Zusammenfassung
An einer wohlbekannten Stelle in »Die Stadt Lucca« behauptet Heine, dass »die Gewerbefreiheit der Götter« (B 3, 518) das einzige Mittel sei, die Religion zu retten. Er erklärt dann weiter: »Wie den Gewerben ist auch den Religionen das Monopolsystem schädlich, durch freie Konkurrenz bleiben sie kräftig« (B 3, 518). Heine vertritt diese These im Kontext einer ausführlichen Denunzierung der Staatsreligion als einer »Mißgeburt«, die Verketzerung, Gesinnungsspionage und falsche Privilegien hervorbringt und auf diese Weise das wahre Christentum verdirbt. Die in »Die Stadt Lucca« geforderte Trennung von Kirche und Staat fasste allerdings weder in Deutschland noch überhaupt im alten Europa Fuß, sondern fand fruchtbaren Boden erst in den neuen Staaten Nordamerikas. Mit dieser Trennung gab es im Verlauf des 19. Jahrhunderts in Nordamerika eine freie Konkurrenz von religiösen Ideen und eine Versplitterung der alten europäischen Staatsreligionen in einige protestantische Sekten. Und wie Heine an der gleichen Stelle in »Die Stadt Lucca« andeutet, führte der Wettbewerb unter diesen verschiedenen religiösen Vorstellungen zu einer erhöhten spirituellen Begeisterung und einer stärkeren Opferbereitschaft der Gläubigen.
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Anmerkungen
Francis Fukuyama: The End of History and the Last Man. New York 1992, S. 328ff.
Christian Liedtke: »…es lachten selbst die Mumien«. Komik und grotesker Humor in Heines »Romanzero«. In HJb. 43 (2004), S. 25.
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Cook, R.F. (2007). Die Wiederkehr der Religion. In: Herwig, H., Kalisch, V., Kortländer, B., Kruse, J.A., Witte, B. (eds) Übergänge. Zwischen Künsten und Kulturen. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05263-6_10
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