Zusammenfassung
Der Titel einer poetischen Ökonomie von Heine und Marx bezieht sich durch Assonanz und Wissen auf die politische Ökonomie, deren Kritik die Hauptwerke von Karl Marx, insbesondere »Das Kapital«, bekanntlich gelten. Auch aus einigen der wichtigsten Werke Heines, den »Reisebildern«, den »Französischen Zuständen« und der »Lutetia« (aber damit sind keineswegs alle benannt) ließe sich eine Kritik der politischen Ökonomie extrahieren, wenn man darunter die Kritik der politischen Konsequenzen wirtschaftlichen Handelns versteht. Etwa in den Ausführungen über die Eröffnung der neuen Eisenbahnenlinien und über den Baron Rothschild in »Lutetia« wird implizit ein wirtschaftlich induzierter Funktionswandel des Souveränitätsbegriffs verzeichnet. (Vgl. B 5, 448ff.: »es ist das Staatsruder, dessen sich die herrschende Geldaristokratie täglich mehr und mehr bemächtigt.«)
Haben Sie die Idee eines Mittagessens begriffen, mein Lieber? Wer diese begriffen hat, der begreift auch das ganze Treiben der Menschen.
[D]ie Poesie, die Himmelstochter, die Hochgeborene, hat selbst nie Geld und wendet sich, bei solchem Bedürfnis, immer an Cotta.
Heinrich Heine1
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Anmerkungen
Wolfgang Hädecke: Heinrich Heine. Eine Biographie. München 1985, vgl. das Kapitel »Die neuen Genossen«, S. 414–429.
Siegbert S. Prawer: Karl Marx und die Weltliteratur. München 1983;
Nigel Reeves: Heine and the Young Marx. In: Oxford German Studies (1973), H. 7, S. 44–97;
Zvi Tauber: Remarks on the Relationship Between Heine and Marx in 1844. In: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 30. Göttingen 2002, S. 402–413. Ebenso Lefebvre, Marx (Anm. 3).
Vgl. dazu auch Jochen Hörisch: Kopf oder Zahl. Die Poesie des Geldes. Frankfurt a.M. 1996, S. 83.
Die rhetorische Begrifflichkeit nach Heinrich Lausberg: Elemente der literarischen Rhetorik. München 41971.
Vgl. Fußnote 4 bei Giorgio Agamben: Theos, Polis, Oikos. In: Lettre International (Sommer 2005), S. 60–62.
So Bernd Witte: Politik, Ökonomie und Religion im Zeitalter der Globalisierung — unter Berufung auf Heine. In: Bernd Witte u. Mauro Ponzi (Hrsg.): Theologie und Politik. Walter Benjamin und ein Paradigma der Moderne. Berlin 2005, S. 9–19, hier: S. 17. Ebd. auch der Beitrag von Giorgio Agamben: Ökonomische Theologie, der mit dem Lettre-Aufsatz (Anm. 9) nahezu identisch ist.
Friedrich Wilhelm Graf: Wie Wiederkehr der Götter. Religion in der modernen Kultur. München 2004, S. 275. Graf vertritt eine Zielrichtung auf Transzendenz, ich hingegen mit Heine und Marx auf Immanenz.
Walter Benjamin: Gesammelte Schriften. Hrsg. v. R. Tiedemann u. H. Schweppenhäuser. Bd. VI. Frankfurt a.M. 1985, S. 100–103.
Klaus Briegleb: Opfer Heine? Frankfurt a.M. 1986, S. 74.
Dirk Baecker: Volkszählung. In: Dirk Baecker u.a. (Hrsg.): Kapitalismus als Religion. Berlin 2003, S. 265–282, hier: S. 273.
Niklas Luhmann: Die Wirtschaft der Gesellschaft. Frankfurt a.M. 1988, S. 253.
Werner Hamacher hat diesen Sachverhalt in einer ebenso luziden wie subtilen Analyse herausgearbeitet. Lingua Amissa: The Messianism of Commodity-Language and Derrida’s »Specters of Marx«. In: Ghostly Demarcations. London/New York 1999, S. 168–212, hier insbes.: S. 175.
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Pott, HG. (2007). Die poetische Ökonomie von Heine und Marx. In: Herwig, H., Kalisch, V., Kortländer, B., Kruse, J.A., Witte, B. (eds) Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_41
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Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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Online ISBN: 978-3-476-05263-6
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