Zusammenfassung
Das im ›Biedermeier‹ verbreitete Frauenbild bevorzugte introvertierte, sanfte und tugendhafte Frauen, häusliche, in der Familienpflege aufgehende Geschöpfe, die neben einer zahlreichen Kinderschar auch für den außer Hause arbeitenden Gatten zu sorgen hatten. Die vom Mutter- und Gattinnentypus abweichende Frau geriet leicht in den Ruf der Außenseiterin. Suffragetten waren wenig geschätzt, die männliche Phantasie liebte mehr das Exotische oder das Zauberhafte. Nichtbürgerliche Frauen waren Elfentypen, zarte Wesen der Lüfte oder des Wassers, Feen und Nixen. Die Literatur des 19. Jahrhunderts wimmelt von solchen Wasserfrauen, Melusinen und Undinen bis zur schönen Lau. Oder sie waren Unholdinnen, Hexen aller Art, wie man sie von Shakespeare her kannte, meist hässlichen Aussehens, geschmückt mit Warzen und Krallenfingern, und ausgestattet mit fataler Zauberkraft. Ludwig Richter, der durch seine Illustrationen von Ludwig Bechsteins Märchen besondere Popularität erlangte, hat drei solcher Zauberfrauen prototypisch fixiert: die »alte schlimme Hexe«1, die Zauberin2 und die Nixe3.
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Anmerkungen
Ludwig Bechstein: Sämtliche Märchen. Darmstadt 1965, »Die Hexe und die Königskinder«, S. 209 (vgl. Abb. 1 im Bildanhang).
Zur Entwicklung der »Loreley-Sage« vgl. Katja Czarnowski: Die Loreley. In: Deutsche Erinnerungsorte. Hrsg. v. Etienne François u. Hagen Schulze. München 2001, S. 488–502;
Rotraud Ehrenzeller-Favre: Loreley. Entstehung und Wandlung einer Sage. Flensburg 1948;
Markus Winkler: Mythos Loreley. In: »Ich Narr des Glücks«. Heinrich Heine 1797–1856. Bilder einer Ausstellung. Hrsg. v. Joseph A. Kruse unter Mitwirkung v. Ulrike Reuter u. Martin Hollender. Stuttgart/Weimar 1997, S. 408–414;
Hermann Seeliger: Die Loreleysage in Dichtung und Musik. Leipzig 1898;
Helga Arend: Die Loreley — Entwicklung einer literarischen Gestalt zu einem internationalen Mythos. In: Gender und Interkulturalität. […] Hrsg. v. Liesel Hermes/Andrea Hirschen/Iris Meißner. Tübingen 2003, S. 19–28.
Abbildungen von Gemälden und Postkarten der Loreley finden sich in zahlreichen Bildbänden, zuletzt etwa bei Rita Müllejans-Dickmann: »Und kämmt ihr goldenes Haar«. Anatomie eines Frauenbildes. In: Die Loreley. Ein Fels im Rhein. Ein deutscher Traum. Katalog-Handbuch. Hrsg. v. Mario Kramp u. Matthias Schmandt. Mainz 2004, S. 82–91; Bettina Baumgärtel: »Die schönste Jungfrau«. Eine Ästhetik des Verführens. Ebd., S. 92–103;
Ulrike Fuß: Die Loreley. Die Geschichte einer legendären Frau. In: Mythos Rhein. Ein Fluß — Bild und Bedeutung. Hrsg. v. Richard W. Gassen u. Bernhard Holeczek. Ludwigshafen 1992, S. 267–293; Ernst-Ullrich Pinkert: Die Loreley, Germania und Die Wacht am Rhein. In: Kruse (Hrsg.), Narr (Anm.4), S. 435–441; Peter Ruf: Kitsch und Souvenir. In: Mythos Rhein (s. o.), S. 79–102; Gertrude Cepl-Kaufmann u. Antje Johanning: Mythos Rhein. Kulturgeschichte eines Stromes. Darmstadt 2003; Winkler, Mythos Loreley (Anm. 3); Minaty, Loreley (Anm. 5).
Der Katalog der Ausstellung »An den Rhein, an den Rhein. Das malerische und romantische Rheinland in Dokumenten, Literatur und Musik«. Eine Ausstellung des StadtMuseums Bonn. Konzeption und Durchführung Ingrid Bodsch. Bonn 2002, S. 159f., führt 27 Operntitel (ohne Pacius) auf; Franz Stieger: Opernlexikon. Tübingen 21975, Bd. 2, S. 728f., nennt weitere Werke. Vgl. auch den Artikel von Heinrich Denzer: Opern, die am Mittelrhein spielen. In: Rhein-Museum Koblenz. Beiträge zur Rheinkunde (1988), H. 40.
Emanuel Geibel: Sänger der Liebe, Herold des Reiches. Ein deutsches Dichterleben von Karl Theodor Gaedertz. Leipzig 1897, S. 230f.
Felix Mendelssohn Bartholdy: Loreley. Unvollendete Oper. Bearb. Franz Abt. Clavierauszug mit Text. Leipzig ca. 1880; Braunschweig ca. 1885. Zu Mendelssohns »Loreley«-Oper vgl. Reinhold Sietz: Die musikalische Gestaltung der Loreleysage bei Max Bruch, Felix Mendelssohn und Ferdinand Hiller. In: Max Bruch-Studien. Zum 50. Todestag des Komponisten. Hrsg. v. Dietrich Kämper. Köln 1970, S. 14–45 [mit Abdruck des Briefwechsels zwischen Mendelssohn und Geibel, in dem beide um die Textgestalt ringen, Finale des ersten Aktes aus der unvollendeten Oper »Loreley«, gedichtet von E. Geibel, op. 98. Klavierauszug. Leipzig 1851]; ders.: Ave Maria für Sopran Solo und weiblichen Chor aus der unvollendeten Oper Loreley op. 98, Nr. 2. Klavierauszug. Leipzig/Winterthur 1868.
Peter Lentwojt: Die Loreley in ihrer Landschaft. Romantische Dichtungsallegorie und Klischee. Frankfurt a.M. 1998, S. 228, schlüsselt auf: der Rhein bei St. Goar, der Loreley-Felsen, Abenddämmerung mit Abendsonne oder Mondschein, der Echohall, die Loreley-Gestalt auf dem Gipfel des Felsens, die Schiffer im Kahn am Fuß des Felsens.
Düsseldorfer Opern-Programm: La Wally. Duisburg 2005, S. 22, 24.
Alfredo Catalani: Loreley. Orchestra e Coro del Teatro alla Scala di Milano, Dir. Gianandrea Gavazzini. Milano 1968. Living Stage LS 347.19;
Alfredo Catalani: Loreley. Coro e Orchestra della RAI di Milano, Dir. Alfredo Simonetto. Milano 1954. Walhall eternity series. WLCD 0123. Eine von Thomas Voigt erstellte Diskografie der Oper im Düsseldorfer Opern-Programm La Wally, S. 56f.
Vom Schlage der »Butzenscheiben«-Epen eines Albert Jeep: Die Loreley. Lyrisches Epos. Basel/Ludwigsburg 1863, und eines Julius Wolff: Lurlei. Eine Romanze. Berlin 1886.
Walter Fähnders: Avantgarde und Moderne 1890–1933. Lehrbuch Germanistik. Stuttgart 1998, S. 111ff.
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Grimm, G.E. (2007). »Die Macht des Gesanges«. In: Herwig, H., Kalisch, V., Kortländer, B., Kruse, J.A., Witte, B. (eds) Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_4
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