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Zwischen Feuilleton und Geschichtsschreibung

Zur Medialität von Literatur- und Kunstkritik bei Heine

  • Chapter
Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen
  • 467 Accesses

Zusammenfassung

Wer Heines Literatur- und Kunstkritik darstellen und erklären will, steht sogleich vor zwei Hürden: Die erste bezieht sich auf ein ästhetisches Problem, die zweite auf ein historiografisches. Die ästhetische Hürde ist mit großer Schärfe und Härte von Karl Kraus benannt worden, wenn er Heine entgegenhält, dass er die deutsche Literatursprache dem Feuilleton überliefert und sie damit kompromittiert habe.1 Der Standort, von dem aus dieses Urteil gefällt wurde, ist die Autonomieästhetik der deutschen Klassik, deren dauernde Gültigkeit, auch in der Moderne, für Kraus außer Frage stand. Gemessen an der Autonomieästhetik, die den Bereich der Kunst aus dem sozialen Bereich ausgrenzt, erscheint Heines Schreiben, namentlich aber sein Umgang mit Kunst und Literatur, als zwielichtig, bald über die Grenzen des Ästhetischen hinausgehend, bald ungenügend auf das ästhetische Moment ausgerichtet. Nicht ohne Grund hat Kraus für diesen Umstand das Medium verantwortlich gemacht, dessen sich Heine zum großen Teil bediente, nämlich die Zeitung und die Zeitschrift. Für Kraus war dieses Medium, verkörpert durch das Feuilleton der Wiener Presse, der Inbegriff von Kommerzialisierung sowie journalistischer Unverantwortlichkeit und Beliebigkeit, in jedem Fall unvereinbar mit strengen ästhetischen Maßstäben. Dieser Vorwurf wirkt bekanntlich noch bis zu Adorno nach.2

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Anmerkungen

  1. Karl Kraus: Heine und die Folgen. München 1910.

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Henriette Herwig Volker Kalisch Bernd Kortländer Joseph A. Kruse Bernd Witte

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Hohendahl, P.U. (2007). Zwischen Feuilleton und Geschichtsschreibung. In: Herwig, H., Kalisch, V., Kortländer, B., Kruse, J.A., Witte, B. (eds) Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_33

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_33

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