Zusammenfassung
Die Romantik privilegiert in Frankreich die Genre von Lyrik und Dramatik, es ist wohl die letzte Epoche, in der das Theater vor seiner Ökonomisierung und seiner Autnominisierung noch als ein, wenn nicht der zentrale Bereich literarischer Innovation betrachtet wird. Dennoch wird der Umschwung zur Romantik, relativ spät im europäischen Kontext, durch die Lyrik eingeleitet: Das Jahr 1820 mit den Méditations poétiques von Lamartine und die beginnenden 1820er Jahre mit Gedichtsammlungen von Hugo und Vigny sind durch eine Vielfalt poetischer und thematischer Innovationen charakterisiert, die der Epochenatmosphäre besser als die traditionelle Lyrik entsprechen, und die sie nicht nur begleiten, sondern sensibel verändern. Nachdem sich die romantischen ›Netzwerke‹, wie Salons und »Cénacles«, etabliert haben, beginnt die Romantik die Inbesitznahme des Theaters als der öffentlichsten und sichtbarsten literarischen Institution. Vorbereitet durch dramatische Modernitätstheorien von Stendhal und Hugo gelingt dies nach schwierigen Anfängen erst im Jahr der Juli-Revolution mit der »Bataille« um Hugos Stück Hernani (1830); literarische und politische Zäsur verweisen deutlich aufeinander. Die romantische Prosa tritt demgegenüber weniger spektakuär auf. Zwar wird mit den fantastischen Erzählungen ein Genre entwickelt, das neuen Themen wie Traum, Wahnsinn und dem Unheimlichen in der französischen Literatur Existenzberechtigung verschafft, eine wirkliche Innovation setzt jedoch erst mit Stendhals Le rouge et le noir ein; dieser und die folgenden Romane des Autors präsentieren mit ihren romantischen und zugleich problematischen Helden sowie der Spannung zwischen mimetisch-gebrochener Erzählperspektive und Interventionen des Erzählers und nicht zuletzt dank des Stendhalschen Egotismus neue narrative Themen und Verfahren, die die weitere Entwicklung der Prosa des 19. Jh.s prägen sollten.
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Asholt, W. (2006). Der romantische Durchbruch. In: Französische Literatur des 19. Jahrhunderts. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05031-1_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-476-05031-1_5
Publisher Name: J.B. Metzler, Stuttgart
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