrmann-Herfort/Ludwig Finscher/Giselher Schubert (Hrsg.): Europäische Musikgeschichte. Kassel 2002, Bd. 1, S. 319–375.

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  7. Jean Laurent le Cerf: Comparaison de la musique italienne et de la musique française. In: Jacques Bonnet: Histoire de la musique et de ses effets. Paris 1715.

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  8. Vgl. hierzu Imogen Fellinger: Mattheson als Begründer der ersten Musikzeitschrift (Critica Musica). In: George J. Buelow (Hrsg.): New Mattheson Studies. Cambridge, Mass. 1983. Vgl. ferner Dies.: Periodica Musicalia (1789–1830). Regensburg 1986; dies.: Verzeichnis der Musikzeitschriften des 19. Jahrhunderts. Regensburg 1968.

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  9. E.T.A. Hoffmann: Schriften zur Musik. Hrsg. v. Friedrich Schnapp. München 1963.

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  10. Torwaldo und Dorliska , komische Oper in zwei Akten, Musik von Rossini. In: Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung (1830), Nr. 10, S. 39.

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Henriette Herwig Volker Kalisch Bernd Kortländer Joseph A. Kruse Bernd Witte

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Kleinertz, R. (2007). Heines Musikberichte im Kontext der zeitgenössischen französischen und deutschen Musikkritik. In: Herwig, H., Kalisch, V., Kortländer, B., Kruse, J.A., Witte, B. (eds) Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_43

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_43

  • Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart

  • Print ISBN: 978-3-476-02184-7

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