Zusammenfassung
Moderne ›Bio-Macht‹ verdinglicht den Menschen, indem sie durch körperliche Konditionierung und Verinnerlichungspraktiken Individualtypen und Bevölkerungsklassen schafft. Diese sind systemfunktional statt freie Selbstverwirklichung zu ermöglichen. Die Kritik der Macht verbindet die Perspektive der Unterdrückten mit einer genealogischen Analyse der Herkunft solcher Machtmechanismen. Foucault hat freilich diese nur in Grundzügen angedeutete Verbindung der genealogischen Geschichtsschreibung mit der Erfahrungsperspektive der Betroffenen selbst nicht zu einer epistemologischen Theorie ausgebaut. Das Problem der Macht, so läßt sich die in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre anbahnende erneute Umorientierung verstehen, verlangt vielmehr dringlicher nach einer praktischen Antwort. Nicht die Ausarbeitung einer Erkenntnistheorie, die den Ansprüchen des ohnehin skeptisch beurteilten philosophischen Diskurses genügen würde, ist die Aufgabe, sondern die konkrete und reale Thematisierung von Widerstandsmöglichkeiten. Wie ist angesichts der pervasiven Kraft moderner Machtpraktiken Widerstand praktisch realisierbar und (an welchen Punkten) konkret durchführbar? Wie kann der auf Körper und ›Seele‹ konzentrierten Bio-Macht — trotz und gerade wegen ihrer scheinbaren Allmacht in der modernen Gesellschaft — effektiv getrotzt werden?
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2004 Springer-Verlag GmbH Deutschland
About this chapter
Cite this chapter
Kögler, HH. (2004). Ethik und Politik: Für eine Ästhetik der Existenz. In: Michel Foucault. Sammlung Metzler. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05078-6_4
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05078-6_4
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
Print ISBN: 978-3-476-12281-0
Online ISBN: 978-3-476-05078-6
eBook Packages: J.B. Metzler Humanities (German Language)