Zusammenfassung
Wolfram nimmt auch als Liederdichter einen bedeutenden Platz in der Literaturgeschichte ein, obwohl nur neun Lieder von ihm überliefert sind. Die Mehrzahl davon gehört zur Gattung der Tagelieder, die bis dahin in der deutschen Lyrik eine bescheidene Rolle gespielt hatte. Tagelieder besingen den Trennungsschmerz der Liebenden beim Anbruch des Tages. Dieses Thema ist zu allen Zeiten lyrisch behandelt worden: im alten Ägypten, in China, im klassischen Griechenland, im europäischen Mittelalter und in vielen modernen Literaturen. Man vermutet, daß es in Deutschland eine volkstümliche Tradition des Tagelieds gab. Das älteste deutsche Tagelied (Slâfest du, vriedel ziere? MF 39,18), das unter dem Namen Dietmars von Eist überliefert ist, scheint noch Spuren dieser Tradition zu bezeugen. Das höfische Tagelied, die sogenannte ›Alba‹, entstand im 12. Jahrhundert in Südfrankreich. Das früheste Zeugnis für die Rezeption der provenzalischen ›Alba‹ ist das Tagelied von Heinrich von Morungen (Owê, Sol aber mir iemer mê geliuhten dur die naht MF 143,22). Aber erst Wolfram hat den neuen Typus in Deutschland durchgesetzt.
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Bumke, J. (2004). Lieder. In: Wolfram von Eschenbach. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05091-5_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05091-5_2
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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