Zusammenfassung
Wie die Literatur der Weimarer Republik kann auch die der Nachkriegszeit nicht ohne Bezug zum historischen Kontext dargestellt werden. Allein die semantische Bedeutung des Dritten Reichs für das Drama ist kaum zu überschätzen. Der Rekurs auf einen kulturwissenschaftlichen Ansatz, der durchaus als Fortschreibung der Sozialgeschichte verstanden werden kann,1 legitimiert sich zudem aus der Konkurrenz der politischen Systeme. Denn jene bieten nicht nur differente Narrative an, sondern bestimmen auch Funktion und Spektrum künstlerischer Ausdrucksformen verschieden (A, 1.2/1.3). Trotz einer unübersehbaren Menge an Publikationen erweist sich der kulturwissenschaftliche Diskurs als überaus heterogen. Einigkeit herrscht weder über die Abgrenzung des Gegenstandsbereichs noch über das Verhältnis zu anderen Modellen. Der Omnipräsenz des Terminus sollte daher mit einer Begriffsdefinition begegnet werden, die das Verknüpfungsproblem zwischen Autor, Werk und Kontext berücksichtigt. Ver-steht man nämlich die gesamte Kultur als ›Text‹, wie dies unter verschiedenen Prämissen Kristeva, Derrida, Geertz, Bachmann-Medick u.a. tun, dann wird Literarizität negiert und das Werk Dokument. Vor diesem Hintergrund spricht sich die vorliegende Arbeit für eine »textwissenschaftlich fundierte Kulturwissenschaft«2 aus und versucht im Rückgriff auf spieltheoretische Konzepte Drama und Theater als Medien kollektiver Sinnstiftung darzustellen.
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Anmerkungen
Lacan: Schriften I, S. 67 (Das Spiegelstadium als Bildner der Ichfunktion [1949]).
Iser: Das Fiktive und das Imaginäre, S. 35. Der Autor bezieht sich hier auf Warning (1983).
Vgl. Rutenborn: Das Theater als theologische Anstalt (1949), S. 354 und WT 4, S. 200 (Ortlose Dramaturgie [1951–1954]).
Schöpf: Dramatisches Wesen und Wort (1946), S. 113.
Vietta: Orpheustrilogie, S. II (Einführung in den »Orpheus« [1945]). Vgl. B, 3.2.
Ulbricht: Rede vor dem Nationalrat der Nationalen Front am 25. März 1962. Vgl. B, 4.1.1.
Szondi: Theorie des modernen Dramas (1956), S. 27.
Müller: Rotwelsch, S. 72 (Mauern [1981]). Vgl. SW 10, S. 165 (Verhüllter Tag [1954]).
Borchert: Sechzig Jahre Hamburg (1947), S. 505.
Hey: »Ich lande immer in der Gegenwart« (1962), S. 36.
Drewitz: Hinterm Fenster die Stadt (1985), S. 11.
Drewitz: Tagebuchnotiz vom 1. Dezember 1951 (SAdK, Nachlaß Drewitz). Vgl. B, 1.2.2/1.2.3 und C. 4.1.
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Schmidt, W.G. (2009). Drama und Theater als Medien kollektiver Sinnstiftung. In: Zwischen Antimoderne und Postmoderne. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05233-9_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05233-9_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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