Zusammenfassung
Heine und Nietzsche zeigen im Rahmen ihrer literarischen Körper-Inszenierungen ein großes Interesse an der Produktivität von Krisenmomenten. In ihrer ästhetischen Praxis fokussieren beide Autoren als Fürsprecher des Körpers die leibliche Eigendynamik in unterschiedlichen Aufführungsprozessen. Damit machen sie sich das Potenzial von Körper-Inszenierungen zu nutze, zentrale Wahrnehmungs- und Deutungsmuster des menschlichen In-der-Welt-Seins zu veranschaulichen, zu modifi zieren und zu hinterfragen.1 Aus Sicht der Ästhetik des Performativen ist für die literarische Konzeption von Krisenzuständen die ästhetische Sensibilität der Autoren für die Ereignishaftigkeit von Aufführungen ausschlaggebend. Denn die Kategorie des Ereignisses liegt dem zentralen Phänomen der Verwandlung bzw. dem transformatorischen Potenzial ästhetischer Erfahrung im Zeichen der Krise zugrunde:
Was sich in Aufführungen ereignet, lässt sich zusammenfassend als eine Wiederverzauberung der Welt und eine Verwandlung der an ihnen Beteiligten beschreiben. Es ist die Ereignishaftigkeit von Aufführungen, die sich in der leiblichen Ko-Präsenz von Akteuren und Zuschauern, in der performativen Hervorbringung von Materialität, in der Emergenz von Bedeutung artikuliert und in Erscheinung tritt, welche derartige Prozesse der Transformation ermöglicht und bewirkt.2
Ausgehend von diesem Verwandlungs- bzw. Transformationspotenzial geht es für Heine und Nietzsche darum, bestimmte inszenatorische Strategien zu entwickeln, um in unterschiedlichen thematischen und gattungsspezifischen Kontexten die Position eines ästhetischen Teilnehmers im Text zu etablieren, der das Ereignis der Transformation sprachlich vermittelt.
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Literatur
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Wortmann, S. (2011). Das sprachliche Potenzial der Körper-Inszenierungen. In: „das Wort will Fleisch werden“. Heine-Studien. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05195-0_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05195-0_3
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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