Zusammenfassung
»Pictura est laicorum literatura«. Mit diesem Zitat aus Der Name der Rose (Eco 1986, S. 57) läßt Eco den Erzähler Adson beim Betrachten der Skulpturen am Eingangsportal der Klosterkirche auf die Funktionsgleichheit von Text und Bild verweisen. Im benediktinischen Kosmos ist Literatur zunächst und vor allem das Wort Gottes, in zweiter Hinsicht das Wort der Kirchenväter und der antiken Schriftsteller, deren Texte ähnlich unbezweifelbare Wahrheit enthielten. Die Funktionsverwandtschaft von Bild und Text erkennt also Bildern ebenfalls die Aufgabe zu, über das Wirkliche Auskunft zu geben. Diese hohe Wertschätzung des Bildes paßt auf keines der Bildmedien besser als auf die Fotografie, ganz besonders, wenn wir uns ihre Entstehungsgeschichte im 19. Jh., aber auch ihren heutigen Gebrauch vor Augen führen; denn das fotografische Bild kann — wie die durch das Steinbild angeregte Vision Adsons — gleichzeitig Information vermitteln und erzählen. Wobei die Fähigkeit zu erzählen in der direkten Abbildung begründet ist. Denn die Geschichte des Abgebildeten erschließt sich vor allem dann, wenn das Bild mit dem Anspruch auftritt, objektives Zeugnis zu geben. Diese Doppelfunktion des fotografischen Bildes ist Teil der Mediengeschichte populärer Bilder überhaupt, hat aber auch einen besonderen historischen Akzent, da gerade im 19. Jh., dem Jahrhundert, in dem die Fotografie entwickelt wurde, Bilder besonders häufig in erzählenden wie informativen Medien, den Illustrierten, ↗Zeitungen und ↗Zeitschriften, eingesetzt wurden.
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Literatur
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Wilder, K.E. (2003). Fotografie. In: Hügel, HO. (eds) Handbuch Populäre Kultur. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05001-4_39
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Online ISBN: 978-3-476-05001-4
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