Zusammenfassung
Scham und Peinlichkeit, Schuld und Empörung sind Gefühle, die damit zusammenhängen, dass gegen Normen verstoßen wird. Scham entsteht, wenn jemand gegen eine Norm verstoßen hat, die er oder sie eigentlich anerkennt. In den meisten Fällen schämt man sich für etwas, nämlich für die Übertretung oder Missachtung einer Norm. Wer es für falsch hält, das Tagebuch eines anderen ohne dessen Einwilligung zu lesen, der wird sich schämen, wenn er sich dazu hinreißen lässt, so etwas doch zu tun. Ein weiteres Strukturmerkmal der Scham besteht darin, dass wir uns in der Regel vor jemandem schämen. So kann es sein, dass der Tagebuchleser erst dann von Scham ergriffen wird, wenn er dabei ertappt wird, wie er in den Papieren eines anderen herumschnüffelt. Allerdings gibt es auch Schamsituationen, in denen niemand anwesend ist und man sich offenbar nur vor sich selbst schämt.
Für dieses Kapitel haben wir einzelne Abschnitte aus Hilge Landweer, Scham, und Macht. Phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität eines Gefühls, Tübingen 1999 verwendet und stark überarbeitet.
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Literatur
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Demmerling, C., Landweer, H. (2007). Scham und Schuldgefühl. In: Philosophie der Gefühle. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05200-1_9
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