17. Jahrhundert

Zusammenfassung

In der niederländischen Literaturgeschichtsschreibung ist es üblich, den Beginn des 17. Jh.s als literarische Epoche schon in der zweiten Hälfte des 16. Jh.s anzusetzen, weil bereits damals jene Veränderungen einsetzten, die das 17. Jh. als eine der Glanzzeiten der niederländischen Literatur auszeichneten. Kurz vor 1570 sind in der Literatur Entwicklungen zu beobachten, die einen deutlichen Bruch mit der mittelalterlichen Tradition erkennen lassen und für spätere Generationen von Autoren richtungsweisend sein sollten. Die Literatur der Antike wird immer mehr zum Maßstab für die eigene Leistung. Anderswo in Europa war dies als Auswirkung der geistigen Bewegung des Humanismus, der seine Wurzeln im Italien des 14. Jh.s hatte, schon länger der Fall. Die Aufmerksamkeit richtet sich nun auch in den Niederlanden u.a. auf die klassischen Genres und Stilauffassungen sowie auf Themen, die für die literarische Überlieferung des Altertums charakteristisch sind. Bis weit ins 18. Jh. ändert sich daran in den Niederlanden verhältnismäßig wenig: Gute Literatur ist zuallererst Literatur, die sich in der Nachfolge der klassischen Literatur präsentiert, Literatur, die sich idealiter mit dem Werk römischer Autoren, vorzugsweise Vergil, Horaz und Seneca, messen kann.